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Geographische Literatur.

Europa.

1. Zeitschrift des Königl. Preussischen Statistischen Bureau's. Redigirt von Dr. Ernst Engel. Berlin, 1860, Nr. I bis III.

2. K. Preuss. Generalstab: Topographische Karte vom östlichen Theil der Monarchie. Maassstab 1:100.000. Sekt. 276 Erfurt, 288 Geisa, 300 Hildburghausen.

3. Karte der Umgegend von Darmstadt, in das trigonometrische Netz der allgemeinen Landesvermessung aufgenommen von dem Grossherzogl. Hessischen General-Quartiermeisterstab. Mst. 1: 25.000. Sektion Messel.

[1. Seit Oktober 1860 erscheint als Monatsbeilage zu dem ,,Preussischen Staats-Anzeiger" eine zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen des Königl. Preuss. Statistischen Bureau's gegründete neue Zeitschrift unter Redaktion von Dr. Ernst Engel. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir in dieser Zeitschrift ein für die künftige Fortbildung der Statistik bedeutungsvolles Mittel erblicken; statt einfach eine neue Serie, einen blossen Ersatz für die nunmehr eingegangenen Dieterici'schen ,,Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin" zu bilden, bekundet sie in ihren ersten Nummern eine nach Umfang und Inhalt ungleich ausgedehntere Tendenz und giebt ihrem Redacteur dadurch Gelegenheit, seine in Sachsen begonnenen ausserordentlich werthvollen Arbeiten auf einem viel grösseren Gebiete fortzusetzen. Ausserdem hat man jetzt die Nothwendigkeit einer Centralisation der amtlichen Statistik in Preussen an den maassgebenden Stellen erkannt und bereitet die Errichtung einer Statistischen Central-Kommission in Preussen vor, deren Organ die Zeitschrift voraussichtlich werden wird; eine solche Central-Kommission wird aber ohne Zweifel in Preussen die Statistik in ähnlicher Weise fördern wie in Belgien, wo durch dieselbe die ganze amtliche Statistik seit 1841 reformirt wurde, und wie in anderen Ländern (Sardinien, Toscana, Kirchenstaat, Neapel, Württemberg, Hessen-Darmstadt, Baden, Oldenburg, Spanien, Russland, Schweden, Holland), wo seitdem ähnliche Institute ins Leben traten. Der Umfang der Zeitschrift ist auf 30 bis 36 Bogen Quarto im Jahre bemessen und ihre speziellen Rubriken sind folgende: 1) Veröffentlichung des neuesten statistischen Stoffs aus dem Preussischen Staat und dessen einzelnen Theilen und zwar, so weit solcher vorhanden, über das Land, die Bevölkerung, die Wohnplätze, die materiellen Hülfsquellen, die sittlichen und geistigen Kulturverhältnisse, die Staats- und Gemeinde-Verwaltung, die Finanzen u. s. w.; 2) Besprechung einzelner wichtiger, das Interesse der Gegenwart berührender statistischer und staatswirthschaftlicher Fragen; 3) Vergleichende Statistik, d. h. Vergleichung der staatswirthschaftlichen Zustände Preussens und seiner Gebietstheile unter sich selbst, wie auch Vergleichung Preussischer Zustände mit den entsprechenden anderer Länder; 4) Repertorium für die statistische und staatswirthschaftliche Literatur. Was speziell die ersten Nummern anlangt, so enthalten sie gleichsam als Einleitung eine Zusammenstellung von Aktenstücken bezüglich auf die Errichtung des Statistischeu Bureau's; ferner mehrere sehr werthvolle Arbeiten aus dem Bereich der Bevölkerungs-Statistik Preussens, nämlich über das Anwachsen der Bevölkerung im Preussischen Staate seit 1816, über die Sprachverschiedenheiten der Bewohner des Preussischen Staates (ein Aufsatz, der in seinen Hauptresultaten bereits allgemeine Verbreitung und Anerkennung gefunden hat) und über Aus- und Einwanderungen im Preussischen Staate: sodann einige Aufsätze volkswirthschaftlichen Inhaltes, so mehrere Artikel über Ackerund Häuserbau und den Grundkredit, über die Gewerbthätigkeit nach der sogenannten,,Gewerbetabelle" in dem neuesten Bande der,,Tabellen und amtlichen Nachrichten über den Preussischen Staat" und über den Hopfenbau in Preussen; endlich einen interessanten Aufsatz über die Organisation der amtlichen Statistik mit besonderer Beziehung auf Preussen.

