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hier folgen lassen, welche wir dem „,New York Tribune" entnehmen.

Colorado umfasst Theile von Kansas, Nebraska und Utah, seine Grenzen sind der 37. und 41. Parallel und der 102. und 109. Meridian westl. v. Gr. Das Gebiet enthält etwa 100.000 Engl. Quadrat - Meilen. Die Rocky Mountains trennen es in zwei Theile, westlich entströmen ihnen eine grosse Menge Zuflüsse des Colorado, östlich entsenden sie eine gleich grosse Anzahl bedeutender Zuflüsse zum Arkansas und dem südlichen Arm des Platte. Das Territorium umschliesst die berühmte, an Gold und anderen Metallen reiche Bergbau-Region des Pike-Peak.

Nevada ist aus dem westlichen Utah und einigen Gebietstheilen von Kalifornien gebildet, doch wird der Einschluss der letzteren von der Zustimmung Kaliforniens abhängig gemacht. Die Grenze verläuft im Norden längs des 42. Parallels, im Osten längs des 116. Meridians westl. von Greenwich, im Süden längs des 37. Parallels westlich bis zur Wasserscheide zwischen dem Carson-Thal und dem Grossen Ocean, im Westen auf dieser Wasserscheide hin bis 41° N. Br. und von hier gerade nach Norden bis zum 42. Parallel. Das Territorium umschliesst demnach das liebliche Carson - Thal, dessen grosser Mineralreichthum,

namentlich an Silber, und wunderbare Fruchtbarkeit, selbst bei der rohesten Kultur, sich vereinigen werden, um in kurzer Zeit diese Region zu einem reichen und bevölkerten Staat umzuwandeln.

Dakota bildete früher einen Theil des Territoriums Minnesota, wurde aber von ihm getrennt, als dieses zum Staat erhoben wurde; dazu kommt nun jenseit des Missouri ein Theil von Nebraska. Seine Grenzen sind im Norden der 49. Parallel gegen Britisch-Amerika, im Osten die Staaten Minnesota und Iowa, im Süden der Parallel von 42° 30′ N. Br. gegen Nebraska, im Westen der 103. Meridian westlich v. Gr. ebenfalls gegen Nebraska. Das Gebiet umschliesst offene Grasebenen, rollende Prairien, eine grosse Anzahl See'n und Teiche und sehr viele werthvolle Flüsse. Das Klima ist im Süden mild, im Norden zwar rauh, doch nicht in dem Maasse, als man nach der hohen Breite vermuthen sollte. Das Land besitzt reichliches Nutzholz und die Thäler sind höchst produktiv. In manchen Theilen giebt es Kohlen in Fülle und andere Mineralien vermehren den Reichthum der Region. Von der Jagd des zahlreichen, wegen seines Pelzes sehr werthvollen Wildes leben viele Indianer, welche den Stämmen der Yankton, Sissiton und Sioux angehören.

Geographische Notizen.

Die neuesten geodätischen Arbeiten des Kais. Russ.

Generalstabs.

Die beiden im Jahrgang 1858 (Tafel 8 und 9) der ,,Geogr. Mitth." publicirten Karten zur Übersicht der bis 1858 im Europäischen Russland ausgeführten topographischen, trigonometrischen und astronomischen Arbeiten liegen uns jetzt vom Verfasser, Herrn General-Major v. Blaramberg, bis zum Jahre 1861 vervollständigt vor, ein abermaliges Zeugniss von dem rüstigen Vorschreiten jener grossartigen Arbeiten. Auf der ersten (topographischen) sind neu aufgetragen:

1) Die kriegstopographische Aufnahme (1:42.000) der Gouvernements Esthland, Poltawa und Charkow, welche 1859 beendigt wurde.

2) Die partielle kriegstopographische Aufnahme (1:42.000) der Gouvernements Kursk (der südliche Theil bis zum Fluss Psiol), Orel (mittlerer Theil), Nowgorod (südwestlicher Theil bis zum Ilmen-See und der Waldai-Höhe) und des Königreichs Polen (zwischen Weichsel, Bug, der Südgrenze und dem Parallel von Iwangorod), welche 1860 in Angriff genommen worden sind. Die Aufnahmen der beiden ersten Gouvernements werden im Herbst 1862, die der beiden letzteren in den Jahren 1866 und 1867 vollendet werden.

