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wenigstens mich

als ohnehin die Taxe für jeden Reisenden gewöhnlich einen Thaler beträgt. Und hat man ihnen Bakschisch gegeben, so wiederholen sie dessenungeachtet, so lange man sich da aufhält, ihre Forderungen immer wieder, so dass man sie kaum auf irgend eine Weise los werden kann. Wer die Pyramiden besteigt, thut daher gut, vorher alle Taschen vor ihren Augen zu leeren und Geld u. s. w. am Fusse der Pyramiden zu deponiren. Gleich unverschämt sind ihre Forderungen für ein Glas Wasser, für versteinerte Konchylien u. s. w., die im Gestein der Pyramiden reichlich vorkommen. Einen prächtigen Käfer, Graphicterus, der fast nur bei den Pyramiden vorkommt, fanden wir hier.

Gegen Abend ritten wir am Rande der Wüste nach Abusir und übernachteten im Sande unter Palmen. Am folgenden Tage besuchten wir Herrn Direktor Mariette in seiner einsamen Behausung 1 Stunde weit in der Wüste. Er führte uns in ein von ihm kürzlich entdecktes, in der Nähe des Serapeum gelegenes Grab, welches eines der schönsten von Alt-Ägypten ist. Von hier gingen wir nach Mitrehenne und schlugen das Nachtlager bei den Kolossen von Memphis auf, über welche England das Eigenthumsrecht beansprucht. Am 12. April kehrten wir nach Kairo

zurück.

(Aus einem Schreiben Th. v. IIeuglin's, 13. Mai 1861.) Noch immer erhalten Sie Briefe von hier. Wir können erst mit dem nächsten Schiff der Medjidíeh (25. Mai) von Suez auslaufen, wenn wir uns mit der Gesellschaft (der Vicekönig hat keinen direkten Antheil mehr an den Fonds) über die Preise geeinigt haben werden. Doch haben wir keine Zeit verloren und der Aufenthalt hier, der sich nun an 2 Monate hinausgezogen hat 1), war uns in sehr vieler Beziehung nützlich und lehrreich; auch ist sehr viel gearbeitet und gesammelt worden. Anbei überschicke ich einen langen Bericht über den Bahr el abiad, den Provikar Kirchner die Güte hatte mir mitzutheilen, sammt Karte 2), die ich theils nach Croquis des Geistlichen Morlang, theils nach seinen Manu

1) Es hat vielleicht noch kein Unternehmen dieser Art und von diesem Umfange gegeben, welches so rasch, als man gewünscht hätte, ausgeführt oder in Gang gebracht wäre. Die Expedition von Richardson, Barth und Overweg erlitt auch mehrere Monate länger als wünschenswerth Aufenthalt, ehe sie nach dem Inneren abreisen konnte. Dr. Vogel, der am 20. Februar 1853 von Southampton abreiste, sollte sich so schleunig als nur möglich nach dem Sudan begeben und wurde desshalb schon in London auf das Beste ausgerüstet, allein obgleich derselbe Anfang März in Tripoli ankam und hoffte, daselbst nur einige Tage verweilen zu müssen, wurde seine Abreise ins Innere bis zum 28. Juni, also gegen 4 Monate, verzögert. Und der Apparat dieser beiden Expeditionen war weit weniger umfangreich als der der Heuglin'schen Expedition. Herr v. Heuglin verliess bekanntlich Stuttgart erst am 26. Januar und hatte seine Reise über Konstantinopel zu nehmen. A. P. 2) Beides, Bericht und Karte, wird zur Publikation in dieser Zeitschrift vorbereitet. A. P.

skripten, theils nach mündlichen Mittheilungen Kirchner's gewissenhaft zusammengestellt habe. Der Bericht, den Hansal ausgezogen hat, ist äusserst interessant und zeigt, wie unsere Kenntnisse über jene Länder immer mehr ausgebreitet werden, wenn auch langsam. Provikar Kirchner wird Ihnen weitere Nachrichten über den Bahr el abiad direkt zugehen lassen, wenn ihm solche durch seine Geistlichen in nächster Zeit zukommen. Chartum und Gondokoro scheinen vorläufig von der Mission aufgegeben zu sein1) und auch die Station zum Heiligen Kreuz, die erst kürzlich wieder ein Mitglied verlor, dürfte auf einen besseren Platz in gesundheitlicher Rücksicht verlegt werden müssen. Provikar Kirchner residirt jetzt mit seinen schwarzen Zöglingen im Schelal bei Asuan und ist dieser Tage, nach einem längeren Aufenthalte hier, dahin zurückgekehrt.

