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e) Auf drei kleine Kärtchen haben wir versucht die Declination in den früheren Jahrhunderten von 1600-1800 darzustellen; man sieht, dafs die Linie ohne Abweichung sich immer mehr, und zwar sehr bedeutend nach Westen herüber geschoben hat. 2. Inclination. Die indische Halbinsel liegt in der Zone der raschen Zunahme der Inclination mit der Breite, welche mehr oder minder den magnetischen Aequator um die ganze Erde begleitet.

Diese Zone der raschen Zunahme ist nach unseren Beobachtungen für Indien etwas breiter, als man sie bisher angenommen hat.

Der magnetische Aequator zeigt eine kleine aber sehr bestimmte Krümmung nach Norden oberhalb Ceylons. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat er sich mehr nach Norden gewandt.

Die isoclinischen Linien sind die regelmäfsigsten in Beziehung auf ihre Form unter den drei Elementen. Ihr gegenseitiger Abstand verändert sich sehr wenig. Chérra Púsyi und Mahabaléshvar, beides Orte, in denen die jährlich fallende Regenmenge ein Maximum erreicht, sind zugleich Regionen localer Unregelmässigkeiten für die Inclination, welche hier zu gering ist.

Die eigenthümliche Modification, welche wir bei den isodynamischen Linien hervorheben werden, findet sich nicht bei der Inclination im südlichen und Central-Indien, wohl aber findet sich ähnlich wie bei den isodynamischen Linien eine Depression längs des ganzen südlichen Fulses des Himalaya.

Einen Einfluss der Höhe konnten wir innerhalb 2 3 Minuten nicht beobachten; solche Unterschiede sind überhaupt so geringe Gröfsen, dafs sie aufserhalb der Grenzen der absoluten Bestimmung für jene Instrumente liegen, wie man sie jetzt zur Bestimmung dieses Elementes hat.

Kleine locale Störungen sind zwar nicht selten, aber im Allgemeinen nur dann bemerkbar, wenn das Instrument absichtlich auf den Boden selbst gestellt wird. Die Gröfse der Störungen ist im Allgemeinen so gering, dass sie vollständig verschwindet, sobald man Beobachtungen, wie es gewöhnlich geschieht, einige Fufs über den Boden selbst macht.

Für die Linien gleicher verticaler Intensität haben wir keine eigenen Karten gegeben, da die Linien analog den isoclinischen sich verändern; von dieser Uebereinstimmung kann man sich leicht überzeugen, wenn man bei den einzelnen Stationen die Werthe der Inclination mit jenen der verticalen Intensität vergleicht.

3. Totale Intensität. Dieses Element hat ganz unerwartete Modificationen gezeigt, die auch für allgemeine Betrachtungen über

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Gebr. Schlagintweit: Magnetische Beobachtungen in Indien.

die magnetischen Verhältnisse der Erde nicht ohne Interesse sein dürften.

Die Linien, welche durch das Innere von Indien gehen, erleiden zwei bestimmte Modificationen. Es besteht in Central-Indien eine Region von grofser relativer Zunahme der totalen Intensität, eine Region, welche sich von Nágri über Jáblpur und Bellári bis Utakamand erstreckt; ja selbst wenn wir diese Station bei der Construction der magnetischen Linien nicht unmittelbar einschliefsen, so bleibt dessenungeachtet eine bedeutende Biegung nach Süden in einer Ausdehnung und mit einer Bestimmtheit, die so viel wir wissen, bis jetzt noch nirgends beobachtet wurde.

Eine andere Modification ist die Abnahme der totalen Intensität längs des Südfufses des Himálaya, besonders längs des östlichen Theiles. Die Ursachen dieser Modification sind, wie wir glauben, folgende:

Die mächtige Wirkung einer tropischen Insolation, verändert bedeutend die physicalischen und magnetischen Eigenschaften des Bodens, besonders jener Thonschichten, welche in verschiedener Dicke so ausgedehnte Flächen Central-Indiens bedecken. Durch den Einfluss der Insolation erleiden diese Schichten eine Veränderung, ähnlich dem Unterschiede zwischen gewöhnlichem Thon und gebranntem Thon.

Die Ausdehnung dieser störenden Ursache und der Umstand, dafs sie der Oberfläche so nahe liegt, scheint die magnetische Intensität entschieden zu vermehren. Diese Ansicht ist noch durch den Umstand unterstützt, dass die subtropische Region, in welcher wegen der grofsen Regenmenge der Boden sehr feucht ist und wo die directe Insolation sehr geschwächt ist, sich als eine Zone relativer Abnahme der magnetischen Intensität zeigt. Obwohl eine Zunahme der Temperatur eine Abnahme des Magnetismus erwarten lassen sollte, so kann man doch nicht dieses Gesetz auf die isodynamischen Linien in Central - Indien anwenden, da hier permanente Veränderungen in der physicalischen Beschaffenheit des Bodens allmählig hervorgebracht werden.