2. Von den drei neuesten Blättern der Preussischen Generalstabskarte umfassen die beiden an einander stossenden, nach den Aufnahmen von 1856 und 1857 gezeichneten Sektionen 288 und 300 hauptsächlich Weimarisches und Meiningisches Gebiet im Südwesten des Thüringer Waldes. Erstere (50° 30' bis 50° 45' N. Br. und 27° 30' bis 28° Östl. L. von Ferro) stellt die Umgegend von Geisa und Kalten-Nordheim bis zur Bayerischen Grenze bei Tann und Fladungen dar mit den Weimarischen Enklaven Zillbach und Ostheim und dem Zipfel des Meininger Landes vom Blessberg über Katza bis Hermannsfeld, letztere (50° 15' bis 50° 30′ N. Br. und 28° bis 28° 30' Östl. L.) die Umgebungen von Hildburghausen, Römhild, Heldburg und Ummerstadt bis zur Bayerischen Grenze bei Melrichstadt, Königshofen und Sesslach,

nebst dem westlichsten Theil des Koburger Gebietes mit Rodach. Die Sektion 276 umfasst das Thüringer Land zwischen Weimar, Erfurt, Remda und Plauen (50° 45′ bis 51° N. Br. und 28° 30' bis 29° Östl. L.), schliesst sich also der schon früher erschienenen Sektion Ilmenau nördlich an. Dieses Blatt bekundet einen wesentlichen Fortschritt in der Ausführung der Karte, denn es ist in Kupfer gestochen und hat dadurch weit mehr Schärfe und Deutlichkeit, überhaupt ein viel besseres Aussehen bekommen als die früheren Sektionen; auch sind Höhenzahlen ungleich häufiger eingetragen. Wir begrüssen diese Sektion als ein höchst erfreuliches Ereigniss im Kartenwesen des Preussischen Generalstabes.

3. Von der vierblätterigen Karte der Umgegend von Darmstadt, die wir im vorigen Jahrgange der ,,Geogr. Mitth." (Heft IV, S. 164) rühmend erwähnten, ist kürzlich auch die nordöstliche Sektion Messel, aufgenommen von Ober-Lieutenant v. Hessert und lithographirt von C. Kling, erschienen und somit liegt nunmehr die Karte vollständig vor.] Asien.

1. Prof. Karl v. Raumer: Palästina. 4. Aufl. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1860. Mit einer Karte.

2. P. de Tchihatcheff: Asie Mineure. Description physique, statistique et archéologique de cette contrée. 3e partie. Botanique, I & II. Paris, Gide, 1860. Mit einem Atlas.

3. Onomander: Altes und Neues aus den Ländern des Ostens. Bd. III. Klein- Asien. Hamburg, Perthes-Besser & Mauke, 1860. 4. Vivien de Saint-Martin: Etude sur la Géographie et les populations primitives du Nord-ouest de l'Inde d'après les hymnes védiques, précédée d'un aperçu de l'état actuel des études sur l'Inde ancienne. Paris 1860.

5. Colonel Sykes: Traits of Indian Character. A Lecture delivered at a meeting of the Royal Asiatic Society at the 16th April 1859. London, Harrison, 1859.

6. Colonel Sykes: The past, present and prospective Financial Condition of British India. (Journal of the Statist. Society of London, December 1859.)

7. Returns of the Import and Export Trade, carried on under foreign flags, at the Port of Shanghae, for the year 1859. Published by order of His Excellency the Superintendent of Customs at Shanghae. Printed by A. H. de Carvalho.

8. Léon Pagès: Bibliographie Japonaise ou Catalogue des ouvrages relatifs au Japon qui ont été publiés depuis le XVe siècle jusqu'à nos jours. Paris, B. Duprat, 1859.

9. Wilhelm Heine: Japan und seine Bewohner. Geschichtliche Rückblicke und ethnographische Schilderungen von Land und Leuten. Leipzig, Herm. Costenoble, 1860.

10. Dr. Leopold_v. Schrenck: Reisen und Forschungen im Amur-Lande, in den Jahren 1854 bis 1856 im Auftrag der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg ausgeführt und in Verbindung mit mehreren Gelehrten herausgegeben. Bd. I, Lieferung 2: Vögel des Amur-Landes. Mit 7 kolorirten Tafeln. St. Petersburg 1860.

11. R. Maack: Reise nach dem Amur, ausgeführt auf Anordnung der Sibirischen Abtheilung der Kaiserl. Russ. Geogr. Gesellschaft im J. 1855. Mit einem Atlas. St. Petersburg 1859. (In Russischer Sprache.)