König Bey, der Sécrétaire des Commandements Sr. Hoheit des Vicekönigs, hat sich der Expedition gegenüber sehr charmant und gefällig bewiesen, und auch Linant Bey ist sehr zuvorkommend und hat uns z. B. einen Glashorizont geschenkt, nachdem der seinige sich zweckmässiger erwiesen hat als die uns vom Vicekönig zur Verfügung gestellten Instrumente. Durch Linant Bey's Vermittelung wurde nämlich dem Central-Magazin der hiesigen Regierung in Bulak Befehl gegeben, uns, im Fall wir deren bedürfen, Instrumente aller Art daselbst auszuwählen oder die unserigen zur Reparatur oder Vergleichung zu übernehmen. Kinzelbach hat in letzter Beziehung die Herren in Bulak öfter in Anspruch genommen, aber von Instrumenten bedürfen wir glücklicher Weise Nichts. Nur mit einem einzigen hatten und haben wir Unglück, nämlich mit den Hypsometern, deren eines zerbrochen ankam, während das andere beim ersten Versuch aus dem Leim ging. Kinzelbach hat gesucht, sie wieder herzustellen, und wir haben Hoffnung, sie wenigstens für einige Zeit benutzen zu können, indem an beiden nur die äusseren Röhren gesprungen sind. Unter meinen hiesigen Instrumenten ist ein ganz vortreffliches, völlig in Metall gearbeitetes Reisebarometer, welches zum Reguliren des Aneroids dienen soll.

Die aus Danzig spendirten Bernsteinwaaren haben wir erhalten. Einige derselben werden für Kordofan und Darfur sehr brauchbar sein, jedoch nur die undurchsichtigen und milchigen Sorten. Auch mehrere Sorten der Bamberger Glasperlen werden sehr gelobt und geschätzt. Für die nördlichen Abessinischen Grenzländer, wo bloss gewisse grössere, roth und weiss facettirte Sorten gehen, habe ich Provision gemacht.

Von hiesigen Spenden für die Expedition muss ich

3) S.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft III, S. 120.

noch erwähnen: 1) Linant Bey, der einen Sextanten-Horizont geschenkt und überhaupt alle seine Schätze uns zur Verfügung gestellt; 2) Dr. Bilharz, der so freundlich war, uns van der Hoeven's Zoologie zu überlassen, so wie eine Menge wissenschaftlichen, mit grösster Gewissenhaftigkeit gesammelten Materials.

Vom Oberen Nil nicht viel Neues. Grössere Reisen auf dem Bahr el ghasal sind nie gemacht worden. Dieser hat, so weit die Reisenden jetzt kamen, keinen Zufluss aus West und Nordwest, sondern kommt aus Süd und ist sonach wohl der Yeji meiner (hier beifolgenden) Karte. Elfenbein-Händler haben von den Kidj-Negern westwärts

Die Carl Ritter-Stiftung.

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gehend nach Überschreitung dreier Regenbetten die fast immer Wasser enthalten den Fluss im Gebiet der Arol erreicht. Dieser soll dort fast so mächtig sein als der Nil und über sehr felsigen Grund gehen, was natürlich der Schifffahrt nicht günstig wäre. Von Miani ist nicht viel bekannt. Petherick ist mit einer ungeheueren Quantität Waaren hier angelangt.

Sonst geht Alles gut, auch der Gesundheitszustand der Gesellschaft ist ein vortrefflicher. Von Suez oder Djedda werden wir Ihnen erst Ausführlicheres geben können über das, was wir bis jetzt gethan haben; in diesem Augenblick sind wir zu stark mit Einpacken und Arrangements beschäftigt.

Geographische Notizen.

