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Die Wallaroo-Kupferminen liegen auf der Yorke-Halbinsel in Süd-Australien, und obgleich erst am 17. Dezbr. 1859 entdeckt, haben sie bereits einen grossen Ertrag geliefert, da sie ganz ausserordentlich reichhaltig sind. Der obige Bericht enthält eine spezielle Beschreibung der Minen. South Australia, Major Warburton's Expedition in (South Australian Register, 24. Dezember 1860.)

1860.

Der unseren Lesern wohlbekannte ') Australische Reisende Warburton verliess in der zweiten Hälfte des September 1860 Adelaide und begab sich zur See nach Streaky Bay 2), um die Gegend in der Nähe der Grossen Australischen Bucht zu erforschen. Bekanntlich folgte Eyre der ganzen Süd-Australischen Küste bis nach der Swan River Kolonie. Warburton suchte von der Küste so viel als möglich ins Innere vorzudringen, doch sah er sich bald zur Umkehr genöthigt. Er fällt über das von ihm gesehene Land kein günstiges Urtheil und spricht seine Ansicht dahin aus, dass das Land westlich von Fowler's Bay zu Ansiedelungen ungeeignet sei. Stuart's Reise im Inneren Australiens. (Athenaeum, 19. Januar 1861.) Bericht über einen Vortrag über diese interessante Reise in der Geographischen Gesellschaft von London am 14. Januar, der nur unbedeutende Bereicherungen unseres im ersten diessjährigen Hefte publicirten Aufsatzes bringt. Tasmania, Forests of (Australian and New Zealand Gazette,

12. Januar 1861.)

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Bericht des Belgischen General-Konsuls in Sydney. Tasmania ist vermöge seiner Lage, seiner Temperatur und seiner Bodenverhältnisse dazu bestimmt, ein wesentlich ackerbautreibendes Land zu werden. Die Gartenkultur befindet sich schon jetzt auf einer hohen Stufe der Entwickelung und der Reichthum an verschiedenartigen, ausgezeichnet schönen Früchten ist der Art, dass der Export an frischen und eingemachten Früchten einen Werth von 75.016 Pfd. Sterling erreicht hat.

Victoria in figures. (Australian and New Zealand Gazette, 29. Dezember 1860, p. 547.)

Auszüge aus den offiziellen „Statistics of the colony of Victoria for the year 1859". Die Bevölkerung der Kolonie betrug hiernach am 31. Dezbr. 1859: 530.262 Seelen.

Westgarth, Will.: Tasmania. (Encyclopaedia Britannica, Vol. XXI.) Zustände der Kolonien Australiens. (Austral. Monat-Zeitung, Melbourne, November 1860.)

Längerer Aufsatz, besonders statistischen Inhalts, über die Kolonien Victoria, Neu-Süd-Wales, Süd-Australien und Queensland.

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11 Thlr.

An geographischen Materialien enthält der Jahrgang 1861 des seit lange als vortrefflich anerkannten American Almanac: Verzeichnisse von Positionen der Hauptsternwarten und einer grossen Anzahl von anderen Punkten in den Vereinigten Staaten und Canada; den Anfang eines Artikels über Meteorologie von Prof. Lovering von der Harvard-Universität; meteorologische Tabellen für 1859 von verschiedenen Stationen in den Vereinigten Staaten; Listen der Arsenale und sämmtlichen Militärposten daselbst; ausführliche statistische Nachweise über den Staatshausbalt, den Handel und die Schifffahrt, die Armee, die Marine, die Posten, die Schulen; die approximativen Resultate des 8. Census; Eisenbahnenund Telegraphenlinien; die neuesten statistischen Nachweise über die einzelnen Staaten und Territorien.

Ashe, Lieut. E. D.: Journal of a voyage from Quebec to Labrador. (Nautical Magazine, Januar, pp. 1-13.)