Aufser Indien giebt es wohl nur wenige tropische Gegenden, welche in Folge ihrer Gestalt und Gröfse, den Einfluss zeigen können, welchen grofse Flächen tropischen Bodens im Gegensatz zu Oceanen ausüben. Für die totale Intensität liefs sich, obwohl unsere höchste Station über 18,000 Fufs hoch war, kaum ein Einfluss der Höhe erkennen. Darin stimmen unsere Beobachtungen mit jenen überein, welche in anderen Theilen der Erde gemacht wurden und besonders mit jenen von Lamont.

VII.

St. Helena und Ascension.

Von A. Bastian.

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Ein dunkler Punkt erhebt sich St. Helena aus dem Meere, in runden Kuppen, die eine niedrige Vegetation bedeckt. Wir segeln nahe dem Lande hin und sehen dann zwischen zwei mächtigen Felsmassen sich ein grünes Thal öffnen, aus dem die weifsen Häuser von Jamestown hervorschauen. Die Höhen sind mit Festungswerken gekrönt, auf allen Spitzen erheben sich Flagbäume und Signalstangen, um jeden Augenblick von einem Ende der Insel zum andern communiciren zu können. Der Weg vom Landungsplatze zur Stadt ist mit Batterien eingefafst, überall gähnen die offnen Kanonenschlünde aus den Felsen hervor; bombenfeste Kasematten schützen die Munition und Oefen stehen bereit, die Kugeln zu glühen. Die ganze Insel ist eine grofse Citadelle, und während der französischen Kriege war jedem Fremden das Betreten des Inneren (wie noch jetzt auf Gibraltar) verboten, weshalb der Botaniker der russischen Weltumseglungsexpedition (1806) dort nicht sammeln konnte, da ein Vorgänger die erhaltene Erlaubnifs zur Aufnahme von Karten benutzt hatte.

Die Strafsen der Stadt sind reinlich, aber wenig belebt, die Häuser niedrig und unscheinbar. Sie ziehen sich in dem engen Thale auf unterbrochenem Terrain an dem kleinen Flüsschen empor. Verschiedenfarbige Blumen und blühende Cactus schmücken die Gärten der Vorstadt, eine reiche Auswahl tropischer Früchte bietet der Markt.

In dieses freundliche Thal, von klaren Bächen durchrieselt, blickt man von dem steinigen Hügelpfade hinab, der nach Longwood führt. In der Nähe einer Schlucht, wo ein hoher Wasserfall in feinem Staubregen niederspritzt, wendet sich der Weg seitlich in ein Kesselthal, das zwischen nackten Felsen niederfällt und in seinem obern Abhange das Grab des grofsen Gefangenen umschliefst, dessen Name diese einsame Insel und vor Allem dieses einsame Thal durchweht. Als Abzugskanal für das Regenwasser der höheren Umgebung trägt der sumpfige Boden ein grünes Kleid, und aus ihm treten dunkle Cypressen hervor, hängen jene wohlbekannten Weiden ihre trauernde Zweige in den jetzt leeren Sarkophag nieder, den ein Eisengitter umgiebt. Daneben sprudelt ein frischer Quell in eine Cisterne, und von hier blickt man durch eine Spalte zwischen den Felsen in die weite See hinaus, die in der Tiefe schimmert. Das Schilderhaus des Aufsehers stand leer und schien verlassen, dagegen fanden sich aber in der Nähe

einige Bauerhäuser, in denen man auf den Empfang von Fremden eingerichtet ist. Von dort nach Longwood führen schmale Wege, welche die steilen Thäler hinauflaufen, und vielfach von Mauern eingefasst sind. Das Gebäude, das dem Kaiser zum Aufenthalt diente und das man durch einer Allee erreicht, ist in einem sehr verfallenen Zustande. Es ist von einem Pächter bewohnt und dient zugleich als Wirthshaus. Seitlich liegt die stattlichere Wohnung, welche die englische Regierung für ihn gegen Ende seines Aufenthaltes erbauen liefs. In dem Zimmer, in welchem Napoleon verschied, stand eine Maschine zum Reinigen von Weizen und sein Schlafzimmer diente zum Stall. Der hinter dem Hause gelegene Garten sah wüst und verwildert aus. Auf dem Rückwege passirt man mehrere englische Landhäuser, die an malerischen Punkten der Insel liegen und gelangt dann auf den Ladder-Hill, von dem eine fast 800 Stufen zählende Treppe in die Stadt hinabführt.

Die höchste Spitze der Insel ist der Dianenpik, den Brombeerstauden mit Farrnbäumen bekleiden. Die Hügel tragen Kiefernwaldungen und ihre Abhänge Ginster, der überall kräftig hervorwuchert. Nach Beatson sollen früher die Ebenen von Longwood und Deadwood mit Wald bedeckt gewesen sein, aber im Jahre 1724 waren die meisten Bäume umgefallen und der Nachwuchs wurde, wie Darwin bemerkt, durch das Benagen der damals frei umherlaufenden Ziegen und Schweine gehindert.

