Page images
PDF
EPUB
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small]

Einige Bemerkungen über die Wirbelthiere des nördl. Ägyptens') u. des Petr. Arabiens,

gesammelt während des Aufenthaltes der Deutschen Expedition in genannten Gegenden während der

Monate März bis Mai 1861..

Von Th. v. Heuglin.

An Säugethieren ist Ägypten überhaupt arm, verhältnissmässig stark vertreten sind in der Umgebung der Städte, Felsen und Ruinen die Chiropteren und verschiedene hundeartige Säugethiere, während die Genera Meriones und Dipus nur Wüstenbewohner sind und nur bei Nacht ihre unterirdischen, immer selbstgegrabenen Behausungen verlassen. Meriones lebt ausschliesslich von Körnern, Knospen und Wurzeln, Dipus dagegen nur von Heuschrecken,

1) Alexandrien, Kairo, Fajum und Provinz Scherghích.

Käfern und Aas. Auffallend war uns zu finden, dass Pteropus aegyptius und auch theilweise eine Taphozous-Art mehr von Früchten, wie Sykomoren und Datteln, sich nährt als von Insekten; dieselbe Bemerkung machte der Verfasser früher schon bei einigen Central-Afrikanischen FlederhundArten, als Pt. stramineus und Pt. schoensis; erstgenannte Art frisst sich z. B. nicht selten in die dickfleischigen Früchte der Dolléb-Palme (Borassus) dergestalt ein, dass oft mehrere Exemplare beim Abschiessen der Fruchtstiele mit zur Erde fallen. Typisch und für die Gegend Alexan

driens sehr charakteristisch ist die Fettratte (Psammomys obesus, Rüpp.), die in kleinen Familien zwischen den Festungswerken der Stadt und an mit Mesembryanthemum bewachsenen Schutthügeln in selbstgegrabenen Löchern haust. Sehr reich ist bekanntlich Ägypten an Igel-Arten, die übrigens theilweise noch einer näheren Untersuchung bedürfen. Es wurde im Mai dieses Jahres der Erinaceus platyotis, Wagn., von uns im Fajum eingesammelt und fast gleichzeitig eine neue, sehr ausgezeichnet gefärbte Art, E. pectoralis ), nobis, entdeckt, die in der Provinz Scherghích bis nach dem Peträischen Arabien hinüber wohnen soll. Wir haben bereits die Diagnose derselben sammt der einer uns unbekannt scheinenden Herpestes-Art (H. jodoprymnus, nob.) dem Comité zur Publikation vorgelegt.

Von eigentlichen Raubthieren sammelten wir um Kairo nur Rhabdogale mustelina 2), Canis niloticus 3) und Canis variegatus ), so wie Herpestes Pharaonis 5) ein und bemerkten im Fajum und der Scherghieh und vorzüglich um Ain Musa im Peträischen Arabien nicht selten die Fährten des niedlichen Megalotis Zerda.

Von den in den Afrikanischen Steppen an Individuen und Artenzahl so reich vertretenen Arten von Antilope finden sich in Ägypten selbst wohl nur 3 Species: A. dorcas o), A. addax ) und eine noch nicht sicher bestimmte, fast von der Grösse von A. dama, isabellgelb, mit schwacher Andeutung von Backenstreifen, und mit bis zu 16" langem, fast geradem, schwachem, wenig aus einander stehendem, stark geringeltem Geweih (ob A. isabellina?). Diese Art lebt im Fajum und der Libyschen Wüste und heisst in Ägypten Abu el haráb oder harabát. Die Addax-Antilope (in Ägypten Uahsch-el-baqr, in der Bajuda A ́kasch oder A'kas genannt) kommt in Ägypten unseres Wissens nur um die Natron-See'n vor und weicht in einiger Beziehung, namentlich durch grauere, rauhere, dichtere Behaarung, von der der Bajuda-Wüste ab. Aus der Ordnung der Wiederkäuer erwähne ich noch als Ägyptische Species das starke und schwer zähmbare Mähnenschaf (Ovis tragelaphus, Arab.: Tedal und Kebsch el djebel), in der Gegend von Miniéh, den Gebirgen der Libyschen Wüste, zwischen Korosko und Abu Hamed und in Nord-Kordofan (Djebel Harása) vorkommend, und den Arabischen Steinbock (Ibex Beden) ), der auch in den Gebirgen zwischen dem Golf von Sues und Nil nicht selten ist.