Ein kürzlich ausgegebener Rechenschaftsbericht weist nach, dass diese Stiftung, nachdem sie mit Genehmigung ihrer Statuten vom Staate als Korporation anerkannt und von Sr. K. Hoheit dem Prinzen Adalbert von Preussen mit seinem Protektorat beehrt worden ist, bis Mitte März d. J. das als für den Anfang unbedingt nothwendig erachtete Kapital von 5000 Thalern, abgesehen von einem kleinen Überreste des Vorschusses eines Mitbegründers der Stiftung, wirklich angesammelt hatte und dass somit ihre Thätigkeit eingeleitet ist. Die zahlreichen Verehrer Carl Ritter's werden das Zustandekommen der Stiftung, die in seinem Namen und in seinem Geiste zu wirken berufen ist, freudig begrüssen und gleich uns den Begründern, vor Allen Herrn Dr. H. Barth, der weder Mühe noch Opfer gescheut hat, um das von ihm ausgegangene Projekt zu verwirklichen, aufrichtigen Dank zollen. Wenn die Stiftung aber eine wahrhaft erfolgreiche Wirksamkeit eröffnen, wenn sie namentlich durch Ausrüstung und Unterstützung grösserer Reiseunternehmungen thatsächlich an dem allmählichen Ausbau der wissenschaftlichen Geographie Theil nehmen soll, so ist selbstverständlich ein weit grösseres Kapital erforderlich, sie müsste dann jährlich mindestens 1000 Thlr. zur Verfügung haben. Es sei uns daher gestattet, auch unsererseits allen Freunden der Geographie und allen Schülern und Verehrern des heimgegangenen Meisters insbesondere die Bitte von Neuem ans Herz zu legen, dass sie durch Wort und That ein Jeder nach seinen Kräften auch ferner das Ihrige zum Gedeihen der Stiftung beitragen möchten, damit sie in naher Zukunft ihres grossen Namens würdig als Mittelpunkt der geographischen Bestrebungen Deutschlands dastehen könne.

Ausflug auf den Monte maggiore in Istrien.
Von Dr. J. R. Lorenz in Fiume.

Die Quarnerischen Inseln werden in orographischer Beziehung gewöhnlich als Vorlagen des Monte maggiore-Zuges betrachtet 1), welcher an der östlichen Küste des Istria

1) Schaubach: Die Deutschen Alpen, I, 139. Ritter v. Heufler

nischen Dreieckes, von dessen Basis bis etwa auf die halbe Länge, sich erstreckt und dadurch die westlichen Steilufer des Quarnero bildet. Da mir aber diese Auffassung weder durch den Anblick der besten Karten 1), noch durch die Betrachtung aller einzelnen Inseln in unmittelbarer Nähe ganz gerechtfertigt schien, beschloss ich, dieses Verhältniss auch vom Gipfel des Monte maggiore aus zu beurtheilen. Diess war der Hauptzweck einer Exkursion auf jenen Berg, welcher überdiess vermöge seiner günstigen Lage und als höchster Gipfel (4410 Fuss A) in einem weiten Umkreis eine nicht unbedeutende Rolle für die Auffassung der Karstgebirge behauptet. Ein Nebenzweck war die Beobachtung einiger Quellen-Temperaturen und Vegetationsgrenzen. Über letztere liegen in Herrn Direktor Kreil's Berichten über seine an den wichtigsten Erhebungen so reichen Bereisungen des Österreichischen Kaiserstaates (übersichtlich dargestellt von Kořistka im Jahrbuch der K. K. Geologischen Reichsanstalt, I, 1850) bereits genaue Höhenangaben vor; es erübrigt mir also hier, zur Ergänzung nur einige Notizen über die Örtlichkeiten und die Gruppirung der charakterisirenden Holzgewächse beizufügen, da wir von Kreil nur die nackten Zahlen besitzen. Der 14. September 1858 versprach bei mässiger Bora eine klare Aussicht, und da ich mich eben in Abbazia am östlichen Fusse des Monte maggiore aufhielt, nahm ich den Weg nicht wie gewöhnlich schon vom Meer an auf der Poststrasse, welche von Fiume an Castua vorüber hinaufführt, sondern ging zunächst pfadlos über die Gehänge gerade hinauf bis Veprinac, um erst dort in die Strasse einzulenken. Die Besteigung ist fast von allen Punkten des östlichen Fusses -zwar mehr oder minder beschwerlich doch immer gefahrlos möglich und zwar bloss unter Führung irgend eines Landmannes oder Hirtenjungen der Gegend, wie denn überhaupt die Höhen des Karstes und seiner Dependenzen gar leicht zu besteigen sind.

Der ganze Küstensaum ist dort bis etwa 500 Fuss hoch

in Haidinger's,, Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien", Bd. VI, SS. 850 ff.