3) In Verbindung mit dem Feldmessercorps (Arpenteurs) der Reichsdomänen wurden in den drei vergangenen Jahren beendigt: das Gouvernement Nishnij-Nowgorod und der nordwestliche Theil des Gouvernements Simbirsk.

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2) In Finnland hat man im vorigen Jahr eine neue astronomisch - geodätische Vermessung unternommen und solche längs der Küste des Bottnischen Meerbusens bis zur Stadt Uleaborg geführt. Die astronomisch-geodätischen Arbeiten in dem Grossfürstenthum sollen 1864 beendigt werden.

3) Endlich hat man im vorigen Jahre die Triangulation von Cis-Kaukasien in Angriff genommen, um sie von Derbend längs der Küste des Kaspischen Meeres und von Wladikawkas aus nördlich weiter zu führen zum Anschluss an die Triangulation von Neu-Russland und der Wolga bei Kislar, der Sarpa, bei Nowo-Tscherkask und Taman. Diese Vermessungen unter der Leitung des General v. Chodzko sollen 1864 beendigt werden.

Ferner ist auf dieser Karte ein Bogen längs des 52. Parallels von dem Ural-Fluss bis zur Preussischen Grenze angedeutet. Diess ist der auf Russland fallende Antheil an der Vermessung eines Bogens von 69 Längengraden (bis zur Westküste von Irland), zu welcher im Frühjahr 1861 mit vereinten Kräften der Geodäten Gross - Britanniens, Belgiens, Preussens und Russlands geschritten werden sollte. Das nächste Heft der „,Geogr. Mitth." wird über dieses

grossartige Unternehmen einen Aufsatz aus der Feder des Herrn General-Major v. Blaramberg bringen.

Dem die beiden Karten begleitenden Schreiben entnehmen wir noch folgende interessante Notizen:

,,Bei dem Jahresbericht, welchen der Kaiserl. Generalstab ohnlängst vom General v. Chodzko über seine im Jahre 1860 ausgeführte Triangulation im Daghestan und in Cis-Kaukasien erhielt, befinden sich auch die Resultate seiner Berechnungen über den Niveau - Unterschied des Schwarzen und Kaspischen Meeres. Diese Berechnungen sind auf drei von einander ganz unabhängige Operationen begründet:

1) Die Trans-Kaukasische Triangulation. Durch den Unterschied der Zenith-Distanzen der am Schwarzen Meere bei Poti und Redut-Kale und am Kaspischen Meere bei Lenkoran, Pir-Dagnassi (nordwestlich von Baku) und am Petrowskischen Leuchtthurm bestimmten trigonometrischen Punkte.

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‚Was den neuen Katalog von über 15.000 geographischen Ortsbestimmungen betrifft, so ist derselbe zum Druck fertig. Jetzt beschäftige ich mich mit der Redaktion der Einleitung, welche den geschichtlichen Gang unserer geodätischen und astronomischen Arbeiten, im Laufe dieses Jahrhunderts in Russland ausgeführt, darstellt, die dabei angewendeten verschiedenen Methoden bespricht und die Quellen andeutet, wo die genaue Beschreibung jeder Arbeit zu finden ist, d. h. in welchem Theile der Mémoiren des KriegsKartendépôts solche abgedruckt ist. Diese Einleitung allein wird nicht weniger als 10 bis 15 Druckbogen in 4o umfassen und der ganze Katalog an 60 Bogen. Ich hoffe denselben im Frühling 1862 veröffentlichen zu können."

Ethnographie von Finmarken.

