Page images
PDF
EPUB

vom Jahre 1852) nicht speziell genug war. ,,Dieser schöne Hafen", sagt Jeffers,,,20 Seemeilen von Punta del Banco an der Ostseite und halbwegs zwischen dem Eingang und dem Grund des Golfo Dulce gelegen, ist hinsichtlich seiner natürlichen Vortheile unübertrefflich. Seeund Landwinde wechseln regelmässig ab, das Ein- und Auslaufen der Schiffe wird daher leicht zu bewerkstelligen sein; der Eingang hat keine Barre noch sonst ein Hinderniss, ist über eine halbe Seemeile (1200 Yards) breit, etwa 1 Meile tief und hat ausgezeichneten Ankergrund in 5, 7 und 12 Faden. Diesen äusseren Hafen trennt eine Sandzunge von 1 Meile Länge und nur ein Paar Fuss Breite von dem inneren, 4 Meilen langen und durchschnittlich 1 Meile breiten; um das nördliche Ende der Sandzunge herum führt ein vortrefflicher Kanal von 800 Yards Breite und nicht weniger als 5 Faden Wassertiefe. Im inneren Hafen findet man auf etwa 1 Quadrat-Meile Ausdehnung eine Tiefe von 5 Faden, die für die grössten Schiffe ausreicht, und auf einer Strecke von 3 Q.-Meilen hinlängliche Tiefe für kleinere Schiffe. An der Nordostseite des Hafens, dem Eingang gegenüber, erhebt sich parallel mit der Küste ein mehrere Meilen langer und durchschnittlich ungefähr 1500 Fuss hoher Hügelzug, der nur einen wenige Yards breiten Streifen ebenen Bodens zwischen sich und dem Hafen übrig lässt. Hier hat man auf eine Strecke von 3 Meilen nicht weniger als 5 Faden Wasser innerhalb halber Kabellänge vom Ufer, so dass hier eine grosse Anzahl Schiffe genügenden Raum zum Aus- und Einladen findet. Drei Flüsse, der Golfito am Ostende und der Cotsal und Canaza am Nordwestende, münden in den Hafen; keiner von ihnen ist schiffbar, aber jeder führt genug süsses Wasser, um die projektirte Stadt zu versorgen. Ebenen Grund von hinlänglicher Ausdehnung zur Anlage einer grossen Stadt giebt es nicht, doch würden die verschiedenen, von der Küste landeinwärts laufenden Thäler zusammen etwa 1 Quadrat-Meile benutzbaren Baugrundes abgeben. Die gesammte Oberfläche bis auf die Gipfel der höchsten Hügel ist dicht bewaldet, ausgenommen die Sandzunge und einen kleinen angebauten Platz von etwa 3 Ackern in der Nähe des Hafeneingangs. Hier wohnt nur Eine Familie, aber an der entgegengesetzten Seite des Golfo Dulce, bei Punta Arenitas, steht ein Dorf mit einigen 30 Familien und kleine Ansiedelungen existiren auch an einigen anderen Punkten."

Mit Untersuchung der Kohlenlager war der Geolog Dr. Evans beauftragt. Nach seinem vorläufigen Bericht beträgt die Gesammtmächtigkeit der Kohlenschichten an den Ufern der Chiriqui-Lagune und auf den Inseln durchschnittlich 73 Fuss, das Kohlenbett erstreckt sich bei einer Breite von 5 bis 14 Engl. Meilen von Point Valiente 50 Engl. Meilen weit nordwestlich bis zu einem Bach, der 16 Engl. Meilen nordwestlich vom ChanganolaFluss mündet. Die Qualität variirt nach den einzelnen Lokalitäten von Lignit mit Holzstruktur bis zu semi-bituminösen und semi-Anthracit-Kohlen. Die besten Blossstellungen der Kohle finden sich am Sierschick- und Jinia-Bach, Zuflüssen des Changanola. Jules Marcou hat die Fossilien

1) S. Britische Admiralitäts-Karte Nr. 2265: Central America, West-Coast Sheet 3.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft IV.