1) Wie die betreffenden Sektionen der Österreichischen GeneralstabsKarten und Scheda's neue Karte der Österr. Monarchie, 1. Lieferung.

hinauf in dunkelrothe ockerige Thonerde gehüllt, welche ursprünglich in den Spalten und Klüften des bis zum Gipfel anstehenden Numulitenkalkes als Übergemengtheil enthalten ist und durch dessen allmähliche Zerklüftung bloss gelegt und vom Regen abgeschwemmt wurde. Diesen Erdmassen, welche zwischen die Blöcke und Klippen der sanfteren unteren Gehänge reichlich eingefüllt sind, verdankt Abbazia's Umgegend bis Moschenizze (Mašćenice) die reizenden ausgedehnten Haine von Lorbeer- (Laurus nobilis) und Kastanienbäumen (Castanea vesca), welche sonst rings an den Ufern des Quarnero nicht ihres Gleichen haben. Weingärten, darin viele Feigenbäume und nur spärlich Ölbäume, dann lichte Eichengehölze (Quercus pubescens und Q. cerris vorwiegend) wechseln mit jenen ab und begleiten den Wanderer bis kurz oberhalb Veprinac, in die Höhe von 1500 Fuss (1573 F. Kreil), nachdem der Ölbaum und Lorbeer schon unter 1000 Fuss (948,62 F. Kreil) und der Feigenbaum bei etwa 1200 Fuss zurückgeblieben sind. Alle Kulturen nehmen mit der Erhebung sehr rasch an Zahl und Dichtigkeit ab und von Veprinac an gewinnen auf den nunmehr erdarmen, karstartigen, entwaldeten Gehängen die Sträucher und Niedergehölze von Quercus pubescens, Q. cerris und Q. pedunculata, Ostrya carpinifolia und Fraxinus ornus die Oberhand; ein buntes Gemenge von Rosa rubrifolia, Corylus avellana, Cornus sanguinea, Paliurus aculeatus, Juniperus communis (J. oxycedrus geht hier kaum bis 900 Fuss hinauf, während J. communis bis zum Meere bei Abbazia hinabsteigt) drängt sich zwischen jene höheren Gebüsche ein und unter dem Halbgesträuch macht sich die aromatische Satureja montana besonders bemerklich. Die Kastanienhaine hören schon um 1000 Fuss herum auf, aber einzelne, mehr und mehr kümmernde, Kastanienbäume reichen bis 2110 Fuss (Kreil). Erst bei der flach-muldenförmigen Terrainweitung von Dobrežić (auf der Karte,,Dobreg"), wo die letzten ausgedehnteren Feldkulturen auf tiefgründig ausgebreiteter rother Thonerde liegen, verschwinden zuerst Ostrya carpinifolia, dann bald auch die Eichen (1802 F. Kreil) und Eschen; es folgt eine schmale Zone, wo Hainbuchen-Gebüsche (welche übrigens schon von der Küste an nicht selten unter anderem Gesträuche vorkommen, daher hier keine untere Grenze haben) vorwalten, und 1000 Fuss über der Grenze des Weinbaues beginnt unsere heimische Buche (Fagus sylvatica) zu dominiren - freilich eine armselige Herrschaft ein Knüppel unter Krüppeln, wie es schon der rauhe Karstboden in nordöstlicher Exposition (Bora) nicht anders mit sich bringt.

Im Gestein und Boden (Numulitenkalk, rauh, zerklüftet und erdarm) ist bis zum Pass, auf welchem die Poststrasse den Gebirgszug des Monte maggiore übersetzt (3005,44 F. Kreil), keine Veränderung zu bemerken. Erst dort tritt an mehreren Stellen, welche gegen das Innere von Istrien hin mehr an Zahl und Ausdehnung gewinnen, Numuliten-Sandstein zwischen dem Kalke hervor und mit ihm zugleich Quellwasser, wie fast überall an der Grenze beider Gesteine. Jenseits des Passes, etwa 300 Fuss tiefer, liegen einige Hütten (durch eine Tafel als ,,ućka" bezeichnet), deren eine, die Behausung des Cantonnière, dem Reisenden als Nothherberge dient. Unweit davon entspringen hart an der Strasse zwei frische Quellen, deren untere

(2694,64 F. Kreil), in Marmor gefasste (Kaiser Joseph's II. Quelle genannt), + 8,3° R. zeigte und eine neue AlgenArt, eine Species von Hydrurus, lieferte, zum Beweise, wie wenig diese Gegend von Naturforschern besucht ist, da die Novitäten sich noch an der Poststrasse auf Marmortafeln präsentiren.