Lieut. Ashe, Direktor des Observatoriums in Quebec, begleitete die Amerikanische astronomische Expedition nach Labrador im Sommer 1860, über welche wir einen Original-Aufsatz nebst Karte von Hrn. Oscar Lieber, Geolog und Zeichner der Expedition, in den Geogr. Mitth." bringen werden. Lieut. Ashe giebt eine kurze Relation der Reise, meist nur in nautischer Beziehung. Canada. (The Westminster Review, Januar 1861.)

Eine vorzügliche Abhandlung von sachkundiger Hand über Geschichte, natürliche Beschaffenheit, Hülfsquellen, Produkte u. s. w. in gedrängter Form. Canada, Mission du Relations inédites de la Nouvelle-France (1672-1679). 2 vols. 18, 776 pp. u. 2 Karten. Paris, Douniol. Bildet Bd. III und IV der „Voyages et travaux des missionnaires de la compagnie de Jésus".

Eliot, Prof. Sam.: United States. (Encyclopaedia Britannica, Vol. XXI.) Eyma, X. La république américaine. Ses institutions, ses hommes. 2 vs. 8°. Brüssel, Schnée. 4 Thlr.

1) S.,,Geogr. Mitth." 1859, SS. 134 u. 143; 1860, SS. 293, 298 und 382.

2) S.,,Geogr. Mitth." 1859, Tafel 7.

Geographical Notices, Nr. 14. (Silliman's American Journal, November 1860, p. 391.)

Enthält neuere Nachrichten über Prof. A. Guyot's Höhenmessungen im Alleghany-System und ein Amerikanisches Urtheil über unsere im VII. Heft 1860 der,,Geogr. Mitth." publicirte Karte dieser Region.

Godet, Dr. Th. L.: Bermuda, its history, geology, climate, products etc. 8°, 270 pp. London, Smith & E.

9 s. Ein guter Führer für Besucher der Inseln, namentlich auch für Kranke. Hind, Prof. H. Y.: Reports of progress on the Assiniboine and Saskatchewan exploring expedition. Presented to Parliament August 1860. Fol., 216 pp. Mit 6 Karten und 2 Tafeln. London.

7 s.

Fortsetzung und Schluss des offiziellen Berichtes über die Canadische Saskatchewan-Expedition. In veränderter Gestalt ist der Inhalt auch dieses Blaubuchs bereits in Prof. Hind's Narrative of the Canadian Red River expedition" (s.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft III, S. 125) übergegangen.

Hind, Prof. H. Y. Superstitions and Customs common among the Indians in the valley of the Assiniboine and Saskatchewan. (Nautical Magazine, Januar 1861, pp. 27-34.)

Pensacola Harbor and fortifications. (New York Tribune, 1. Febr. 1861.) Pensacola in Florida ist einer der befestigten Punkte im Süden der NordAmerikanischen Union, welche gegenwärtig von hervorragender Wichtigkeit sind; nach dem hier gegebenen Plane bestehen 3 Forts, die den Eingang nach Mobile decken. Taylor, Bayard: Die Riesenbäume Kaliforniens. (,,Ausland" 1861, Nr. 1, SS. 1-6.)

The wheat crop diminishing. (New York Tribune, 1. Februar 1861.) In einem längeren Aufsatz über die Verbreitung und Kultur des Weizens in Nord-Amerika wird zu beweisen gesucht, dass der Ertrag dieses wichtigen Produkts daselbst im Abnehmen begriffen sei in Folge schlechter Bewirthschaftung. (Über die Weizenkultur in Nord-Amerika s.,,Geogr. Mitth." 1856, S. 414 und Tafel 21.)