des Kohlenlagers untersucht und findet, dass sie den Gattungen Cardium, Cerithium, Arca, Natica, Mytilus und Nucula, die Kohlenschichten somit der eocenen TertiärPeriode angehören; dennoch ist jene Kohle nach Dr. Jackson's Analyse (Comptes rendus hebdom., 14. Januar 1861) von ausgezeichneter Güte und ungleich den derselben geologischen Formation angehörenden Kohlen von Oregon und Washington ausserordentlich bituminös, so dass sie der eigentlichen Steinkohle nahe kommt. Die mit der Kohle zusammen vorkommenden Gesteine sind Thon, Schieferthon, Konglomerate, grobkörniger Sandstein von grosser Mächtigkeit und Kalkstein. Diese lagern an manchen Stellen auf Talk- und anderen Schiefern, meist aber auf Granit oder vulkanischen Gesteinen. Die Kohlen an der Pacifischen Küste und auf den dortigen Inseln sind jüngeren Ursprungs als die Ablagerungen an der Chiriqui-Lagune, sie bildeten sich erst nach den vulkanischen Ausbrüchen. Dr. Evans' ausführlichem Bericht werden mehrere geologische Profile des ganzen Isthmus zwischen der Chiriqui - Lagune und dem Golfo Dulce, so wie eine geologische Karte desselben beigegeben werden. Unter seinen Sammlungen befindet sich auch eine Probe Goldsand aus einigen kleinen Nebenflüssen des Cricamola. Diess ist nicht zu verwundern, wenn wir uns erinnern, dass Columbus gerade in der Bahia del Almirante das erste Gold am Festland zu sehen bekam und dass die spätere Entdeckung von ausserordentlich reichen Goldminen im Westen der Admiralitäts-Bai die Ursache zur Benennung von Costa Rica abgab. Über die Ursache des gänzlichen Versiegens dieser Goldquelle in neuerer Zeit giebt Professor Moritz Wagner einen Fingerzeig: „Die Indianer verkehren an den Flussmündungen der Admiralitäts-Bai mit den Englischen Kaufleuten von Boca del Toro, aber sie bringen nur Sassaparilla, Cocos - Nüsse, Bananen, Thierhäute, Hängematten u. s. w. zu Markte. Unter ihren Tauschartikeln figurirt das Gold nicht mehr, das hier zur Zeit der ältesten Spanischen Ansiedelungen am Festlande die wichtigste historische Rolle spielte. Hier wie in anderen Theilen von Veragua, Darien und Choco hegen die Eingebornen einen eigenthümlichen Widerwillen gegen dieses edle Metall, mit dem sie nicht mehr wie zur Zeit des Columbus ihre bemalten Körper schmücken. Sie wollen es nicht mehr suchen. Kommen weisse Männer in ihre Berge, um das Felsgestein zu untersuchen oder in den Flüssen noch Gold zu waschen, so ziehen sie düstere Mienen und das Leben dieser Männer ist dann immer gefährdet. Tief in der Brust dieser Indianer ist die Erinnerung geblieben, dass um dieses Metalles willen ihre Väter unterjocht und gequält worden sind."

Lieutenant Morton rekognoscirte mit Barometer und Kompass die projektirte Eisenbahnlinie vom FrenchmanCreek am Chiriqui-Golf bis zum Golfito. Er entdeckte einen bisher unbekannten Pass und hält die Ausführung der Linie für möglich. Da er jedoch nur die südliche Abdachung des Landes genauer kennen lernte, während die nördliche weiterer Untersuchungen bedürftig ist, und da er bis jetzt keine näheren Nachweise über die Höhenverhältnisse geliefert hat, so dürfte seine Ansicht um so weniger grosses Vertrauen verdienen, als Moritz Wagner, welcher durch drei Monate das Innere der Provinz Chiriqui, besonders

20

das Gebirge zwischen der Admiralitäts-Bai und dem Golfo Dulce, bereiste, ausdrücklich bemerkt:,,Genaue Beobachtungen und Messungen der wichtigsten Punkte des Cordilleren-Kammes zwischen dem Cerro Picuche und Cerro San Jago, so weit derselbe zugänglich, haben mich überzeugt, dass eine bedeutende Depression des Kammes, tiefe Stromdurchbrüche oder Passsenkungen in der ganzen Ausdehnung des Quellgebietes der in die Admiralitäts- Bai und den Golf von Chiriqui fliessenden Gewässer nicht existiren." Von der Pacifischen Küste bis zum Gipfelpunkt der Linie erstrecken sich nach Morton Savannen, welche dem Schienenweg eine solide Unterlage und eine natürliche Steigung bieten, die nur geringer Verbesserungen bedarf. Die Ebene wie die Berge sollen verwendbares Bauholz in Fülle besitzen. Die Provinz hat hinlängliches Weideland für grosse Rinderheerden und genug anbaufähiges Land, um eine dichte Bevölkerung zu ernähren. An beiden Küsten würde sich die oberflächlichste Kultur durch üppige Ernten von Früchten, Kaffee, Kakao, Pfeffer und anderen Produkten lohnen. Die Berge sollen bedeutende Mineralreichthümer enthalten.

Ausflug nach dem Ranco-See in Valdivia.