In ornithologischer und oologischer Beziehung konnte die Expedition zahlreichere Beobachtungen machen, da ihr Aufenthalt in Unter- Ägypten in die Frühlingszug- und Brütezeit fiel.

Aus der Ordnung der Raubvögel erwähne ich als eingesammelt: Gypaetos barbatus (Ain Musa), Aquila minuta. (bei Memphis zur Zugzeit, Anfang April), Haliaetos albicilla var. cinerascens (die Eier aus einem auf einem kleinen Hügel auf kaum 2 bis 3 Fuss hohen Mimosenbüschen erbauten platten Horst vom Manzalah-See). Von Elanus melanopterus, dessen Eier denen von Nisus communis am meisten gleichen, fand ich in diesem Jahre keinen Horst. Er macht seine (erste) Brut schon Anfang März. Vultur

[blocks in formation]

fulvus (das Ei aus der Libyschen Wüste), Cathartes percnopterus und Falco tanypterus (Eier in sehr schönen Varietäten von den Pyramiden yon Dachschur und Saqăra); Falco tinnunculoides (in der ersten Hälfte des April in sehr grosser Anzahl, wohl an 50 Exemplare, in den Dattelwaldungen von Memphis bei Abenddämmerung auf Insekten jagend gefunden); Buteo tachardus oder B. minor, nobis (bei Ain Musa Ende Mai von drei Individuen 2 f erlegt, die Raupen, Käfer, Chamäleone und Heuschrecken im Magen hatten, long. tot. 16" 8"', rostr. a fr. 1", al. 13", tars. 2" 8", caud. 8" Par. Maass; das andere von wenig grösseren Dimensionen, Iris perlgrau, Wachshaut und Füsse nicht sehr intensiv gelb); Circus pallidus bei Alexandrien und in der Provinz Scherghích erlegt. Bubo ascalaphus, der in den Felsengräbern von Saqăra und Djiseh nicht selten horstet, hatte Mitte April bereits halbflügge Junge, während Strix flammea und Str. meridionalis ihr Brütgeschäft eben erst begannen. Nur zahlreiche Flüge und Arten unserer Europäischen Gänse, Enten und Strandläufer überwintern in den Lagunen Unter-Ägyptens, während mehrere Raubvögel, alle Sänger-Arten, Würger, Ziegenmelker, Schwalben, Bienenfresser, die Störche, Kraniche u. s. w. u. s. w. wohl grossentheils den Äquator überschreiten. Noch im Mai trafen wir übrigens im Fajum zahlreiche Gesellschaften von Wasserhühnern (Fulica atra, Gallinula chloropus, G. porzana und G. pygmaea), Anas fuligula, A. acuta, A. tadorna, A. querquedula und A. crecca, A. clypeata, letztere zu Tausenden, A. tadorna nur paarweise und zwar bereits im schönsten Hochzeitkleid, das mit hohem hochrothen Fetthöcker auf der Basis des Oberschnabels, woraus unzweifelhaft erhellt, dass diese schöne, hier Schaheramán benannte Ente im Fajum brütet; diess bestätigt auch die Aussage der Eingebornen, welche uns als Nistorte Felsspalten in der Nähe von den Ruinen der alten Stadt Thmé am Birket el qărn bezeichneten. Von den übrigen genannten Enten dürften alle mit Ausnahme von A. fuligula im Fajum nisten. Die schöne Vulpanser rutila ist Brutvogel in den Lagunen Unter-Ägyptens und wir waren so glücklich, ein Ei derselben aus der Nähe von Damiette zu erhalten. Es ist stark gelblich, von sehr glatter, glänzender Schale, 2′′ 6′′ lang und 1" 10" breit. Noch auffallender ist das Auffinden eines gepaarten Paares von Podiceps auritus zu Anfang Mai im See von Tamíeh im Fajum; das ? hatte befruchtete Eier am Eierstock und und trugen bereits das schönste Frühlingskleid; wir fanden dieses Paar in Gesellschaft vieler Podiceps minor, welche wohl zu dieser Jahreszeit auch nicht mehr nach Europa wandern. Einzelne Sänger, namentlich Motacilla flava und M. melanocephala, so wie Hirundo paludibula dürften in Ägypten im Februar und März die erste und in Europa angelangt weitere Bruten machen. Ausser diesen trafen wir als erste hier durchziehende Europäische Frühlingsgäste Anfang März schon Flüge von Emberiza miliaria, Fringilla serinus, Sylvia curruca und S. atricapilla, so wie S. rubecula. Nicht selten fanden wir zwischen dem 10. März und 10. April in Arundo donax Centaurea calcitrapa, in Palmen- und TamariskenGebüsch die lieblichen Sylvia passerina und S. Rüppellii auf dem Durchzug. Aedon gallactodes erscheint fast zu gleicher Zeit in Unter-Ägypten und brütet schon Ende April in Gärten und Mimosensträuchern. Saxicola önanthe,