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America, West coast, San Francisco Harbour and views, by Lieut. James Alden 1856. ibid. 34 8. Canada, Carte du

ou Nouvelle-France, gravée par Delamare. Paris, impr. lith. Janson. Etats Unis, Carte générale des

et du Mexique, comprenant l'Amérique centrale et les Antilles. Paris, Andriveau-Goujon. North America, Gulf of Georgia, Fraser River and Burrard Inlet, 1860. 3 s. London, Hydrographic Office. Richter, Leop.: Sectional Map of the State of Illinois, expecially exhibiting the exact boundaries of counties as established by laws and the general topography of the state. 4 Bl. 1:380.160. In Kommission bei D. Reimer in Berlin. 6 Thlr. Rogers, Prof. H. D., and A. Keith Johnston: An Atlas of the United States, British and Central-America. 29 Karten kl. Fol. in Kupferstich und kolorirt. 1:3.450.000. London, Stanford. 25 s.

MITTEL-AMERIKA.

(Mexiko, Central-Amerika und West-Indien.) Sainte-Claire Deville, Ch.: Recherches sur les principaux phénomènes de météorologie et de physique terrestre aux Antilles. T. I. 4o, 323 pp. Paris, Gide 1860. 15 fr. Ein besonderer Abdruck der meteorologischen Materialien aus des Verfassers ,,Voyage géologique aux Antilles etc.", mit einigen Zusätzen und seinem 1843 publicirten Mémoire über das Erdbeben zu Guadeloupe am 8. Februar 1843. Karten.

Dépôt de la marine: Carte de l'île de Cuba, partie Est. 1 flle Nr. 1848. Paris, H. Bossange.

Dépôt de la marine: Plan du port de la Havane, par Don Antonio de Arevalo. de flle. Nr. 1841. Paris, H. Bossange. Sonnenstern, Maximilian v.: Mapa de las Republicas de America central. 4 Bl. 1: 1.200.000. London, P. Cuipers 1860.

Nachdem Herr v. Sonnenstern im Jahre 1859 eine Karte von Guatemala in 1:650.000, eine zweite von San Salvador in 1:400.000 und eine dritte von Nicaragua in 1:720.000 herausgegeben hatte, die alle drei einen offiziellen Charakter tragen und auf den von den betreffenden Regierungen angeordneten, zum Theil von Herrn v. Sonnenstern selbst ausgeführten Messungen beruben, vereinigte und erweiterte er auf der vorliegenden vierblätterigen Karte jene drei Karten zu einem Gesammtbilde der fünf Central-Amerikanischen Republiken. Diese Arbeit, obwohl etwas roh in der Zeichnung und leider auch durch den Mangel einer sorgfältigen Correktur etwas beeinträchtigt, ist jedenfalls die beste, die wir gegenwärtig über jenes Ländergebiet besitzen, nur die Darstellung von Costa Rica wird in nächster Zeit wesentliche Veränderungen erfahren durch eine fron uns zur Publikation vorbereitete Karte des bekannten Dr. von Frantzius.

(Geschlossen am 8. April 1861.)

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Th. von Heuglin's. Expedition nach Inner-Afrika.

Bericht aus Alexandria vom 17. März 1861.

Im vorigen Hefte dieser Zeitschrift meldeten wir die am 4. und 5. März geschehene Ankunft der Expedition in Alexandria, seitdem sind weitere Mittheilungen von Herrn von Heuglin, unter Datum 17. März, eingelaufen, die wir im Folgenden zusammenstellen.

,,Erst heute werde ich eine Audienz beim Vicekönig haben, dessen Rückkehr einige Tage nach unserer Ankunft Statt fand. In Folge der Festlichkeiten war derselbe bisher zu beschäftigt und auch zu leidend, um mir eine Audienz früher zu verstatten, doch ist bereits ziemlich Alles genehmigt, was für die Förderung der Expedition gewünscht wurde, auch eine Ordre wegen Erlangung eines Dampfers in Chartum ausgestellt. Nur wegen Benutzung der Ägyptischen Dampfschiffe im Rothen Meere sind wir noch nicht ganz im Klaren, da dieselben jetzt nur noch bis Djedda gehen und nicht wie früher 1) nach Sauakin u. s. w.; selbst die Fahrt nach Djedda ist keine regelmässige.