Herr Dr. Philippi, Professor an der Universität Santiago de Chile, beschreibt in der „,Botanischen Zeitung" eine Exkursion, die er im Januar 1860 von seinem Gute San Juan bei La Union in der Chilenischen Provinz Valdivia nach dem Westufer des Ranco-See's am Fusse der Cordilleren 1) machte. Obwohl er der Vegetation die meiste Aufmerksamkeit schenkte, so enthält seine Beschreibung doch auch manche in geographischer Hinsicht interessante Angaben.

,,Ein Ritt von einer halben Stunde", erzählt Dr. Philippi,,,brachte uns an die Grenze meines Gutes, wo man von der Höhe eine prachtvolle Aussicht auf die Hohe Cordillere im Osten hat, die einen ganz anderen Anblick als im Norden Chile's gewährt. Man erblickt sie nämlich aus grösserer Entfernung und sie erhebt sich unmittelbar aus der grossen Ebene, die am Fusse derselben eine einzige, wie mit dem Lineal gezogene, horizontale Linie bildet. Die Gipfel erscheinen alle einzeln, von einander entfernt, und zeigen mehrere kegelähnliche Formen, während sämmtliche Gipfel, die man von Santiago aus sieht, runde Kuppen sind und sich auf einander drängen. Der nördlichste der Gipfel, die ich von meinem Gut erblicke, ist der riesige Vulkan von Villarica, der häufig raucht und Flammen speit; dem folgt ein Doppelkegel, der sogenannte Vulkan von Rinihue oder Rinahue. Weiterhin nach Süden zeichnet sich der sogenannte Vulkan von Puyehue, richtiger der Puntiagudo, aus, ein Horn oder eine Aiguille, wie man in den Alpen sagen würde; ferner der kolossale, noch hinter dem Todos los Santos-See liegende Tronador, dann der Vulkan von Osorno und zuletzt beschliesst der sogenannte Vulkan von Calbuco die Cordillere. Alle diese Gipfel erheben sich weit über die Grenze des ewigen Schnee's, die freilich wegen der grossen Quantität wässeriger Niederschläge unverhältnissmässig niedrig ist; nach meinen Beobachtungen am Vulkan von Osorno beginnt sie schon mit 4500 Fuss.

1) Zur Orientirung s. Tafel 6 im Jahrgang 1860 der,,Geogr. Mitth."

Bei dieser Gelegenheit muss ich den in Europa allgemein verbreiteten Irrthum berichtigen, als ob Chile zahlreiche thätige Vulkane besässe; man giebt die Zahl derselben sugar auf 22 an. Im bewohnten Theil Chile's existiren nur drei, der von Antuco, der von Villarica und der von Osorno. Die Zahl der erloschenen Vulkane und Solfataren ist freilich weit grösser, allein die Cordillere ist noch viel zu wenig erforscht, als dass man sie mit Bestimmtheit angeben könnte. Die Chilenen nennen, Gott weiss wesshalb, so ziemlich jeden kegelförmigen Gipfel der Cordillere einen Vulkan und Reisende, welche mit der vorgefassten Meinung von den zahlreichen Vulkanen Chile's das Land betreten, lassen sich leicht durch diese Benennung täuschen, und wenn sie früher nie einen Vulkan gesehen haben, nehmen sie sogar elektrische, dem Wetterleuchten ähnliche Erscheinungen, wie Meyen, für vulkanische Ausbrüche, oder auch Waldbrände, wie diess dem Gefährten von Gilliss passirt ist."

Die Gegend zwischen San Juan und La Union ist mit einer Menge zerstreuter Hütten und Häuser bedeckt, welche fast immer auf den Höhen liegen und gewöhnlich von Apfelbäumen umgeben sind. Etwa der vierte Theil des Bodens mag mit Getreide bestellt sein, der Überrest ist Weide und wird nach und nach unter den Pflug genommen, während der früher bebaute Acker wieder zur Weide wird. La Union hat in den letzten Jahren, in Folge der Niederlassung Deutscher Einwanderer, bedeutende Fortschritte gemacht, es besteht jetzt aus etwa 30 von Holz gebauten Häusern. Eine Stunde nordöstlich davon liegt der Ort Daglipulli, nach Gay's Messung 319 Par. Fuss über dem Meere. Von hier kommt man gegen Südost auf die tiefer gelegene Ebene, welche zum Theil Pampa de Negron benannt wird und sich bis zum Riobueno erstreckt; sie liegt immer noch 60 bis 90 Fuss höher als dieser majestätische Strom und hat im Allgemeinen einen wenig fruchtbaren Boden. Weiter gegen Osten, etwa 2 Leguas von dem Bache Traiguen, beginnt der Wald, der die ganze Ebene bis an den Ranco-See überzieht. Diese grosse Ebene zwischen dem Küstengebirge und der Cordillere hat wahrscheinlich überall in der Provinz Valdivia in der Mitte eine schwache Depression, in welcher das Gerölle fast unmittelbar unter der Oberfläche liegt, so dass sie sich wenig für den Ackerbau eignet. Eigenthümlich ist ihr das häufige Vorkommen von Nachtfrösten mitten im Sommer, eine für eine südliche Breite von 40° und eine Meereshöhe von kaum 300 Fuss höchst auffallende Erscheinung.