S. aurita und S. saltatrix kamen zwischen dem 10. und 15. März, die Nachtigall, Turdus cyanus und T. saxatilis etwa am 20., wie auch Muscicapa albicollis, Anfang April Caprimulgus isabellinus in grösseren Trupps, einige Tage später C. europaeus und Iynx torquilla, vom 15. bis 20. April Coracias garrula und Oriolus galbula, Lanius ruficeps. Von Europäischen Zugvögeln begegneten wir im Anfang Mai noch grossen Flügen der Turteltaube (Columba turtur) im Fajum und Ende Mai noch derselben Species in Ain Musa, wo auch noch mehrere Exemplare von Muscicapa grisola, die übrigens auch hier zu brüten scheint, waren. Auch Hirundo rustica, die ich früher einzeln den Sommer über längs der ganzen Küste des Rothen Meeres gesehen habe, ist in noch grösserer Anzahl am Golf von Sues. Saxicola cachinans und S. lugens scheinen in Ägypten Standvögel; erstere Art brütet im Mai und Juni in Fels- und Mauerlöchern; ihre einfarbig blass-blaugrünen Eier sind 113" lang auf 8"" Breite. Von Merops-Arten kommen nur 3 in Ägypten und im Peträischen Arabien vor: M. viridissimus, der Standvogel in Mittel- und Ober-Ägypten ist, M. Savignyi und M. apiaster, die im März, April und Mai durch Unter-Ägypten kommen und sehr zeitig im Juli und August auf dem Rückzug sind. M. Savignyi scheint übrigens auch hier zu brüten, vielleicht auch M. apiaster, welchen wir Ende Mai noch zahlreich in Ain Musa fanden.

In Sues und Äin Musa, So wie in den meisten Städten des Rothen Meeres finden sich keine Haussperlinge.

Von den im Peträischen Arabien fast ausschliesslich heimischen Pyrrhula sinoica, Alauda bilopha, Perdix sinaitica und P. Hayi haben wir während des kurzen Aufenthaltes der Expedition in dem nordwestlichsten Theil der Halbinsel Nichts acquiriren können ausser dem Ei der P. sinaitica, das von dem der P. graeca wirklich abzuweichen scheint. Von ohne allen Zweifel am Rothen Meer bei Sues brütenden Sumpf- und Wasservögeln wurden bemerkt und erlegt Larus leucophthalmus und Lambruschini, L. fuscus, Tringa subarquata und Temminkii im schönsten Sommerkleid, Numenius arquata, Haematopus ostralegus, Charadrius Geoffroyi und Ch. columbinus Ehr. (Ch. Ch. hiaticulae simillimus, sed differre paret: torquibus duabus collaribus integris, latioribus; nigredine sincipitis extensiore, macula candidissima frontis minori. Rostro aurantiaco dimid. apicali nigro, palpebris nigris, pedibus flavis. Long. tot. 6" 6"", rostr. a fr. 61"", al. 4" 7", tars. 11′′, caud. 2" 2"". Das an den Seiten sehr breite schwarze Halsband an der Kehlmitte etwas heraufgezogen; Gegend hinter und unter dem Ohr noch schwarz; das weisse Halsband ist natürlich nur auf der Oberseite der Halsbasis sichtbar.)

[ocr errors]

Schliesslich gebe ich noch eine Liste der bemerkenswerthesten von mir in und um Smyrna auf der Reise von Konstantinopel nach Alexandrien grossentheils von dem Ornithologen Guido v. Gonzenbach dort acquirirten Zoo

logica: Mustela sarmatica, Mustela spec.?, Myoxus spec.? Spalax typhlus, Sciurus syriacus, Pastor roseus, Sitta syriaca, Chacura graeca, Puffinus, Anas mersa, ♂, mehrere Reptilien, Eier von Falco tinnunculoides, Garrulus melanocephalus, Pastor roseus, Emberiza caesia und E. cia, Sylvia Cetti, Lanius personatus u. s. w. u. s. w.