Um zum Gipfel zu gelangen, geht man vom Cantonnière wieder eine kleine Strecke zurück und biegt dann südöstlich in einen Bergpfad ein, welcher bis nahe zur Spitze so sanft ansteigt, dass man ihn ganz sicher zu Pferde zurücklegen könnte. Am unteren Drittheile dieses Pfades rinnt am Fuss einer der Buchen, welche hier in südwestlicher Exposition weit besser gedeihen als auf der anderen Seite, eine Quelle von nur 5,4° R., und zwar wieder am Ausbeissen von Sandstein zwischen Kalk, hervor. Erst einige 100 Fuss unter dem Gipfel, welcher eigentlich nur in einem fast unmerklichen Höcker eines langen, schmalen Grates besteht, beginnt ein etwas steiler Anstieg, indem man aus dem Grund einer tiefen Scharte des Grates die Kante desselben zu erklimmen hat. Der Steinhaufen, welcher den Gipfel bezeichnet, bot genügenden Schutz gegen die steife Bora, welche damals, gegen 5 Uhr Abends, mit einer Temperatur von + 5,6° R. wehte, während die Luft über dem geschützten Abhange noch + 8° bis 9° R. hatte.

Zunächst fesselte den Blick der formenreiche Quarnerische Archipelagus, um den es mir hauptsächlich zu thun war. In dieser angemessenen Höhe, von welcher aus das Auge mehr in den Golf hinein als über denselben hinweg blickt, tritt es deutlich hervor, dass der Quarnero nicht als eine Folge von Thälern und Höhen nach dem Schema des Monte maggiore-Zuges, sondern als ein grosses ,,Kahr" (cirque)) aufzufassen sei, gegen dessen Mittelpunkt die 2- bis 4000 Fuss hohen Gehänge des Monte maggiore, des Kroatischen Karstes und des Kleinen Vellebit in weitem Bogen herum konvergiren und aus dessen Grunde sich einzelne niedrigere Rücken, Kuppen und Platten (die Inseln) erheben, deren Jedes dem Typus der nächst gelegenen Festlandsküste entspricht.

Cherso gehört allerdings zum Zuge des Monte maggiore. Der eigenthümliche Charakter dieses letzteren liegt in den langen, tiefen Schluchten, welche parallel mit dem Streichen des ganzen Zuges unter einander hinlaufen und die Bergmasse in mehrere (hauptsächlich drei) unter einander gestufte Steilrücken zerfällen. Denselben Typus zeigt nicht allein die Gesammtmasse und Richtung der dort vorliegenden Insel Cherso sammt Lussin, sondern auch das Detail in der Plastik derselben. Dazu gehört insbesondere auch die zum Theil untermeerische Schlucht, aus welcher das Vallone di Cherso und dessen Fortsetzung in das Thal des Vrana-See's (vom Vallone nur durch einen Querriegel getrennt) gebildet ist.

Die Insel Veglia hingegen muss dem Kroatischen Karste zugerechnet werden, welcher von WNW. nach OSO. streicht,

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sich nach Süden zu weniger geneigten Platten verflacht und, seinem Streichen parallel, nahe dem Meere von einer Reihe langer Mulden durchzogen ist. Mit all' diesen Merkmalen stimmt die Erstreckung von Veglia, seine Plattenform mit aufgesetzten minder bedeutenden Kuppen, die Gestalt und Richtung des Thales von Berca nuova so auffallend überein, dass man diese Insel nur hierher und nicht zum Monte maggiore mit Cherso und Lussin beziehen kann.

Die östlichsten Inseln, San Gregorio, Golo, Pervicchio, Arbe, endlich tragen den Charakter des gross zerstückelten, von grosser Höhe steil ins Meer abfallenden Kleinen Vellebit von Zeng gegen St. Georg u. s. w., welchem sie gegenüberliegen, und Arbe insbesondere folgt mit seiner Hauptrippe den von der Dalmatinischen Küste hervorgestreckten Landzungen. Wir erblicken also im Quarnerischen Archipelagus die durch eine gemeinschaftliche Senkung abgetrennten Vorlagen der drei genannten Gebirgszüge. Die weiteren Aufschlüsse hierüber, in so weit sie nur aus eingehenderen geologischen Untersuchungen hervorgehen können, müssen einer späteren Skizze vorbehalten bleiben; hier sollte nur angedeutet werden, was sich vom Gipfel des Monte maggiore aus dem Beobachter aufdrängt. Übrigens kann die Zugehörigkeit dieser Inseln aus der Übereinstimmung der geologischen Formationen nicht ermittelt werden, da eben der ganze Küstensaum, der Fuss aller drei Gebirgszüge, der gleichen Formation mit den Inseln selbst angehört, daher nur allenfalls die Schichtenstellung Aufschlüsse geben kann.