Der sehr gute Weg nach dem See läuft am rechten Ufer des Riobueno hin, nicht weit von dessen breitem, 120 bis 150 Fuss tiefer als die Ebene gelegenem Erosionsthal, und man trifft hier im Wald einzelne, eine halbe bis eine ganze Stunde von einander entfernte Gehöfte, die theils Indianern, theils Spaniern gehören; die umgebenden Gemüsegärten und Getreidefelder legen durch ihre Üppigkeit Zeugniss ab, dass mit dem Wald ein besserer Boden und ein zuträglicheres Klima auftreten.

Die Länge des Ranco-See's von Norden nach Süden mag 10 Leguas, seine Breite von Ost nach West 5 Leguas betragen, er ist also wohl so lang wie der LlanquihueSee, aber nicht so breit. Dessenungeachtet mag seine Oberfläche, da seine Gestalt regelmässiger ist, nicht viel geringer

Das

sein. Mit den See'n der Lombardei verglichen kommt er dem Lago Maggiore oder dem Como-See beinahe an Länge gleich, ist aber zwei bis drei Mal so breit, und wären seine Ufer statt mit dem lebenlosen Urwalde mit Dörfern und Villen, Äckern und Weinbergen bedeckt, wäre sein todter Wasserspiegel mit Fahrzeugen belebt, so würde er jenen gepriesenen Gegenden Nichts nachgeben. Aber Alles ist schweigend und todt und nicht einmal ein Wasservogel ist auf den klaren blaugrünen Fluthen zu erspähen. westliche Ufer ist von den, in horizontaler Linie abgeschnittenen, bewaldeten Llanos gebildet; am östlichen erheben sich hohe Hügel, ebenfalls mit dichtem, dunklem Wald bekleidet, und dahinter erblickt man die mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel der Hohen Cordillere, welche freilich hier nur gerundete Kuppen und nicht die kühnen Formen der Nadeln und Hörner zeigen. Schöner sind unstreitig die Berge, welche man vom Westufer des Llanquihue-See's gegen Osten erblickt.

Der Riobueno ist bei seinem Austritt aus dem See kaum viel über 75 Fuss breit und bildet sogleich eine beträchtliche Stromschnelle, indem er auf eine Entfernung von 100 Schritten 8 bis 10 Fuss hinabschiesst. Auf diese Stromschnelle reducirt sich die Sage von einem mächtigen Wasserfall des Flusses, die man selbst in unmittelbarer Nähe bei den Einwohnern vernehmen kann.

Das Aussterben der Araucanier in Chile. Professor Dr. Philippi in Santiago schreibt der „,,Botanischen Zeitung":,,Auch in Valdivia bewährt sich die merkwürdige Thatsache, dass die Zahl der Indianer immer mehr abnimmt, obgleich sie sich in den günstigsten Umständen befinden. Sie sind freie Eigenthümer, haben Land und Vieh die Hülle und Fülle, haben gar keine Abgaben zu zahlen, und wenn sie etwa zu Wegebauten aufgeboten werden, ist diess keine Arbeit, die ihre Gesundheit angriffe, wie diess wohl in anderen Gegenden der Welt der Fall gewesen ist; auch bekommen sie dafür den landesüblichen Tagelohn. Es ist die Ursache hiervon darin zu suchen, dass sie den epidemischen Krankheiten nicht den gleichen Widerstand entgegensetzen wie die Weissen, sondern im Gegentheil mit unbegreiflicher Hartnäckigkeit sich gegen jede vernünftige Kur sträuben. Daher räumen die Menschenblattern und die Ruhr fürchterlich unter ihnen auf. Nicht genug, dass sie Nichts vom Einimpfen der Schutzpocken wissen wollen, lassen sich die meisten nicht davon abbringen, wenn sie von dieser Krankheit befallen werden, sich in die eiskalten Bäche zu stürzen, denn die Kälte des Wassers muss ihrer Meinung nach die Hitze des Fiebers vertreiben, oder sie überlassen, die grosse Sterblichkeit sie erschreckt, die Patienten hülflos ihrem Schicksal. Eben so verkehrt ist ihre Behandlung der Ruhr, und um nur Ein Beispiel anzuführen, vor etwa vier Jahren starben an dieser Krankheit in der circa 700 Indianer zählenden Mission Trumao 100, also der siebente Theil, während die Sterblichkeit unter den Weissen unbedeutend war. Die grosse Neigung der Indianer zur Trunkenheit ist weniger verderblich für ihre Gesundheit; sie fröhnen derselben fast nur in Apfelwein und der übermässige Genuss desselben scheint kaum nachtheilige Folgen