[1. Seit der im J. 1850 erschienenen dritten Auflage von K. v. Raumer's bekannten Werk über Palästina ist die Kunde dieses Landes durch eine namhafte Anzahl ausserordentlich wichtiger Arbeiten gefördert worden, denn seit jener Zeit wurden unter Anderem Robinson's und Eli Smith's Neue biblische Forschungen, Lynch's Report of the U. S. Expedition, C. Ritter's Palästina, Dr. Tobler's zahlreiche Schriften, Porter's Five years in Damascus, Van de Velde's Arbeiten publicirt. Die diessjährige Auflage des v. Raumer'schen Werkes hat daher durch Benutzung dieser grossen Menge neuen Stoffes wesentliche Erweiterungen und Berichtigungen gegen die früheren erfahren. Die höchst interessanten Forschungen Graham's und namentlich Wetzstein's im Osten des Djebel Hauran konnten zwar im Texte noch nicht mit verarbeitet werden, dagegen sind sie auf der beigegebenen Karte (K. v. Raumer's Karte von Palästina, Stieler's Hand-Atlas Nr. 42b, neue Ausgabe) nach der von Dr. Kiepert zu Wetzstein's Reise gezeichneten niedergelegt. Ausser dieser Erweiterung hat Herm. Berghaus bei der neuen Ausgabe der genannten Karte nach Van de Velde's Arbeiten eine sehr anschauliche und möglichst korrekte Übersicht der Höhenverhältnisse mit Anwendung verschiedener Farben für die Küstenebenen von 0 bis 500 Fuss, die Depression des Jordan-Gebietes von 0 bis 1236 F.,

die Plateauländer von 500 bis 3000 Fuss und die Gebirgsländer über 3000 Fuss gegeben, so wie zahlreiche Berichtigungen, hauptsächlich nach Van de Velde und Seetzen, angebracht; auch hat das ganze Blatt durch das veränderte Arrangement in der Stellung der Cartons zur Hauptkarte ein gefälligeres Aussehen bekommen.

2. Den beiden ersten, die physische Geographie, Klimatologie und Zoologie von Klein-Asien behandelnden, Abtheilungen des grossen Tschihatscheff'schen Werkes sind im vorigen Jahre zwei Bände der botanischen Abtheilung gefolgt, der erste Versuch einer Flora von ganz Klein-Asien nebst Armenien und Kurdistan bis zum Göktschai- und Urumia-See im Osten und bis Mosul und Nisib im Süden, dem östlichen Ufer des Schwarzen Meeres, dem nördlichen Ufer des Bosporus und Marmora-Meeres und den Inseln des Griechischen Archipels. Über einzelne Theile dieses Gebietes hatte man bereits vortreffliche botanische Arbeiten von Sibthorpe, Aucher-Eloy und Montbret, Jaubert, Grisebach, Kotschy, Boissier, Heldreich, Koch, Wagner, Clementi, Balansa, Huet du Pavillon und Anderen, hier begegnen wir aber zuerst einer vollständigen Aufzählung aller bis jetzt in der ganzen Ausdehnung jenes Gebietes beobachteten Phanerogamen und Kryptogamen. Sie enthält 6803 Species, die sich in 131 Ordnungen und 967 Gattungen vertheilen, eine sehr bedeutende Zahl, da ganz Europa nur etwa 9000 Species besitzt. Herr v. Tschihatscheff selbst sammelte auf seinen vielfachen Reisen in Klein-Asien etwa 4500 Species, worunter 71 neue (dabei ein neues Genus: Tchihatchewia), seine Forschungen waren aber ganz vorzugsweise auf die geographische Verbreitung der Pflanzen gerichtet und so liegt auch ein Hauptwerth seines Werkes in den zahlreichen, mit grosser Sorgfalt zusammengestellten, Angaben über die beobachteten Standörter, wogegen Diagnosen nur bei 190 Species gegeben sind, nämlich bei 51 neuen, von Fischer, Boissier und Fenzl bestimmten und beschriebenen, Arten und bei solchen, deren Diagnose, in seltenen oder schwer zugänglichen Schriften versteckt, wenig bekannt geworden ist. Von den neuen Species sind 43 auf eben so viel Tafeln des zugehörigen, vorzüglich ausgestatteten, Atlas abgebildet, Tafel 44 desselben stellt dagegen die berühmten Platanen Gottfried's von Bouillon zu Bujukdere dar nach einer Zeichnung von Laurens, dem Begleiter des unglücklichen Hommaire de Hell. Die Folgerungen, die sich in Bezug auf die Pflanzengeographie aus dem hier gesammelten Material ergeben, werden in dem dritten Bande der botanischen Abtheilung erörtert werden, welcher ausserdem eine botanische Karte von KleinAsien, einen ausführlichen Index der in den beiden vorliegenden Bänden aufgezählten Arten und Synonymen und einen Anhang über die bis dahin neu hinzugekommenen botanischen Befunde umfassen soll. Bevor jedoch Herr v. Tschihatscheff an die Ausarbeitung dieses dritten, voraussichtlich wichtigsten, Theiles geht, will er eine neue, seine siebente, Reise durch Klein-Asien unternehmen. Es mag hierbei erwähnt werden, dass der ausgezeichnete und ungemein fleissige Verfasser auch eine neue politische Broschüre (s.,,Geogr. Mitth." 1860, Heft VIII, S. 314, Anmerkung) unter dem Titel: ,,Nouvelle Phase de la Question d'Orient. Paris, E. Dentu, 1860", veröffentlicht hat. Er bespricht darin den neuen Ausbruch des mohammedanischen Fanatismus in Syrien und die Maassregeln, welche die Europäischen Mächte zum Schutze der Christen im Orient ergreifen sollten.