Die Bevölkerung der Insel ist sehr mannigfaltigen Ursprungs und hat sich vielfach im Laufe der Zeiten gemischt. Da sie der Sitz einer Mixed - Commission für Aburtheilung der gekaperten Sclavenschiffe ist, so gelangen noch jetzt beständig neue Neger dahin und werden meistens, wie in Sierra Leone, auf fünfjährige Lehrzeit (Apprenticeship) denen übergeben, die Diener bedürfen. Von den älteren Bewohnern der Insel waren noch manche in der Sclaverei geboren.

Die Portugiesen, die ersten Entdecker der Insel, hatten seit 1502 angefangen, sie mit vierfüssigen Thieren zu bevölkern. Sie wurde von ihnen als eine Gesundheitsstation benutzt, auf der die von Indien heimkehrenden Schiffe ihre Kranken absetzten. Diese bauten sich Hütten im Lande und verweilten dort bis zu ihrer Genesung, worauf sie mit einem später kommenden Schiffe weitergingen. Dauernde Niederlassung war nicht erlaubt, damit jedes Schiff gleiche Freiheit habe, und Linschoten erzählt, dass ein Eremit, der mehrere Jahre dort verweilt und die auf der Jagd erbeuteten Thierfelle verhandelt habe, desshalb auf Befehl des Königs von Portugal nach Lissabon zurückgebracht worden sei. Kurz vor dem Besuche dieses Reisenden (1589) hatten die Engländer eine Landung auf der Insel gemacht, und die Kapelle der heiligen Helena zerstört. Neben derselben standen einige alte

men,

Bäume, die viele eingeschnittene Namen, von den Jahren 1510 und 1515 an, trugen. Die portugiesischen Matrosen trugen sich mit der Sage von wilden Menschen, die im Innern der Inseln hausten und von einigen Kaffern aus Mozambique, sowie von entlaufenen Sclaven aus Java herstammten. San Roman erzählt eine unheimliche Geschichte: wie bei der Belagerung Goa's einige Portugiesen zum Islam abgefallen seien, wodurch ihre Landsleute in noch grössere Bedrängnifs gekomdass aber der Herr, der in solchen Unglücksfällen seine Gnade zu zeigen pflege, sich ihnen gütig bewiesen, indem er sich eines gewissen Juan Machado, als Werkzeug seiner göttlichen Kraft, bedient habe. Juan Machado war mehrere Jahre früher durch Cabral aus Melinde verbannt worden, hatte sich zu den Türken begeben und sich unter ihnen mit einer Mohrin verheirathet, von der er zwei Söhne hatte, baptizados por su propria mano. Temiendose que con su ausencia volverian á la perfidia de su madre, olvidado del dereccho divino por el buen zelo de su sangre, los ahogó una noche secretamente. Dieser gottbegeisterte Kindesmörder begab sich zu den Apostaten und wufste sie zu einem neuen Abfall zu überreden. Nachdem es dann den Portugiesen möglich geworden war, Goa zu entsetzen, wurden die Türken zur Auslieferung der noch übrigen Renegaten gezwungen, und ihnen Allen liefs der Gouverneur Nasen und Ohren, sowie die rechte Hand nebst den Daumen der linken abschneiden, worauf er sie zur weiteren Bestrafung nach Portugal schickte (1512). "Uno destos, llamado Fernan Lopez, se quedó con un su Esclavo en la isla de Santa Elena, donde dió en criar tantas hortalizas, que los Capitanes les dexaron, qudando despues aca de gran regalo para las naos, que alli aportan, quando vienen de la India, donde hazen aguada y se refrescan, de manera que los que passan de largo sin estos refrescos padecen notablemente en el camino. Hizo alli una ermita, en que se dize la misa, en la qual pasó su vida exemplarmente, hasta que, aviendo ydo á Roma y sacado perdon de su Santidad, se volvió y murió en ella con grandes señales de un verdadero penitente.

Vier Tage, nachdem wir St. Helena verlassen hatten, warfen wir Anker auf der Rhede vor Ascension. Eine Schlackenmasse roh und ungelockt, als ob sie so eben durch des Feuers Gluthen aus dem Meere hervorgeworfen worden, liegt vor uns, noch nirgends durch die zersetzende Einflüsse der Atmosphäre oder des organischen Lebens gemildert und erweicht. Schroff und hart starren überall die Ecken und Spitzen hervor, scharf wie eine Messerschneide ist der Rand der Felsrillen abgeschliffen und jeder Spaziergang, der von den gebahnten Wegen abweicht, opfert in wenigen Stunden auch das stärkste Schuhzeug. Ueber diesen schwarzen Lagerfeldern, die in unverhüllter Hässlichkeit

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