Um die hier gesteckten Grenzen nicht zu überschreiten, übergehe ich die Schilderung der sonstigen Rundsicht über Istrien nach Süden bis jenseits des Adria über den Venetianischen Golf bis zu den Euganeischen Hügeln, über den mauergleichen Absturz des Karstes bei Triest hinauf zu den Gipfeln der Karnischen und Julischen Alpen -, auf den Kroatischen Küstenkarst und den Vellebit. Die vielen interessanten Züge im Gebirgsbau, namentlich der letzteren, noch wenig bekannten, Bergmassen, welche hier mit überraschender Klarheit hervortreten, müssen den Wunsch erregen, dass ein Hemiorama des Monte maggiore aus kunstfertiger Hand nicht mehr gar zu lange auf sich warten lassen möge; es würde diess zu den dankenswerthesten Arbeiten unserer nach Osten vordringenden Österreichischen Kultur-Pionniere gehören.

Über den Werth der nach der Lambert'schen Formel berechneten mittleren Windesrichtung für die Meteorologie. Von Dr. M. A. F. Prestel.

In der Instruktion für die Beobachter an den meteorologischen Stationen ist vorgeschrieben, dass die mittlere Windesrichtung nach der Lambert'schen Formel berechnet werden soll. Ich kann indess nicht unterlassen, es unumwunden auszusprechen, dass das nach der Lambert'schen Formel aus den Beobachtungen abgeleitete Endergebniss weder für die Wissenschaft noch für das praktische Leben einen irgend erheblichen Werth hat. Dass die prävalirende Windesrichtung für alle Orte, welche in der gemässigten Zone der nördlichen Hemisphäre liegen, die südwestliche ist, lässt sich auch ohne die Lambert'sche Formel, und zwar

mit wenigerem Zeitaufwande, nachweisen. Die nach der Lambert'schen Formel berechnete mittlere Windesrichtung ist einer von den mittleren Werthen, welche die einzelnen Erscheinungen, aus welchen sie abgeleitet sind, vollständig verdecken. Mittelwerthe können ja überhaupt nur bei den Erscheinungen in Betracht kommen, die sich gesetzmässig oder periodisch ändern und sich um eine gewisse, wenn auch nur ideale, Norm gruppiren. Soll die Bewegung der Luft für einen gegebenen Zeitraum durch eine Formel ausgedrückt werden, so muss diese, wie die Formeln der Chemiker, das Ganze und zugleich die Theile, woraus es besteht, darstellen, wie CuO, SO3. Das Ergebniss der sämmtlichen während eines gewissen Zeitraums beobachteten Windesrichtungen lässt sich kurz und dabei bestimmt auf die Weise ausdrücken, dass man von den je zwei einander gegenüberstehenden Punkten der Windrose angehörenden Windesrichtungen nur die angiebt, welche vorherrschte, und dieser dann die Zahlen als Koefficient beifügt, welche angeben, wie oft jede der beiden Windesrichtungen beobachtet wurde, letztere mit dem Minuszeichen verbunden. Wurde z. B. NW. neun Mal, SO. aber zwei Mal beobachtet, so wird diess durch NW9-2 bezeichnet. Wäre NW. neun Mal, SO. aber gar nicht aufgetreten, so kann man kurz NW9 schreiben. Auf diese Weise erhält man für acht Kompassstriche höchstens viergliedrige, für sechszehn Kompassstriche aber achtgliedrige Ausdrücke. Die im Jahre 1860 in Emden beobachteten Windesrichtungen sind aus den folgenden Ausdrücken ersichtlich, welche auf die eben angegebene Weise gebildet sind.

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Dezember 09-8, SO7-3, S25-8, SW22-2.
Januar 012-4, SO9-12, S9-0, SW 31-3.
Februar W17-2, NW14-4, N9-4, NO18-19.
März S13-6, SW28-8, W10-1, NW9-9.
April NW4-0, N12-2, NO24-15, 018-9.
Mai SW17-11, W11-5, NW7-2, N11-9.
Juni S12-1, SW 29-5, W15-2, NW8-4.
Juli W5-4, NW23-2, N11-5, NO18-16
August SO4-2, S7-0 SW31-7, NW13—2.
September S16-8, SW8-7, W13-7, NW13—2.
Oktober S9-3, SW30-0, W13-10, NW14—5.
November NO25-1, 037-4, SO5—4, S6—1.