wenn

zu haben. So kommt es denn, dass das Verhältniss der weissen Bevölkerung zur ursprünglich einheimischen von Jahr zu Jahr überwiegend wird, und während die Indianer Ende des 16. Jahrhunderts so zahlreich waren, dass auf jeden Spanischen Eroberer Hunderte von denselben als Leibeigene vertheilt wurden, wird bald eine Zeit kommen, wo die wenigen Überreste derselben gänzlich in der weissen Bevölkerung aufgegangen sein werden, besonders wenn die Zahl der Einwanderer zunimmt."

Lieut. Andrau's Untersuchungen über die Temperatur des Atlantischen Oceans 1).

Seit den Monats-Isothermen, von Prof. Dove veröffentlicht, ist wohl kein wichtigerer Beitrag zur Kenntniss der Vertheilung der Wärme über die Oberfläche der Erde gegeben, als diese Isothermen für die Oberfläche des Atlantischen Thals und des Indischen Meeres von Herrn Lieutenant der Königl. Niederländischen Marine Andrau, Direktor der Sektion des Königl. Niederländischen Meteorologischen Instituts für die Seefahrt. Was Prof. Dove noch unmöglich war, diese Temperaturen aus Beobachtungen bestimmt anzugeben, weil noch zu wenige gemacht waren, was er also nur hauptsächlich aus dem allgemeinen Verlauf der Isothermen über die Kontinente durch seinen Scharfsinn, der über Alles, wohin er eindringt, Licht verbreitet, angeben konnte, das hat nun Herr Lieutenant Andrau aus zehntausend Bestimmungen der Niederländischen Seefahrer ziemlich genau umschreiben können. Die physikalische Thalassographie hatte noch Nichts aufzuweisen, als die ganz neu erschienenen Karten von Dr. E. Schmid in Jena, aus den verworrenen Thermalkarten von Maury herausgewunden, und die sorgfältige, aber nur auf einen kleinen Theil beschränkte Arbeit desselben Herrn Andrau aus dem J. 1853 über den Aguillas-Strom und seine Temperatur. Daraus ging schon hervor, dass diejenige Hypothese über den Lauf des warmen Wassers südlich vom Kap die wahre sei, nach welcher dieses Wasser nicht um die Spitze Afrika's sich herumbiegt, um so der Westküste entlang den Äquator zu suchen, sondern dass es sich im Gegentheil südwärts und, was ich nicht so bestimmt vermuthete, sehr bald ostwärts wendet. Der kalte Strom, von Kap Hoorn heransetzend und südlich von dem Brasilianischen Wärmestrom nordostwärts fortgehend, begegnet dem warmen Aguillas-Strom und nimmt wohl ein wenig warmes Wasser mit, aber nur zum Theil, und er wird an der Spitze Afrika's und im Sommer der südlichen Erdhälfte schon in 42° Südl. Br. bifurcirt. Alles diess wird von den nun publicirten Isothermen bestätigt.

Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dass in meiner Instruktion bestimmt vorgeschrieben ist, alle Beobachtungen über das Seewasser, welche von den Kapitänen der Handels- oder auch von den Offizieren der Marine-Schiffe notirt sind, in ausführliche Register einzutragen. Kein Meteorolog oder Statistiker würde diess unterlassen.

Die Listen geben das Bild des Meeres im Kleinen, so dass jede Beobachtung notirt wird an dem entsprechenden

1) Mitgetheilt von Herrn Buys Ballot, Direktor des Kön. Niederl. Meteorologischen Instituts in Utrecht, 24. Februar 1861.