Die kurzen Beschreibungen der von mir nicht sicher bestimmbaren Mustela oder Gale und des Puffinus von Smyrna folgen hier:

Mustela: Cauda unicolore! supra dilute brunneo-rufa, subtus alba sulfureo-tincta; vibrissis elongatis rufescente albidis; labiis maxillae, manibus et unguinibus pure albis; naso nigro, tylaris carnicoloribus, nudis; long. tot. 13", caud. 34". Patria: Asia Min., Smyrna, Aidin.

Puffinus: minor, rostro gracili, nigro, subtus et basi mandibulae brunescente. Supra fuliginosus, fere nigricans, subtus albus; lateribus sincipitis et colli griseo-squamulatis; subcaudalibus pallide fuligi nosis, albide striatis et flammulatis; remigibus infra et basin versus pallidioribus; pedibus pallide flavis, planta et digito exteriore unguinibusque nigris; long. tot. 11", al. 84", rostr. a fr. 1" 4"-5"", dig. med. cum ungu. fere 2", tars. 1" 91".

Aus der Klasse der Reptilien ist auch nicht Unerhebliches von uns acquirirt worden, als drei Arten von Batrachiern, darunter wohl eine nova species aus dem Fajum, Cerastes aegyptiacus) und eine wohl nicht beschriebene Art (Arab.: abu-turki) mit kaum bemerkbarer Andeutung von hörnerähnlichen Hervorragungen am Kopf, schwarzem, kurzen Schwanz, Körper oben wüstengelb, unten weiss mit Perlmutterglanz. Naja haje 2), Telescopus obtusus 3), Psammophis sibilans ), Periops parallelus und numerifer 3), Eryx jaculus und E. thebaica ), Gongylus, Sphenops, Scincus), Eremias, Acanthodactylus, Psammosaurus arenarius ), Uromastix spinipes ), Stellio 10), Agame, Chamaeleon 11), Ascalabotae 12) in 4 Arten.

Nil-Fische wurden noch nicht gesammelt, im sehr bittersalzhaltigen Birket el Qarn aber beobachtet Chromys nilotica, Synodontis maculosus (wohl nur junge Exemplare von S. Schaal) und der Binni. An Fischen aus dem Rothen Meer ist auch der sehr kurzen Zeit unseres Aufenthaltes in Sues wegen noch sehr wenig Beute gemacht.

[blocks in formation]

313

Geographische Notizen.

Major A. W. Fils' Höhenmessungen in Thüringen.

Obgleich es in Deutschland nicht an eifrigen Beförderern der Landeskunde mangelt und namentlich Viele, vielleicht mehr als in irgend einem anderen Lande, die Terrainkunde fortwährend durch zahlreiche Höhenmessungen bereichern, so möchte doch vor Allen Herrn Major Fils die Krone für seine unermüdliche Ausdauer auf diesem Gebiete der Geographie gebühren. Schon im Jahre 1834 hatte er das Nivellement von einem grossen Theile Thüringens einschliesslich des Thüringer Waldes vollendet, aber bis auf den heutigen Tag hat er rastlos fortgearbeitet, um jede noch übrig gebliebene Lücke auszufüllen. Nachdem er die grosse Anzahl seiner barometrischen Höhenbestimmungen in den Herzogthümern Gotha und Coburg, dem Fürstenthum Schwarzburg, so wie auf dem Thüringer Wald und längs der Thüringer Eisenbahn in selbstständigen Heften und Zeitschriften publicirt hatte, erschienen vor Kurzem seine „Barometer-Höhen-Messungen von dem Herzogthum S.-Meiningen", welche 2450 auf die ganze Ausdehnung des Herzogthums vertheilte Punkte umfassen. Das Verzeichniss füllt 148 Seiten, ist nach den VerwaltungsÄmtern und innerhalb derselben nach den natürlichen Abtheilungen des Bodens eingetheilt und enthält ausser den eigenen und fremden Höhenbestimmungen mannigfaltige interessante Notizen, ähnlich wie sein Höhenverzeichniss aus der Centralgruppe des Thüringer Waldes zwischen Ilmenau und Oberhof in den ,,Geogr. Mittheilungen" 1859, SS. 259-271. Am Schluss bespricht er die Gestalt, Lage und den Flächeninhalt des Herzogthums und giebt eine zusammenfassende Darstellung der Niveau-Verhältnisse des Landes, so wie ein Résumé der von ihm gemessenen QuellenTemperaturen. Eine beigegebene Übersichtskarte mit der administrativen Eintheilung Meiningens dient zur besseren Orientirung.