Der Unterschied der Angaben der Luftströmung durch die nach der Lambert'schen Formel berechnete mittlere Windesrichtung und auf die von mir vorgeschlagene Weise ist aus folgenden Beispielen ersichtlich. Die nach den im Monat Oktober 1860 zu Klausthal und Lingen gemachten Beobachtungen berechnete mittlere Windesrichtung ist für Klausthal S. 28° 42' W.,

für Lingen. S. 27° 22' W.

Wenn die Lambert'sche Formel auf unantastbaren Grundlagen ruht, so darf man aus der so eben angegebenen mittleren Windesrichtung schliessen, dass im Oktober v. J. die Luftströmung für Klausthal und Lingen, wenigstens den Hauptzügen nach, übereinstimmte. Die an diesen Örtern aufgezeichneten Windesrichtungen, auf die von mir angegebene Weise ausgedrückt, sind aber für

Klausthal S08-3, S27-1, SW37-12, W12-4, Lingen S020-10, S. 19-4, SW. 22-0, W. 13—2. Hiernach wehte der Nordwestwind zu Klausthal 3, zu Lingen aber 10 Mal. Zu Klausthal trat der Nordostwind 12 Mal, zu Lingen gar nicht auf. Ein ähnliches Verhältniss

tritt bei der Vergleichung der zu Klausthal und auf Norderney im Monat November 1860 beobachteten Windesrichtungen hervor. Die aus diesen Beobachtungen nach der Lambert'schen Formel berechneten mittleren Windesrichtungen sind für

Klausthal S. 37° 1' 0.,

Norderney S. 37° 28' 0.

Drücke ich nun diese Beobachtungen, aus welchen die mittleren Windesrichtungen berechnet sind, auf meine Weise aus, so ergeben sich die folgenden Formeln: Für Klausthal NO11-4, ONO3-2, OSO6-2, SO18-1, SSO3-0, S18-6, SSW7-5, W4—1;

Norderney ONO3-2, 09-0, OSO8-0, SO27-1, SSO10-0, S7-2, SSW4-1, SW11-4.

Wie hier vorliegt, stehen die nordöstliche und südwestliche Luftströmung für Klausthal und Norderney im umgekehrten Verhältnisse. Zu Klausthal wurde O. ein Mal, auf Norderney neun Mal beobachtet; ferner kam zu Klausthal W. vier Mal, auf Norderney gar nicht vor. Nichts desto weniger stimmt die nach der Lambert'schen Formel aus den sämmtlichen Beobachtungen berechnete mittlere Windesrichtung bis auf einige Minuten genau überein.

In der Hoffnung, der Erkenntniss der Gesetze, nach welchen die Windesrichtung sich ändert, näher zu kommen, habe ich früher aus den hier in Emden 19 Jahre hindurch drei Mal täglich gemachten Beobachtungen die Windesrichtung für jeden Tag im Jahre bestimmt und eben dieselbe Arbeit für Hamburg nach 20 Jahre umfassenden Beobachtungen durchgeführt. Es führte mich diese Untersuchung zunächst auf den Tangenten-Maassstab, durch welchen die der Lambert'schen Formel entsprechende mittlere Windesrichtung durch eine einzige Zirkelspannung bis auf die Minute genau gefunden wird. Es folgte dann die Bestimmung der mittleren Windesrichtung selbst. Das Ergebniss dieser mühsamen Arbeit entspricht leider der Zeit, welche dazu erforderlich war, nicht völlig, ist aber die Veranlassung zu einer genaueren Untersuchung der Lambert'schen Formel geworden.

Werden die Windesrichtungen nach acht Kompassstrichen aufgezeichnet, so schliessen je zwei benachbarte einen Winkel von 45° ein; werden sie nach 16 Kompassstrichen eingetragen, so bilden zwei benachbarte einen Winkel von 22. Im ersteren Fall ist die Beobachtung, von allem übrigen abgesehen, bis etwa auf 221°, im letzteren bis auf 111° annähernd richtig. Ich gebe nun zu erwägen, was von einem Verfahren zu halten ist, durch welches die Winkel bis auf Minuten genau bestimmt werden, welche bis zu 114°, ja bis zu 221° unsicher sind.