Orte und für jeden Monat besonders. Selbst die Jahre muss man gesondert halten, weil z. B. in kalten Sommern die Sommermonate den Charakter von Frühlingsmonaten an sich tragen oder auch von Herbstmonaten, welche Fälle unterschieden werden müssen; aber für die ersten Publikationen muss man Orte von bestimmter Ausbreitung zusammennehmen. Eigentlich ist Eigentlich ist es nicht erlaubt, die Grenze dieser Abtheilungen oder Orte a priori zu bestimmen, am allerwenigsten vorauszusetzen, dass die Meridiane, deren Gradzahıl durch 5 theilbar ist, auch gerade verschiedene Wasserscheiden werden. Wenn es nicht so ist, sondern in der linken Hälfte der Abtheilung die warmen Wasser verlaufen, in der rechten die kalten, wie es mitunter nothwendig vorkommt, so geben die Mittelzahlen einer solchen Abtheilung diess gar nicht an. Herr Andrau hat sich jedoch bei dieser ersten Publikation, weil die Bestimmungen noch nicht so ganz zahlreich sind, an die Vertheilungsweise von Maury gehalten, was meiner Meinung nach nicht ganz zu rechtfertigen ist, höchstens nur aus dem Umstande, dass es die Bearbeitung scheinbar erleichtert. - Darum wird, wenn wieder von vielen Jahren die Beobachtungen gesammelt und zu den gegenwärtigen hinzugefügt sind, eine spätere Bearbeitung den nämlichen Vortheil, den wir schon diess Mal von der Sonderung der verschiedenen Breitengrade gehabt haben, auch von der Sonderung der Längengrade gewinnen. Die Beobachtungen selbst werden lehren müssen, wo man die Grenzen der Abtheilungen zu ziehen hat.

Es sind also nun die Mittelwerthe aus den Temperaturbestimmungen des Wassers, in solchen Bezirken von 1° Breite und 5° Länge gemacht, an den betreffenden Orten in den 36 Tabellen, 12 für den Nord-Atlantischen, 12 für den Süd-Atlantischen, 12 für den Indischen Ocean eingetragen. Auch geben Zahlen jedes Mal an, aus wie viel Bestimmungen diese Mittelwerthe hergeleitet worden sind. Übrigens sind nun auch für die Monate Februar und März die Resultate zusammengenommen und eben so für die Monate Juli und August, weil diese Monate in der einen Erdhälfte für das Meer die kältesten, in der anderen die wärmsten sind, und diese Resultate sind, wie üblich, graphisch dargestellt, auch sind sie mit den Isothermen von Prof. Dove in Beziehung gebracht. Im Allgemeinen ist die Bestimmung des Herrn Andrau etwas höher ausgefallen als die des Professor Dove. Auch die Isanomalen werden nun mit grösserer Schärfe bestimmt werden können. Die Einbiegungen der Meeres-Isothermen, welche nun auf sicheren Bestimmungen beruhen, zeigen also augenblicklich, ob warme oder kalte Ströme sich an irgend einem Orte geltend machen. Nur fehlt leider noch eine genügende Anzahl von Bestimmungen in höheren Breiten, um z. B. die nördliche Grenze des Golfstroms ganz deutlich zu verfolgen. Denn obgleich er in 70° W. L. noch so schmal ist, dass ein Schiff in Einem Tag aus Wasser von 20° C. bis in Wasser von 5° C. segeln kann, so ist doch schon in 20° W. L. die Temperatur 15° C. von 5° C. um 20 Breitengrade entfernt; er breitet sich wie ein Fächer über den Ocean aus und es scheint, als ob schon von 65° W. L. an die kalten Gewässer, aus der Baffin-Bai herstammend und zum Theil durch das warme Wasser des Golfstromes durchfliessend, wieder auftauchen und die südlichen Wasser

abkühlen, wodurch sich dann Anfangs die Meeres-Isotherme von 20°, dann die von 15°, endlich die von 10° sehr stark von der Meeres-Isotherme von 5° entfernt.

Für diese Zeitschrift wird es nicht wünschenswerth sein, weiter ins Detail einzugehen. Wenn die graphischen Darstellungen dieser Meeres - Isothermen so wie die des Aguillas-Stromes hier aufgenommen werden könnten, so würde der Anblick Jeden von dem Nutzen der Arbeit des Herrn Andrau, die mit so grossem Fleiss und Scharfsinn ausgeführt ist, völlig überzeugen und die Anerkennung gewonnen werden von dem grossen Werthe dieser Bestimmungen.

Die Cook-Inseln im südlichen Grossen Ocean. Capt. T. Harvey von dem Englischen Kriegsschiff „Havana" besuchte im Februar 1860 die Insel Aitutaki (Whytootacke der Engländer), die nördlichste der Cook-Inseln, und erhielt von dem dortigen Missionär Royle einige Notizen über die Gruppe. Die Einwohnerzahl der Hauptinseln ist: Rarotonga 3500, Mangaia 5000, Aitutaki 1400, Atue 1000, Mitiero 250, Mauki 350. Die Bewohner von Aitutaki sind sämmtlich Christen. Etwa 100 Walfischfahrer besuchen alljährlich die Inseln, um Provisionen einzunehmen, und ausserdem unterhält das Missionsschiff,, John Williams" die Verbindung mit den übrigen Missionsstatio nen im südlichen Polynesien. Aitutaki fand Harvey 5 Engl. Meilen lang und 3 Engl. Meilen breit. Mit Ausnahme eines flachen, 1 Meilen langen Strandes an der Nordwestseite ist die Insel von einem Riff umgeben, das schroff aus tiefem Wasser aufsteigt. Von der Mitte des erwähnten Strandes erhebt sich der höchste Hügel bis 410 Fuss über den Meeresspiegel in 18° 49' 40" S. Br. und 159° 43′ 40′′ W. L. v. Gr., die Länge von Honolulu zu 157° 49' W. angenommen.