Diese bedeutende Arbeit war das Resultat fünfjähriger (1855 bis 1859) Mühen und Opfer, aber statt sich die wohl verdiente Ruhe zu gönnen, nahm der Verfasser bereits im vorigen Jahre einen neuen Theil Thüringens in Angriff. Wie er uns gütigst mittheilt, hat er den Preussischen Kreis Schleusingen am Südwest-Abhang des Thüringer Waldes hypsometrisch vermessen und dabei wiederum über 700 Punkte bestimmt. Dieses werthvolle Material wird er für eine im Maassstab von 1: 60.000 zu entwerfende Karte verwenden, für die ihm ausser anderen Grundlagen besonders die vortrefflichen Forstkarten des Gebietes zu Gebote stehen.

Bohrungen, Höhenmessungen und Aufnahmen im Herzogthum Bremen.

Von Konrektor H. Krause in Stade.

Die Bohrung bei Warstade (s.,,Geogr. Mitth." 1858, S. 36, und 1859, S. 118 und 351) ist im Jahre 1860 bis auf 140' Tiefe fortgeführt worden und hat das mächtige Lager der oberen Kreide, das beim Bau der Stade-Ritzebütteler Chaussée unvermuthet aufgeschlossen wurde, nicht durchsunken. Eine zweite Bohrung wurde im Sommer 1860 nicht weit von der vorgenannten, in der Oste-Marsch bei Hemm, etwa 10 Minuten vom Flusse entfernt, vorPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft VIII.

genommen und bis auf 180 Tiefe geführt, wohl die tiefste bisherige Durchsinkung der Marsch. Man fand 1' Ackerkrume, 3' sandigen Thon, 10' Kulerde (ein Gemenge von Thon, Sand und viel kohlensaurem Kalk), 30' Triebsand, 3' äusserst zähen Thon, l' dargartiges Moor (,,Darg" ist eine Lage von Wurzelwerk u. s. w. des Phragmites arundinaceus), 48' Triebsand, 50' grauen schweren Thon, wasserführenden Sand, 30' grauen schweren Thon. Zu dieser Bohrung in der Marsch kann ich noch eine ähnliche, freilich nur von 51' 8" Tiefe, in Stade selbst stellen, sie ist zum Zweck der Anlage der hiesigen Gasanstalt am linken Schwinge-Ufer ausgeführt und ergab : 9' 8" Schutt, 25' fette Kleierde (schwerer, graublauer Thon), 14' 6" Kleierde, die allmählich in leichten, bläulichen Thon überging, 6" fest gepressten Torf, 2' Triebsand, dann folgte der feste Sand, den man als Grundlage der Marsch ansieht. Eine frühere Bohrung gerade gegenüber am rechten Schwinge-Ufer vor Stade soll über 60' mächtige Kleierde ergeben haben. Eine Brunnen-Anlage am Hohen Wedel oberhalb Stade, 88' über dem Nullpunkt des Stader Pegels, ergab 30' Diluvialsand mit erratischen Steinen, die stets lagen weise vorkommen, 27' Lehm, dann Triebsand mit einer mächtigen Wasserader.

Ich erlaube mir hierbei die höchsten Punkte der näheren Umgegend von Stade anzugeben. Die Zahlen sind die Mittel aus einer Reihe von Kippregel - Beobachtungen von Offizieren der hiesigen Garnison, in Calenberger Maass: Hoher Wedel 121', Schwarzer Berg (höchste Spitze 126'), der Haloh oder Loh-Berg (zwischen den Chausséen nach Bremervörde und Himmelpforten, in weiterer Umgegend hier der höchste Punkt) 150', die Höhe über Haddorf 113', der Camper Kirchhof 81'. Die Höhe der Geest-Kante, welche an der Harburger Chaussée steil gegen Moor und Marsch abfällt, ist bis nach Agathenburg hin durchschnittlich 60-70', das Plateau selbst 70-80'.