Was die verschiedenen Herren der Reisegesellschaft anlangt, so kann ich bis jetzt nur sehr Rühmliches von ihnen sagen. Dr. Steudner ist wirklich sehr viel in seinem Fach und arbeitet wie alle Anderen sehr fleissig; Kinzelbach ist fast zu eifrig und sitzt Tag und Nacht hinter seinen Ziffern. Hansal und Schubert 2) thun auch ihre Schuldigkeit; mit letzterem weiss ich allerdings vorläufig nicht viel anzufangen, da Steudner für seine Zwecke Eingeborne dressiren wird und Schubert, weil er nicht jagen und schiessen kann, auch für meine Arbeiten vorläufig

er

1) S.,,Geogr. Mitth." 1860, Tafel 15.

-

2) Gärtner Hermann Schubert, ein Landsmann Dr. Vogel's, meldete sich bereits im November, um die Expedition in einer hülfsleistenden oder dienenden Weise begleiten zu dürfen, und wurde von dem Vater des verschollenen Reisenden, Direktor Vogel in Leipzig, der ihn persönlich kennt, und auch von Dr. Brehm warm empfohlen. Der damalige Stand des Unternehmens erlaubte es nicht, von seinem Anerbieten Gebrauch zu machen, aber weit entfernt, dadurch von dem heissen Wunsche, der Expedition seine Dienste zu weihen, abzulassen, sondern mit dem grössten Enthusiasmus und Eifer für die Sache erfüllt reiste trotz aller Abmahnungen auf seine Hand und eigene Kosten schon am 20. Dezember von Leipzig ab, um der Expedition nach Alexandrien voranzueilen und sich dort derselben zur Verfügung zu stellen. Herr Schubert ist 31 Jahre alt, kräftig an Leib und Seele, hat seiner Militärpflicht mit allen Ehren genügt, ist gewohnt und willig, sich unterzuordnen, und verfolgt dabei doch höhere Lebenszwecke als eben nur den Brodverdienst, indem er selbst seine Ersparnisse seinen Wünschen zum Opfer gebracht hat. Unter diesen Umständen sind die Dienste des Herrn Schubert nachträglich angenommen. A. P. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft V.

nicht taugt. Doch wird sich auch für ihn das Geschäft finden, wenn wir einmal vollkommen en train sind.

,,Die nächsten Briefe erhalten Sie von Kairo aus, wo →→→ wie ich bestimmt hoffe wir bis zum 21. März eintreffen werden. Ich bin sehr froh, endlich in Alexandrien abschliessen zu können, da das Klima dieses Ortes mich immer krank macht und es meiner Brustleiden wegen sehr nöthig ist, in wärmere Gegenden zu kommen, von deren Temperatur wir allerdings zur Genüge profitiren werden."

Herr von Heuglin überschickte gleichzeitig einen Brief Dr. Steudner's, in welchem derselbe seinen mit Herrn Hansal und Schubert unternommenen Ausflug nach Rosette beschreibt, eben so wie interessante, von ihm erhaltene und eingezogene Nachrichten über geographische Erforschungen in Kaffa, über die jetzigen Zustände in Abessinien und den Stand des Sues-Kanalbaues, wie folgt.