Der „,Sk. C." wird aus Christiania vom 23. Febr. 1861 geschrieben: ,,Der Gesellschaft der Wissenschaften zu Christiania ist in diesen Tagen ein Kartenwerk vorgelegt worden, welches einzig in seiner Art genannt zu werden verdient. Der Verfasser desselben, Cand. theol. J. A. Friis, Docent der Lapponischen Sprache an der Universität Christiania, der im J. 1859 in Finmarken und einem Theil von Nordlands Amt ethnographische Untersuchungen angestellt hat, war seit jener Zeit mit der Ausarbeitung von Karten der einzelnen Bezirke der genannten Ämter beschäftigt, welche die Wohnungen aller dort sesshaften Familien enthalten und bei jeder einzelnen Familie angeben, wie weit dieselbe aus Norwegern, Lappen oder Quänern (Nachkommen ehemaliger Einwanderer aus dem jetzt Russischen Finnland) besteht, so wie auch in wie fern ausser der Muttersprache noch irgend eine andere Sprache in der

Familie gesprochen wird, endlich in besonderer Beziehung auf die Lapponischen Familien in wie weit Mann und Frau oder nur eines von beiden die Norwegische Sprache spricht. Als Grundlage seiner Arbeit dienten dem Verfasser die amtlich publicirten Küstenkarten, während ihm für seine speziellen Zwecke ausser seinen eigenen zahlreichen Beobachtungen die Aussagen und Nachweise der Schullehrer und anderer ortskundiger Leute zu Gebote standen. Die derartig ausgearbeiteten Blätter wurden dann je dem Pfarrer der betreffenden Gemeinde zugestellt und von diesem auf das Genaueste revidirt. Die Gesellschaft der Wissenschaften hat beschlossen, das höchst interessante Werk herauszugeben, wenn von Seiten der Regierung zur Deckung der im Verhältniss zu den Mitteln der Gesellschaft nicht unbedeutenden Kosten ein Zuschuss bewilligt wird."

Das allmähliche Sinken des Aral-See's.

In Borszczow's lehrreicher Abhandlung „,über die Natur des Aralo-Kaspischen Flachlandes" (Würzburger Naturwissenschaftliche Zeitschrift, Bd. I) findet sich folgende interessante Notiz:

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Was die Lage des Niveau's des Aral-Meeres relativ zu dem des Oceans anbetrifft, so besitzen wir zwei in verschiedenen Jahren angestellte barometrische Messungen, deren Resultate nicht wenig von einander abweichen. Nach den im Winter 1826 von Sagoskin, Anjou und Duhamel ausgeführten Messungen soll das Niveau des Meeres 6,3 Toisen (36,2 Engl. Fuss) über dem Schwarzen Meer und demnach 117,6 Engl. Fuss über dem Caspi liegen. Neueste Messungen, welche im Jahre 1858, während der Reise der letzten Bucharischen Mission, vom Herrn Struve jun. angestellt wurden, gaben eine Erhebung des Niveau's von nur etwa 4,15 Toisen (24,9 Engl. Fuss) über dem Schwarzen und folglich 106,3 Engl. Fuss über dem Kaspischen Meere, d. h. einen Unterschied im Wasserspiegel von 11,3 Engl. F. in 32 Jahren. Wenn dieser Unterschied als etwas gross anzusehen ist relativ zu der kurzen Zeitperiode, so treten einige Thatsachen hervor, welche ihn dennoch zu rechtfertigen scheinen. Vergleicht man nämlich die jetzigen Contouren des östlichen Ufers des Aral-Meeres mit denen, welche auf der im Jahre 1847 aufgenommenen ausgezeichneten Karte des Herrn Butakow aufgetragen sind, so ist man nicht wenig erstaunt, einige von den daselbst angegebenen Inseln und Untiefen nicht mehr auffinden zu können und an der Stelle der ersteren festem Land, an der Stelle der Untiefen aber neu entstandenen kleinen sandigen Inselchen zu begegnen. So sind z. B. die beiden, etwa unter dem Parallel von 44° 30' liegenden, auf der Butakow'schen Karte als Inseln angegebenen Landstücke Altai und Usun-Kair heut zu Tage zu Landzungen geworden, die mit dem festen Lande durch Salzmoore im Zusammenhange stehen. Die Breite des flachen Küstenstriches, der während der zehnjährigen Periode von 1847 bis 1857 vom Meere verlassen worden ist, kann etwa auf 0,3 bis 0,6 Geogr. Meilen geschätzt werden."

Golubew's Positions-Bestimmungen in den Russisch-Chinesischen Grenzländern am Ili und Issyk-kul, 1859.