Die Landesvermessung des Königreichs Hannover hat im Frühjahr 1861 die Landdrostei Stade, von Hadeln anfangend, in Arbeit genommen und man hat jetzt für die Mappirung mit Aufgebung des bisherigen speziell Hannöverischen Maassstabes den der Preussischen Generalstabskarten adoptirt.

Dr. Prestel über den Moorrauch im Mai 1860. Dr. Prestel in Emden hat seine Untersuchungen über das viel besprochene und vielfach gedeutete Phänomen des Moorrauches, Heer-, Haar- oder Höhenrauches, im vergangenen Jahre wieder aufgenommen (vgl. „Geogr. Mitth.” 1858, SS. 106-110; Meidinger's ,,Aus allen Reichen der Natur", 2. Bd., 2. Heft) und eine ausführliche Abhandlung über den Morrauch in den Tagen vom 20. bis 26. Mai 1860 mit einigen graphischen Darstellungen in den „Kleinen Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Emden" (VIII, Emden 1861) veröffentlicht. Er geht diess Mal so speziell auf alle an den verschiedenen Stationen gleichzeitig beobachteten meteorologischen Erscheinungen, namentlich auf die Windrichtung, ein, dass jeder noch etwa bestehende Zweifel über den ursächlichen Zusammenhang

40

zwischen dem Moorrauch und dem Moorbrennen an der Nordseeküste schwinden muss. Dabei versucht er eine strengere Unterscheidung zwischen dem eigentlichen Moorrauch und ähnlichen Trübungen der Atmosphäre festzustellen und bringt abermals Beweise zur Widerlegung der Ansicht bei, dass der Moorrauch zersetzend auf die Gewitter wirke.

Expedition nach der Finnischen Lappmark.

Die Gesellschaft pro Fauna et Flora Fennica in Helsinfors hat in diesem Sommer eine naturwissenschaftliche Expedition nach der Finnischen Lappmark veranstaltet, zu welchem Zweck ihr von Seiten der dortigen Universität ein Beitrag von 300 Silber-Rubel bewilligt worden ist.

Tiefe Bodensenkung in der Bai von Biscaya. Der unseren Lesern durch seine Sondirungen im NordAtlantischen Ocean (s. „Geogr. Mitth." 1857, S. 507 und Tafel 24) bekannt gewordene Commander J. Dayman hat im Sommer 1859 eine Reihe von Tiefenmessungen auf einer Linie ausgeführt, die vom Englischen Kanal quer über die Bai von Biscaya und längs der Westküste von Spanien und Portugal zur Strasse von Gibraltar und von dieser parallel der Afrikanischen Küste nach Malta verläuft. Sein von einer Karte und mehreren Profilen begleiteter Bericht wurde im vorigen Jahre von der Britischen Admiralität veröffentlicht 1) und ist für die physikalische Geographie des Meeres von grossem Werth, namentlich giebt er aber näheren Aufschluss über das Gebiet der bedeutenden Meerestiefen in der Bai von Biscaya. Man hatte dort schon früher an einzelnen Stellen 2400 und 2525 Engl. Faden gelothet, Dayman aber fand, dass sich die beträchtliche Einsenkung ungefähr von 45° bis 48° N. Br. und von 5° bis westlich von 11° W. L. v. Gr. erstreckt. Innerhalb dieses Raumes lothete er:

2600 Faden 15.600 E. Fuss in 46° 41' N. Br. u. 10° 38' W. L. v. Gr.

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors]

Unter 47° N. Br. und 8° W. L. hatte man früher 2400 Faden, unter 47° 40′ N. Br. und 91° W. L. 2525 Faden und zwei Grad östlicher 1975 Faden gefunden, nördlich vom 48. Parallel aber steigt der Boden in einer nahezu von OSO. nach WNW. verlaufenden Linie plötzlich und schroff auf, so dass sich die Tiefe in weniger als 50 Nautischen Meilen Entfernung von 2000 auf 100 Faden verringert. Fast noch steiler ist der Abhang im Osten, während sich der Meeresboden im Süden vom 45. Parallel allmählicher bis zur Spanischen Küste erhebt. Die Bai von Biscaya bildet daher im Vergleich zu dem seichten Meer gegen Frankreich und England hier ein förmliches Loch.