Die Schwedische Expedition nach dem Nordpol.

Herr Dr. C. F. Frisch in Stockholm theilt uns unter Datum 4. März 1861 mit: ,,Die naturwissenschaftliche und geographische Expedition nach Spitzbergen trifft ihre Vorbereitungen zu dem bevorstehenden Feldzuge gegen das Polareis. Unter den Theilnehmern der Expedition sind der Professor Nordenskjöld, der Medicinä-Kandidat von Goës und der Marine-Lieutenant Bertil Liljehöök am 25. Febr. von Stockholm abgereist, um sich über Jemtland und Trondhjem (Drontheim) nach Hammerfest und Tromsöe zu begeben, woselbst sie mit dem Adjunkten Torell, dem energischen Urheber der Expedition, und mehreren jüngeren Gelehrten, die zu verschiedenen wissenschaftlichen Zwecken mitreisen, zusammentreffen werden. Nachdem die für die Expedition nothwendigen Fahrzeuge ausgerüstet sind, wird dieselbe um die Mitte des April an ihren Bestimmungsort abgehen. Ausser derjenigen Abtheilung der Expedition, welche zur Anstellung naturwissenschaftlicher Untersuchungen in Spitzbergen bleibt, wird eine zweite kleinere Abtheilung mit zu diesem Zweck angeschafften Grönländischen Hunden eine geographische Expedition im Norden von Spitzbergen machen 1). Vielleicht dürfte es 1) Mit Hunden allein, d. h. mit hundebespannten Schlitten, wird die Expedition im Norden von Spitzbergen, wie wir fürchten, nicht

[ocr errors]
[merged small][ocr errors][merged small]

=

Von der Erwägung ausgehend, dass der Schüler die Bodenbildung eines grösseren Landstriches ziemlich richtig muss auffassen können, wenn ihm von jeder Hauptform orographischer Gestaltung, namentlich aber von den mit wissenschaftlichen Kunstausdrücken bezeichneten, eine klare Anschauung beiwohnt, hat das Österreichische Kultus-Ministerium terminologische Relief-Karten anfertigen lassen, die einzelne Lokalitäten von charakteristischer Bildung in durchaus naturgetreuer Darstellung wiedergeben. Der Maassstab, 1 Wiener Zoll 1000 Wiener Klaftern, gestattet vollkommene Übereinstimmung des vertikalen und horizontalen Maassstabes und beseitigt damit das eine jener Hauptgebrechen, an dem die meisten bis jetzt erschienenen Relief-Karten leiden. Sodann aber ist bei der Ausdehnung eines dieser Reliefs auf 8 bis 9 Zoll in der Länge und 6 bis 7 Zoll in der Breite die Fläche des abgebildeten Areals von so mässiger Grösse, dass damit dem Lehrer die Möglichkeit gegeben ist, das Wesentliche der Karte mit jedem einzelnen Schüler durchzusprechen, ohne einen allzu grossen Zeitverlust zu erleiden. Diese beiden Vorzüge allein würden die in Rede stehenden Reliefs vom pädagogischen Gesichtspunkt aus schon weit über Alles erheben, was bisher auf diesem Felde geleistet worden ist. Der Werth derselben ist aber noch bedeutend dadurch gesteigert, dass jedem Relief zwei in gleichem Maassstabe gezeichnete Steindruckkarten beigegeben sind, von denen die eine in braunem Farbenton die Terrainzeichnung der abgebildeten Lokalität mit Schrift, die andere in Schwarz die Terrainzeichnung ohne Schrift enthält. Zur Instruktion der Lehrer, welche vielleicht nur in der Minderzahl wissenschaftlich gebildete Geographen sind, ist noch eine besondere Beschreibung des abgebildeten Terrains beigefügt, in welcher auf den wesentlichen Charakter des letzteren aufmerksam gemacht und jede Einzelheit, die etwa einen geographischen Kunstausdruck versinnlicht, namentlich hervorgehoben ist. Diese Zugaben ermöglichen es, durch fortgesetzte Übung im Anschauen und Vergleichen der plastischen Formen der Reliefs mit der flachen Zeichnung der Karten die Fähigkeit zu entwickeln, sich zu flachen Zeichnungen die natürlichen Formen hinzuzudenken, so wie sie auch die Fertigkeit, die Gestaltungen der Natur auf Flachkarten zu übertragen, in hohem Grade fördern.