Durch die Güte des Herrn General v. Blaramberg sind wir in der Lage, die Resultate der astronomischen Ortsbestimmungen mitzutheilen, welche der Hauptmann Golubew (spr. Goluboff) vom Kaiserl. Russ. Generalstab im Auftrag des Kriegstopographischen Dépôt und der Russ. Geogr. Gesellschaft 1859 im Siebenstrom - Gebiet und den TransIli'schen Ländern ausgeführt hat (s. „Geogr. Mitth." 1860, S. 409, und 1858, Tafel 16). Einen kurzen Bericht über den Verlauf seiner Expedition, die sich östlich bis zur Chinesischen Stadt Kuldscha und dem Buddhisten-Kloster Sumbe, südlich bis an das Westende des Issyk-kul ausdehnte, erstattete Hauptmann Golubew im „Wjästnik" der Geogr. Gesellschaft zu St. Petersburg (1860, Heft IV, übersetzt in,,Erman's Archiv", Bd. XX, Heft 1) und wir erfahren daraus auch Näheres über die von ihm angewendeten Instrumente und Methoden. Hier mag die Bemerkung genügen, dass die geographischen Längen der Festung Wernoje und der Stadt Kopal (Golubew schreibt Kapal) durch. Beobachtung von Monddistanzen und Sternbedeckungen bestimmt und die Längen der übrigen Punkte durch ZeitÜbertragung mittelst der Chronometer an jene beiden absolut bestimmten gebunden wurden, jedoch mit grosser Sorgfalt und sehr befriedigender Zuverlässigkeit. Die Meridiane von Urdschar und Tschugutschak wurden durch den Zeitunterschied gegen Ajagus ermittelt, dessen Position Fedorow im J. 1834 bestimmt hat. Beobachtungspunkte waren in den Ansiedelungen der freie oder Marktplatz, in den Städten die Kirche, in den Chinesischen Grenzstädten Kuldscha und Tschugutschak die Russischen Faktoreien.

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Die hohe Wichtigkeit dieser Bestimmungen für die Geographie von Inner-Asien liegt auf der Hand, sie geben erst die sichere Grundlage, welche den bisherigen Karten jener Gegenden fehlte. In dem ganzen hier in Betracht kommenden Ländergebiete war nur der einzige Ort Ajagus astronomisch festgestellt, denn die wenigen PositionsBestimmungen der Jesuiten-Missionäre aus dem vorigen Jahrhundert gaben nur unsichere Anhaltspunkte. Wie die Schlagintweit'schen Arbeiten und die auf Tibet ausgedehnte Indische Landesvermessung erwiesen haben, dass das nordwestliche Tibet um 22 bis 25' westlicher liegt, als nach den Bestimmungen der Jesuiten bisher auf den Karten angegeben wurde 1), so stellt sich jetzt durch Golubew's Beobachtungen heraus, dass auch die Dzungarei beträchtlich weiter nach Westen zu liegen kommt, und zwar nimmt die Differenz von Norden nach Süden allmählich zu. Vergleicht man die Lage der Orte auf Semenow's Karte mit den Golubew'schen Resultaten, so liegen auf der ersteren Kopal um 22', Koksu um 30', Altynimel um 36', Iliisk um 40', Wernoje und das Nordostende des Issyk-kuļ um 46°, das Westende des Issyk-kul um 1° 10' zu weit östlich, eben so auf Chinesischem Gebiete Tarbagatai um 27', Borochudschir um 36', Kuldscha um 27', Sumbe um 42', die Vereinigung der Karkara mit dem Keghen um 1° 16', die Mündung des Mussart in den Tekes um 54′. In den Breiten sind die Differenzen natürlich viel geringer, nur einzelne verdienen besondere Beachtung. Sumbe liegt nach Golubew 15', die Mündung des Mussart 10', das Nordostende des Issyk-kul 4', die Vereinigung der Karkara mit dem Keghen 5', Tschubar - Agatsch 9' südlicher, Kuldscha 6', Altynimel und Iliisk 4' nördlicher als auf den bisherigen Karten. Der Issyk-kul, der also durchschnittlich etwa 1° weiter nach Westen gerückt wird, gewinnt durch Golubew's Bestimmung seiner beiden Endpunkte nicht unbedeutend an Länge, denn diese beträgt hiernach ungefähr 28 Deutsche Meilen, während sie nach Semenow's Karte nur etwa 24 Deutsche Meilen betrug.