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Dr. L. Krapf's neue Reise nach Ost-Afrika.

In Bezug auf sein neues Reiseprojekt, über welches die "Geogr. Mitth." (1861, Heft IV, S. 148) kürzlich Nachricht gaben, schreibt uns Herr Dr. Krapf neuerdings Folgendes: ,,Meine Abreise von Europa mit vier Gehülfen ist auf nächsten August festgesetzt. Sie hätte bereits Statt gefunden, wenn sich eine direkte Schiffsgelegenheit von England nach Zanzibar gefunden hätte. In Ermangelung einer solchen müssen wir über Ägypten nach Aden gehen und auf einem Arabischen Schiff unser Reiseziel zu erreichen Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft VI.

suchen, was aber nur mit dem regelmässigen Nordost-Monsun geschehen kann. Desshalb werden wir bis Oktober in Ägypten verweilen. Bei dem früher angegebenen Plan hat es sein Verbleiben. Sobald die Missionsstation in der Nähe des Galla-Landes gegründet ist, werde ich sie meinen Gehülfen überlassen und allein meine Heimreise in der Richtung über Kaffa, Walamo, Kambat, Gurague, Schoa und Gondar antreten. An letzterem Orte gedenke ich die Mission der Chrischona-Zöglinge zu inspiciren und auf dem Wege nach Chartum eine geeignete Stelle zu suchen, wo für die sogenannte Apostel-Strasse eine zweite Station angelegt werden könnte, nachdem in Kairo die erste Station schon im vorigen Jahre gegründet worden ist. So lange

in der Nähe des westlichen Abessinien keine Station besteht, bleibt die Verbindung zwischen Kairo und Abessinien sehr unsicher und schwankend, so dass wir oft kaum in einem Jahr eine briefliche Mittheilung von unseren Freunden in Habesch erhalten. Die Briefe gehen meist auf eine noch nicht aufgeklärte Weise verloren.

,,Ehe ich übrigens an die Reise von der Ostküste nach Kaffa denke, soll eine Reise vom Dschub-Fluss gerade westlich mit etwas nördlicher Richtung versucht werden. Sie wird ohne Zweifel Aufschluss über die östlichen Quellen des Weissen Flusses bringen. Ein Theil der Wakuafi, mit welchen die Suahili in Kibía Handel treiben, soll an einem See wohnen, aus welchem nach der Vorstellung der Suahili der Nil und der Dschub entspringen. Diess muss natürlich so verstanden werden, dass jener See zwischen den Wasserscheiden liegt, aus welchen diese Flüsse gebildet werden. Ob mir freilich nach Vollendung dieser westlichen Reise noch die Mittel zur Reise gegen Norden ausreichen werden, kann ich nicht voraus bestimmen, denn mir stehen bis jetzt nur 100 Pfd. Sterling zu Gebote."

Herr Dr. Krapf beabsichtigt, während seiner Reise Breitenbestimmungen auszuführen, und stellt uns Nachrichten über dieselbe gütigst in Aussicht.

Dr. Livingstone's Reise am Zambesi im Jahre 1860.

Unsere Leser werden sich erinnern, dass Dr. Livingstone bei seiner Reise von Sescheke am Liambye nach den Portugiesischen Besitzungen am unteren Zambesi (November 1855 bis März 1856) den ersteren Fluss bei den grossen Victoria-Fällen (Mosioatunya) verlassen hatte und erst von der Mündung des Kafue an den Zambesi abwärts verfolgte, dass somit der Beweis von der Identität beider Flüsse noch nicht vollständig geliefert war und einige Geographen, besonders W. D. Cooley in London, diese Identität heftig bestritten. Zwar konnte man schon damals bei unbefangener Beurtheilung über die Richtigkeit von Dr. Livingstone's Ansicht gegenüber der Cooley'schen kaum in Zweifel sein, wie diess in den ,,Geogr. Mitth." (1858, SS. 189-193) ausführlich erörtert worden ist, jeder Unsicherheit ist aber jetzt durch Livingstone's vorjährige Bereisung des Zambesi ein Ende gemacht.

Um die Makololo in ihre Heimath zurückzuführen, die ihn 1855 nach Tete begleitet und dort seine Rückkehr aus England abgewartet hatten, machte sich Dr. Livingstone mit seinem Bruder und Dr. Kirk am 16. Mai 1860 von Tete aus abermals auf den Weg nach dem Inneren. Er ging,

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