Im Augenblicke sind bereits vier Reliefs vollendet,

weit kommen, indem sie, wie Wrangel und Anjou von Sibirien aus, bald auf offenes Meer stossen werden, im Sommer sowohl wie im Winter. Jedenfalls aber wird ein Versuch von Interesse und Wichtigkeit sein und bei der Umsichtigkeit und dem wissenschaftlichen Eifer des gelehrten Führers, Adjunkt Torell, hoffen wir zuversichtlich, dass wenigstens ein Theil der Expedition in Spitzbergen überwintern und meteorologische Beobachtungen anstellen wird. A. P.

1) Jacob Joseph Pauliny, technischer Official im K. K. Militär-Geogr. Institute: Terminologische Relief-Karten. Wien 1860; in dem K. K. Schulbücher-Verlag.

nämlich 1. der Orteles (massiger Hochgebirgsstock), 2. der Tatra (Ketten-Hochgebirge), 3. die Schneekoppe (Urgebirgsstock), 4. Umgebung von Adelsberg und Cirknitz (Karstboden). Diesen sollen folgen: ein Kalkgebirgsstock mit Plateaubildung, Darstellung merkwürdiger Pässe und Stromdurchbrüche (z. B. Tarvis, Semmering, Donau, Elbe), Beispiele von Berg- und Hügelland, Beispiele von Hochflächen mit tief eingeschnittenen Flussläufen und von Terrassen, so wie Beispiele charakteristischer Bodenformen in Ebenen. Die Gesammtzahl dieser Reliefs soll jedoch die Zahl 12 nicht übersteigen. Der zu denselben verwendete Stoff ist eine feste, sicher transportable Mineralpaste. Die Pressung erfolgt durch Metallstangen und die Reliefs werden kolorirt, entweder nach den wichtigsten Kultur-Arten oder auf Verlangen auch geognostisch.

Die bereits fertigen Reliefs, die in eleganten Cartons verwahrt sind, zeichnen sich durch eine wahrhaft minutiöse Genauigkeit und durch eine Sauberkeit der Ausführung und Kolorirung aus, die sie dem Besten gleichstellt, was in diesem Fache bisher geleistet worden ist. Der Eindruck, den sie auf das Auge des Beschauers machen, ist völlig der einer natürlichen Landschaft. Schulvorständen ist die Anschaffung dieser Reliefs dringend anzurathen, besonders an Orten, die weit und breit keine Gegenstände bieten, durch welche die Kunstausdrücke der geographischen Wissenschaft unmittelbar versinnlicht werden könnten. Der Preis von 4 Fl. Österr. Währung für das Stück in Subskription ist so billig, dass er auch geringer dotirten Anstalten den Ankauf möglich macht, besonders da sich der Aufwand dafür auf einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren vertheilt.

Neue geographische Zeitschriften.

1. Die jüngste der bestehenden Geographischen Gesellschaften, die im Jahre 1858 gegründete,,Société de Géographie de Genève" hat im vorigen Jahre begonnen, eine Zeitschrift, das eigentliche Lebenszeichen eines solchen Vereins, herauszugeben. Lässt sich nicht läugnen, dass es schon eine ziemlich beträchtliche Anzahl geographischer Journale giebt und die Schwierigkeit für den Fachmann, die Literatur zu beherrschen, mit der zunehmenden Zahl solcher Journale wächst, so kann doch ein derartiges Bedenken nicht in Betracht kommen, wo es sich um das erfreulichste Zeichen der rasch sich ausbreitenden Theilnahme für geographische Forschungen handelt.

Seit dem Jahre 1821, wo die nun stattliche Reihe des Bulletin der Pariser Gesellschaft ihren Anfang nahm, entstanden zu gleichem Zweck neue Vereine in Berlin, London, Rio de Janeiro, Frankfurt, Darmstadt, Bombay, St. Petersburg, Irkutsk, Tiflis, New York, Wien, Manchester und anderen Orten, die fast alle geographische Materialien sammeln und herausgeben; daneben wurde eine noch grössere Anzahl von Journalen gegründet, die unabhängig von Gesellschaften ausschliesslich der Geographie sich widmen oder welche doch neben anderen wissenschaftlichen Disciplinen auch geographische und nahe damit verwandte Gegenstände behandeln. Eine jede dieser Zeitschriften hat ihren Wirkungskreis, manche eine bedeutende Verbreitung gefunden; eine bahnte der anderen den Weg, indem sie das Interesse

« PreviousContinue »