Eine Expedition durch China und Tibet nach Indien. Mitte Februar dieses Jahres ist ein Englisches Geschwader unter Admiral Sir James Hope von Wusung den Yang-tse-kiang hinaufgefahren, um Konsuln in Tschinkiang, Kiukiang (nahe bei der Mündung des Poyang-See's) und Hankau 2) einzusetzen und überhaupt Vorbereitungen zur Eröffnung des auswärtigen Handels auf dem Strome zu treffen. Das Geschwader bestand aus acht Kriegsschiffen, worunter mehrere Kanonenboote; an Bord befanden sich ausser den drei Konsuln und ihren Assistenten Lieut.-Colonel Wolseley, der militärische Rekognoscirungen, Captain Ward mit mehreren Offizieren der ,,Actaeon", welche hy

1) Das Westende des Issyk-kul liegt auf den Karten zu der ersten Lieferung von R. und H. v. Schlagintweit's Werk in 74° Östl. v. Gr. oder 71° 40′ Östl. v. Paris, d. i. um mehr als 2 Grad westlicher als nach Golubew's Bestimmung. Da diess jedenfalls mit der Ansicht der Autoren zusammenhängt, dass Turkistan um etwa 2 Grad weiter nach Westen zu liegen käme, als man bis jetzt angenommen hat, so dürfte auch diese Ansicht so lange mit Vorsicht aufzunehmen sein, bis man zuverlässige Daten erhält. Wir verweisen über diesen Gegenstand auf eine Arbeit in einem der nächsten Hefte dieser Zeitschrift.

2) S.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft III, Tafel 5.

drographische Aufnahmen ausführen werden, ferner eine Deputation der Handelskammer zu Shanghai, eine Anzahl anderer Kaufleute und der bekannte Konsul Parkes, der jedoch erst in Nanking zur Expedition stiess. Die Chinesischen Zeitungen (wie der „,North China Herald" vom 26. Januar und 28. Februar, der ,,China Overland Trade Report" vom 14. und 28. Febr. und 15. März) sind voll von dem Unternehmen, man verspricht sich viel von den Handelsverbindungen, die mit den Städten längs des grossen Stromes, namentlich mit Hankau, angeknüpft werden sollen, und es sind bereits von England und Nord-Amerika eine Anzahl Flussdampfer abgegangen, welche zum Dienst auf dem Yang-tse-kiang bestimmt sind. Auch sollte schon nach der Rückkehr der Expedition, welche Ende März erwartet wurde, der Dampfer „Cooper" regelmässige Fahrten zwischen Shanghai und Hankau beginnen. Als ein grosser Vortheil wird dabei das Vorkommen sehr guter Kohlen bei Nanking bezeichnet.

Ein erhöhtes Interesse knüpft sich aber an diese Expedition dadurch, dass sich ihr eine Anzahl Männer angeschlossen haben, welche von Hankau weiter ins Innere einzudringen entschlossen sind. So wollen, wie es heisst, die Herren Simon und Dupins nach einigem Verweilen in Hankau den Yang-tse-kiang hinauf nach Tibet und von dort über Land nach Peking gehen, um im Auftrag der Französischen Regierung die Produkte China's zu studiren, doch ist uns hierüber nichts Näheres bekannt geworden. Besser sind wir dagegen über eine Englische Reisegesellschaft und ihre Pläne unterrichtet. Sie besteht aus Major Sarel vom 17. Ulanen-Regiment, einem kühnen Jäger, der bereits den Himalaya und West-Tibet durchstreift hat, Artillerie-Hauptmann Thomas Blakiston, bekannt durch seine Betheiligung an der Palliser'schen Expedition in Nord-Amerika, wo er die magnetischen Beobachtungen besorgte, und Dr. Barton, einem tüchtigen Arzt, der seine Praxis in Shanghai aufgiebt. Diese drei bestreiten die Kosten; ihre Begleiter sind ein Herr Scherechewsky, der im Auftrag der Amerikanischen Missionsgesellschaft als Dolmetscher mitgeht, vier Chinesen und vier Sikhs vom 11. Pendjab-Infanterie-Regiment. Nach einigen im „Athenaeum" (23. März u. 13. April) veröffentlichten Briefen Capt. Blakiston's an Major-General Sabine ist die Absicht der Reisenden, den Yang-tse-kiang mit dem Marine-Geschwader so weit hinaufzufahren, als die kleinsten Kanonenboote gelangen können, sodann zu Land aus China über die Gebirge nach Tibet vorzudringen, vielleicht auf der von Abbé Huc bei seiner Rückreise von Lassa verfolgten Route, ferner längs der Nordseite des Himalaya nach den Quellen des Brahmaputra und Sutledj zu gehen und etwa bei Simla herauszukommen. Man hoffte, mit einigen flachen Kanonenbooten unter Capt. Ward den Fluss von Hankau aus weit hinauf befahren zu können, doch erregten die Stromschnellen, die bei Kwei vorkommen sollen, einige Besorgniss in dieser Beziehung; jedenfalls wollten die Reisenden, wenn auch auf Chinesischen Booten, bis Tschung-king in der Provinz Setschuen den Wasserweg benutzen und von dort zunächst nach Tsching-tu, der Hauptstadt der Provinz, sich begeben. Sie hofften im Oktober oder November Indien zu erreichen. Unter ihren Ausrüstungsgegenständen befinden sich kleine Zelte aus Segeltuch, ein in mehrere Theile zerlegtes Boot, mit dem