1) Deep Sea Soundings in the Bay of Biscay and Mediterranean Sea made in H. M. S. Firebrand, Commander Joseph Dayman, in the Summer of 1859. London 1860.

Salzausbeute im Gouvernement Astrachan.

Aus einem Briefe von Staatsrath Dr. Bergstraesser.

In meinem Artikel über die Salzsee'n des Gouvernements Astrachan (,,Geogr. Mittheil." 1858, S. 95) sprach ich von dem Steinsalzlager in den Sandhügeln Tschaptschatschi (ein Kirgisisches Wort „,,Salz haue du"), das bis jetzt unbenutzt in der Steppe in einem tiefen ausgetrockneten Bassin liege. Dieses Salz ist das vorzüglichste und chemisch reinste Kochsalz, welches man bisher gefunden hat, es enthält ausser reinem klaren Salz nur Sandtheilchen in kaum erwähnenswerther Beimischung. In Folge des steigenden Werthes des Kaviars und des dadurch bedingten vermehrten Bedarfes an Salz ist im Frühling d. J. die Ausbeutung dieses Lagers in Angriff genommen worden, und zwar habe ich zunächst Brunnen graben und Erdwohnungen errichten lassen.

In demselben Artikel (S. 101) erwähnte ich, dass der Salzsee Baskuntschatski seit 1808 unbenutzt daliege und dass dieses Salz in 100 Theilen 98 Theile Kochsalz enthalte. Seit März d. J. ist nun auch dieser Salzsee wieder dem Betrieb übergeben worden.

Aus den unteren Salzsee'n, d. h. an der Wolga nördlich und hauptsächlich nordwestlich vom Kaspischen Meere, werden in diesem Jahre 42 Millionen Pud (à 40 Pfund) Salz gewonnen. Zum ersten Mal wird Salz gebrochen werden aus den See'n Chaptaga, der im Jahre 1856 vom Hochwasser überschwemmt war und bis zum Jahre 1860 kein Salz absetzte, jetzt aber eine dicke Schicht sehr guten Salzes (fast 97 Theile in 100 Theilen) hat; Nowootkriti oder Schawerdow, seit 1853 überschwemmt, jetzt mit einer handbreiten Salzschicht von 98 Theilen Kochsalz; dem neu entdeckten See Donskoje, dessen Salz etwas dunkler Farbe, aber von vorzüglicher Qualität ist; und Charadusun Nr. 2.

Die neuesten Expeditionen im Amur-Land und auf der Insel Sachalin.

Zur Weiterführung unserer früheren Berichte über die wissenschaftliche Erforschung des Amur-Landes, welche seit der Russischen Okkupation mit so bedeutenden Mitteln und Kräften betrieben wird, sei hier der drei hauptsächlichsten Expeditionen gedacht, die während der letzten Jahre die naturhistorischen Untersuchungen im Gebiet des Amur fortgesetzt haben. Das Feld ihrer Thätigkeit war vorzugsweise die Insel Sachalin und das Ussuri-Thal, die beide durch den Pekinger Vertrag vom 14. November 1860 definitiv an Russland gefallen sind 1).

1) Artikel I des Vertrages, welcher von der Grenzbestimmung in Ost-Asien handelt, lautet: In Zukunft soll die östliche Grenze zwischen beiden Reichen vom Zusammenfluss der Flüsse Schilka und Argun an dem Laufe des Amur bis zu dessen Zusammenfluss mit dem Usuri folgen. Das Land auf dem linken (Nord-) Ufer des Amur gehört zu dem Russischen und das Land auf dem rechten (Süd-) Ufer bis zur Mündung des Ussuri gehört zu dem Chinesischen Reich. Weiter von der Mündung des Ussuri bis zum See Hinkai folgt die Grenzlinie den Flüssen Ussuri und Ssúngatsche. Das Land auf dem östlichen (rechten) Ufer dieser Flüsse gehört zu dem Russischen, das auf dem westlichen (linken) Ufer zu dem Chinesischen Reich. Weiter von dem Ausfluss des Ssúngatsche an durchschneidet die Grenze den Hinkai-See und nimmt die Richtung nach dem Fluss Belen-Ho (Tur); von der Mündung

« PreviousContinue »