1. Dr. Steudner's Ausflug nach Rosette,
10. bis 12. März 1861.

Wir haben die Zeit unseres Aufenthaltes in Alexandria benutzt, in der Nähe der Stadt kleine Wanderungen zu machen, die aber nur sehr wenige Resultate ergaben. Auf v. Heuglin's Vorschlag machten Hansal und ich, in Begleitung des Herrn Schubert, einen Eselritt nach Rosette, der uns einen kleinen Vorgeschmack vom hiesigen Reisen gab. Wir verliessen am 10. März wohl ausgerüstet mit Papier zum Pflanzen sammeln, Käferflaschen u. s. w., SO wie mit zwei Doppelflinten die Stadt auf der von Tamarisken und Mimosen besetzten Strasse nach Ramle, die weiterhin durch eine Wüste von Trümmern der alten Stadt führt und nur an einigen Punkten vor ersterem Orte von Zuckerrohrfeldern, Feigengärten und Dattelwäldchen begrenzt ist. Ramle 1) selbst ist ein aus Landhäuschen bestehendes Dorf. Von hier zieht sich der Weg über ganz wüste, mit Kies und kleinen Seemuscheln bedeckte Ebenen, die augenblicklich durch Regen so aufgeweicht waren, dass unser Packesel stecken blieb und nur schwer herausgezogen werden konnte. Diese Kiesebenen wechseln mit Wasserflächen, deren Tiefe nur 2 bis 3 Zoll betrug. So zogen wir denn

1) Nordöstlich von Alexandria auf der Landzunge zwischen dem Ma'adieh-See und dem Meere. A. P..

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in mondloser Nacht durch diese Wüstenei, bis wir uns plötzlich von Wasser und einer Mauer, die zu einer der Küstenbefestigungen gehörte, umgeben sahen. Unsere Eseltreiber, die schon vorher eine grosse Virtuosität im Verfehlen der Richtung gezeigt hatten, wussten jetzt gar nicht, was zu thun, und wir eben so wenig. Wir gingen so weit als möglich der Mauer entlang, hinter der das Meer brauste, doch endlich war in der stockfinsteren Nacht kein Fortkommen mehr möglich, wenn wir nicht riskiren wollten, irgend wo in ein Loch oder selbst in das Meer zu stürzen. Wir hielten also Kriegsrath und beschlossen, im Schutz der niederen Mauer, 10 bis 15 Schritt von der Brandung, zu bivouakiren. Mittlerweile hatte sich ein Sturm erhoben, der unsere Lage nicht gerade angenehmer machte, da wir nur unsere Zwilligkleider an und nur leichte Sommerüberzieher bei uns hatten. Unser Proviant wurde völlig mit Sand gepanzert, so dass es unmöglich war, ihn zu geniessen; auch an Schlaf war nicht zu denken, da der Sand Augen und Mund anfüllte.

Um 4 Uhr früh hielten wir es nicht länger aus und rüsteten zum Weiterziehen, als eben eine Karawane in der Nähe sichtbar wurde, durch die wir den weiteren Weg erfuhren. Wir zogen immer längs der tobenden Brandung hin, der Sturm wuchs jeden Augenblick. Kurz vor Sonnenaufgang erreichten wir den Kanal, welcher aus dem See von Etku nach dem Meere führt 1) und wo eine Fähre liegt, die uns nach einigem Aufenthalt an das jenseitige Ufer brachte. Unsere Esel wurden auf die hier gebräuchliche Weise in die Barke gebracht, indem zwei Araber das Thier vorn heben und seine Vorderbeine unter die Arme nehmen, so dass es zweibeinig und mit vielem Anstand in das Boot geführt wird. Glücklich am anderen Ufer angelangt ritten und wateten wir an der niederen Küste hin, alle Augenblicke einer Woge ausweichend, die ihren Schaum unter die Hufe unserer Thiere trieb, und doch mussten wir uns auf dem vom Meer etwas fest geschlagenen Boden halten, denn mehr landeinwärts konnten die Thiere wegen der Tiefe des Sandes gar nicht fortkommen. Alle drei Genossen küssten den Boden auf diesem Wege, da unsere Esel bald vorn stürzten, bald mit den Hinterbeinen stecken blieben. Hansal setzte in leichtem, graziösem Luftsprung über den Kopf seines Langohrs mitten in den Schaum einer Woge, während ich einmal beim Sturze meines Thieres nicht rasch genug absprang und so mit