sie die wenig bekannten Tibetanischen See'n zu befahren gedenken, ein reichlicher Vorrath von Waffen und die erforderlichen Instrumente für geographische Ortsbestimmungen, die Capt. Blakiston anstellen wird, während Dr. Barton für Botanik, Major Sarel für Zoologie thätig sein werden.

Wenn es den kühnen Männern gelingt, ihren trefflichen Plan auszuführen, so dürfen wir ausserordentlich wichtigen Resultaten für die Geographie von Central-Asien entgegen sehen. Nach den letzten Nachrichten war das Geschwader, auf dem sie sich befanden, am 20. Februar in Nanking angekommen und von den Taipings freundlich empfangen worden, welche das Versprechen gaben, dass Schiffe unter Englischer Flagge unbelästigt den Strom befahren dürften. Sie berichteten, dass Kiukiang von ihren Parteigenossen genommen sei und die Einnahme von Hankau nahe bevorstehe.

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Tripolis und die Städte an der Kleinen Syrte. Von Alexander Freiherrn von Krafft-Krafftshagen 1). Wenn der Spruch wahr ist, dass diejenigen Völker am glücklichsten sind, welche keine geschichtlichen Überlieferungen aufzuweisen haben 5), so ist den Einwohnern der Drei-Städte-Provinz (Tripolis) ein beneidenswerthes Loos zu Theil geworden, denn in den Jahrbüchern der Geschichte bleiben die Einwohner des Landes an der Kleinen Syrte vollständig unerwähnt. Der Glanz, den die Nachbarländer verbreiteten, der Ruf Carthago's, der Cyrenaica und Numidiens hat nur dazu beigetragen, ihre Dunkelheit noch

') Kling ist der Name, welchen Malayen und Japanesen der Telinga-Nation Süd-Indiens geben, und scheint eine Korruption oder Abkürzung des Landes-Namens Kalinga zu sein. Da die Telinga die einzige den Völkern des Archipels genau bekannte Nation Indiens sind, so wird der Name bei diesen als allgemeine Bezeichnung für alle Leute aus Hindustan gebraucht. (Crawfurd.)

2) Den Namen Bugi geben die Malayen dem herrschenden Volk auf Celebes, das sich selbst Wugi nennt. Die Bugis sind die unternehmendsten und am meisten fortgeschrittenen unter den eingebornen Stämmen des Archipels. (Crawfurd.)

3) Die Summe wird in ,,Allen's Indian Mail", der wir diese Notiz entnehmen, zu 80.792 angegeben, möglicher Weise ist daher in einem der Posten ein Fehler von 1000.

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4) Über die Pläne dieses Reisenden theilten wir unseren Lesern früher Einiges mit (,,Geogr. Mitth." 1859, S. 78). Seitdem erhielten wir von ihm gegenwärtige Mittheilung nebst einem Schreiben, datirt aus,,Schloss Krafftshagen bei Bartenstein, 1. März 1861", in welchem er unter Anderem erwähnt: ,,Der Tod meiner Mutter hat mich im vorigen Jahre von Ghadames zurück nach Europa gerufen, nachdem es mir bis dahin nur möglich gewesen war, Fessan (Sokna, Mursuk) und Ghadames (Weg über Misda), so wie den Djebel zu besuchen. Doch hoffe ich in diesem Jahre von Ghadames, wo meine Leute auf mich warten, wenigstens bis Ain-Saleh vorzudringen. Das wird wohl erst im Herbst geschehen, da ich mir vorgenommen habe, in Sommer einige Ausgrabungen in Lebda (Leptis Magna) vornehmen zu lassen." A. P. 5) Heureux les peuples qui n'ont pas d'histoire (D'Aguesseau).

schroffer hervortreten zu lassen; ein einziger hier geborner Mann, Septimius Severus, hat einen Platz in der Geschichte erhalten. Strabo, Pomponius Mela, Plinius und Ptolemaeus nennen uns nur gelegentlich einige Städte dieser Provinz, zuerst die drei Hauptstädte Sabrata, Oëa und Leptis Magna, sodann Pontis, Neapolis, Graphara und Abrotonon. Es ist nicht leicht, die Lage dieser alten Städte mit den gegenwärtigen neuen Örtlichkeiten in Einklang zu bringen.

Häufig schon sind sie der Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen gewesen, und obgleich das Material mir keineswegs erschöpft scheint, ist man bei einem konventionellen System stehen geblieben. Man macht aus Sabrata Tripolis Vechia, aus Oea Tripolis, die Hauptstadt der Provinz, und aus Leptis Magna das heutige Dorf Lebda; die übrigen Orte pflanzt man ein Bischen aufs Gerathewohl.

Obgleich ich weiss, welchen Respekt man immer einer gelehrten Behauptung schuldig ist, die durch jahrelange Anerkennung zur Rechtskraft gekommen, so glaube ich doch triftige Gründe zu haben, um einige Änderungen vorzuschreiben. Die Überlieferung legt den Ruinen von Sabrata den Namen Alt-Tripolis (Tripolis Vechia) bei, das heutige Tripolis ist also im Vergleich mit dem alten. eine neue Stadt. Wenn aber zwei Städten missbräuchlich der Name der ganzen Provinz Tripolis beigelegt wird, so kann diess nicht dem blossen Zufall zugeschrieben werden. Jedenfalls finden wir hier die Spur der Benennung für einen ganzen Komplex, einer Benennung, welche fremde Eroberer verfälscht und verstümmelt haben.

Es gab eine Altstadt der Tripolis und eine Neustadt der Tripolis; daraus hat man Tripolis Vechia, Alt-Tripolis, und Neu-Tripolis gemacht, das letztere ist allein übrig geblieben und Tripolis (Tarabolus il Gherb) geworden.

Ich erkenne daher in dem heutigen Tripolis der Barbarei nicht Oëa, wie man es allgemein annimmt, sondern Neapolis, die Neustadt der Tripolis. Ein Text des Ptolemaeus, den man nur sehr oberflächlich mit einer Variante bekämpfen kann, die sich in einem einzigen Manuskript 1) befindet, giebt meiner Behauptung eine entschiedene Stütze. Als der schlagendste Beweis für meine Annahme dienen aber die Maasse, welche in der Reiseroute des Scylax angegeben sind. Sie bestimmen ausserdem mit unwidersprechlicher Genauigkeit zwei andere Punkte. „Nach Neapolis", sagt er,,,eine Tagereise weit Graphara, nach Graphara eine Tagereise weit Abrotonon." Er reist von Westen nach Osten. Wenn wir nun von Tripolis aus diese Richtung verfolgen, gelangen wir am Abend des ersten Tages nach der Burg Djafara (Casr Djafara), von da erreichen wir in demselben Zeitraum einen Hügel, der mit unförmigen, halb im Lande vergrabenen Ruinen bedeckt ist. Der Ort heisst Bartum (). Am Fusse des Hügels liegt ein kleiner Salzsee. Ich erkenne hier Abrotonon um so mehr, als dieser Punkt ganz mit der Beschreibung Strabo's übereinstimmt und ein See hier an der Küste zu selten ist, um auch nur einen Augenblick in Zweifel gerathen zu können.