1) Auf der Britischen Admiralitäts-Karte Nr. 2630,,Alexandria to Damietta, surv. by Comdr. A. L. Mansell 1857" ist eine Kommunikation des Etku-See's mit dem Meere nicht angegeben, dagegen zeichnet Linant de Bellefonds auf seiner,,Carte hydrographique de la Bass Égypte" eine solche am nordwestlichen Ende des See's und bemerkt dabei:,,Pendant les inondations et le tems de l'écoulement des eaux les barques entrent et sortent par cette embouchure du lac d'Etko." A. P.

dem von der Natur zum Sitzen bestimmten Theile die mit Seewasser mehrere Zoll hoch bedeckte Mutter Erde ziemlich unsanft berührte.

Auf diese erbauliche Weise zogen wir bis gegen Mittag weiter. In der Ferne sahen wir gegen Ende des Vormittags die Dattelwaldungen so wie ein Scheichgrab von Etku und nun ritten wir, die Küste verlassend, quer in die Wüste hinein. Hatten wir bisher von der Witterung schon genug auszustehen gehabt, so wurde es jetzt geradezu unerträglich. Der Weststurm peitschte den scharfen Wüstensand in einer Weise, wie man es sich nicht vorstellen kann, so dass man nicht 30 Schritt weit sehen konnte. Die Haut schmerzte und die Augen konnten wir kaum öffnen, obwohl wir mit dem Winde gingen. Gegen den Wind wäre es unmöglich gewesen, diese Gegend zu passiren. Die Ebene ist flach wie ein Tisch, nicht eine auch nur 2 Zoll hohe Erhöhung ist zu sehen, kein Kraut, kurz Nichts als scharfer, feiner Wüstensand. Um den Weg anzudeuten, sind 14 alte, aus Ziegeln erbaute, 10 Fuss hohe Thürmchen aufgebaut, deren erstes und mittelstes je ein Brunnenbecken enthalten. Kaum waren wir an den ersten dieser Thürme angelangt, als ein tropischer Regenguss mit Hagel auf uns niederprasselte. Die Wolken hatten wir wegen des Staubes gar nicht bemerkt. Dieses Spiel wiederholte sich noch zwei Mal und doch genügten die Güsse nicht, den Staub niederzudrücken.

Endlich gegen 1 Uhr wurde die Atmosphäre klar und wir erblickten vor uns die Dünen von Rosette mit Dattelwaldung, freilich durch einen breiten See von uns geschieden. Dieser See, von durch den Sturm aufgestautem Wasser gebildet, breitete sich mit der Schnelligkeit eines langsam gehenden Mannes, wenn ich so sagen darf, aus. Wir mussten aber hindurch und es ging gut, da der ganz ebene Boden nur ungefähr 1 bis 1 Fuss mit Wasser bedeckt war. Nur unser Packesel stürzte wieder, hauptsächlich aber aus Ermüdung, denn unsere Thiere hatten viel gelitten, da sie weder Futter noch Trinkwasser gefunden hatten. Endlich nach halbstündigem Ritt durch dieses Wasser kamen wir, von oben und von unten bis auf die Haut durchnässt, in die Dattelpflanzungen und zogen bald darauf in Rosette ein. Da die Stadt kein Gasthaus hat, suchten wir bei den Franziskanern eine Unterkunft, wurden aber schnöde mit der Bemerkung abgewiesen, dass sie keinen Platz hätten. Dabei bewohnen nur zwei Patres ein Gebäude von 2 Stockwerken mit 6 bis 8 Fenstern auf jeder Front. Endlich nahm uns ein höchst liebenswürdiger Grieche, Konstantin, der einen Liqueur-Laden hat, auf und zeigte sich in jeder Beziehung zuvorkommend. Wir schliefen die Nacht in seinem Laden. Da der Ramadan an diesem Tage begann, wurde eine Fantasia abgehalten, doch sahen wir Nichts

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