Es bleibt uns eine Schwierigkeit: wenn Tripolis auf der Stelle von Neapolis steht, wo bleibt das arme Oëa, welches von Geographen und Archäologen Gnaden seit

1) In codice Palatino Cellarius Geograph. Lib. IV, Cap. 3.

Jahrhunderten in Karten und Büchern die Stelle von Tripolis einnimmt? Ich suche es mit Plinius zwischen Sabrata und Neapolis, das heisst heut zu Tage zwischen Casr Alega (a) und Zauya (). Hier liegt eine fruchtbare und schöne Oase, in der sich drei Dörfer befinden, welchen eine Zauya oder Muselmännische Hochschule, die im Lande sich eines grossen Rufes erfreut, als Mittelpunkt dient.

Diese Lehranstalten führen ausser der allgemeinen Bezeichnung Zauya immer den Namen des Heiligen, welcher für ihren Stifter gilt; ich nenne nur die Zauya Sidi Salam, die Zauya Ferdjami, die Zauya Abd el Saïd. Hier finden wir ausnahmsweise eine Schule, welche die Zauya Zauya heisst. Wir können unmöglich annehmen, dass dieser Pleonasmus sich nur zufällig eingeschlichen hat. Die Oase muss vor der Erbauung der Schule doch auch schon einen Namen gehabt haben und es ist nicht anzunehmen, dass dieselbe schon früher lucus a non lucendo-Zauya geheissen habe, eben weil sie keine Zauya besass. Eher möchte ich einen mit Zauya ähnlich klingenden Namen suchen, der in späterer Zeit entstellt worden ist. Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich die Oase Oëa nenne. Überall, wo die Bekenner des Islam die Griechische Herrschaft verdrängten, überall, wo die Dialekte Mohamed's die Sprache Homer's ersetzten, finden wir, dass die Eroberer die Präposition, welche die Eingebornen, um die Richtung eines Ortes zu bezeichnen, an ihr Ohr klingen liessen, den Ortsnamen selbst vorgesetzt haben. Oëa gehörte nach Byzanz. Die Griechen sagten: Wir gehen nach der Stadt: is tin polin; dieser Weg führt nach Athen: is Athinas, nach Atalia: is Atalian, nach Oëa: is Oëa. Unbekannt mit der grammatikalischen Analyse sprachen die Fremdlinge nach und sagten Istambol, Setina, Satalia, Soëa. Dieses Soëa aber glich in seiner vulgären Aussprache dermaassen einem Worte, welches in der Sprache der Eroberer einen Sinn (Zauya, Schule) hatte, dass Soëa schnell in Zauya umgeändert wurde, und Zauya ist es bis auf den heutigen Tag geblieben.

Neue Karte von H. Duveyrier's Reise.

Die bis jetzt (Ende April) eingelaufenen Nachrichten über Duveyrier's Reise in der Sahara gehen bis zum 26. Januar 1). Er befand sich seit Dezember im Wadi Tichammalt auf dem Wege von Ghadames nach Ghat und wurde dort so lange zurückgehalten, weil in letzterer Stadt grosse Aufregung gegen die Franzosen herrschte. Es war dort das Gerücht verbreitet, der Reisende komme, um mit Genehmigung des Pascha's von Tripoli und des Tuareg-Häuptlings Ichenuchen Ghat Namens der Französischen Regierung in Besitz zu nehmen, und man brachte damit die Bewegungen eines Französischen Truppencorps in der Algerischen Sahara in Verbindung. Die Häuptlinge der Asgar (Duveyrier schreibt Azdjer), sogar Ichenuchen selbst wurden durch dieses Gerücht misstrauisch und Duveyrier glaubte eine Zeit lang, sich nach Fesan zurückziehen zu müssen. Zum Glück hatte er einen treuen und mächtigen Beschützer an dem Scheich Sidi-Mohammed-el-Bakay, einem Vetter und Schwiegersohn des berühmten Scheich El-Bakay in

1) S.,,Moniteur univ." 20. April 1861.

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