3. Der Verfasser schildert in diesem dritten Bande seine Erlebnisse und Beobachtungen in Konstantinopel, seine Rückfahrt nach Smyrna und seinen zweiten Aufenthalt daselbst, so wie eine an Missgeschick und Abenteuern ungewöhnlich reiche Reise von dem letzteren Ort über Ephesus, Tireh, Demisch, den Tmolus (Boz dagh), Sardes, Kulah, Takmak, Uschak, Ghiediz, Tschawdere (Aezani), Kutahia, Kasa-Ejub, Delasch, Ainehgöl und Brussa nach Gemlik. Wie in den beiden ersten Bänden (s.,,Geogr. Mitth." 1859, S. 274, Nr. 3) weiss der hochgebildete und belesene Reisende, bekanntlich Prinz Friedrich Chr. K. A. von Holstein-Sonderburg-Augustenburg (Noer), lehrreiche Betrachtungen über historische Entwickelung und gegenwärtige Zustände der berührten Länder und Orte auf das Anziehendste in die lebendige Schilderung seiner persönlichen Erlebnisse zu verweben, so dass sein Werk eben sowohl die angenehmste Unterhaltung als höheren wissenschaftlichen Genuss gewährt. Mehrere Kapitel sind der Geschichte Ioniens und vergleichenden Betrachtungen über Herodot und Thucydides, so wie einer gedrängten Darstellung der frühesten Berührungen und Kämpfe zwischen Morgen- und Abendland gewidmet.

4. Das vorliegende, 260 Seiten starke, Mémoire wurde bereits im Jahre 1855 mit dem Preise gekrönt, den die Akademie der Wissenschaften in Paris seit 1849 für die quellenmässige Wiederherstellung der Geographie Indiens vor der muhammedanischen Eroberung ausgeschrieben hatte; es ging daher den vor Jahresfrist von uns angezeig

ten (s.,,Geogr. Mitth." 1859, S. 442, Nr. 1 u. 2), ebenfalls auf die alte Geographie Indiens bezüglichen, Werken des gelehrten Verfassers voraus und bildet auch seinem Inhalt nach den Anfang der von demselben beabsichtigten Serie von Schriften über jenen Gegenstand. In ihm werden die geographischen und ethnographischen Nachweise erörtert, welche in den Hymnen des Veda, den ältesten Sanskrit-Schriften, enthalten sind und sich auf den nordwestlichen Theil Indiens zwischen Indus und oberem Ganges beziehen. Ohne auf dieses schwierige, aber für Ethnographie und Geschichte äusserst fruchtbare Feld der Untersuchungen näher eingehen zu können, machen wir nur darauf aufmerksam, dass der berühmte Verfasser auf ähnliche Art alle Perioden der alten Geographie Indiens bis zur Eroberung dieses Landes durch die Muhammedaner nach den einzelnen Gruppen von Quellschriften zu bearbeiten gedenkt, wie er denn bereits die Griechischen und Lateinischen, zum Theil auch die Chinesischen Schriftsteller zu diesem Zweck ausgebeutet hat. Jede Periode soll in einem Mémoire abgehandelt werden, welches die allgemeinen Resultate und charakteristischen Züge enthalten wird, während alle einzelnen Facta und die topographische Nomenklatur in alphabetischer Ordnung besonderen Publikationen vorbehalten bleiben; auch verspricht der Verf. noch weitere Kartenbeilagen, so dass wir in der That einem grossartigen, überaus lehrreichen Werke, wenn auch erst in längerer Zeit, entgegensehen dürfen.

5. und 6. In der Absicht, die üble Meinung des Englischen Publikums von den Eingebornen Indiens, die sich seit dem letzten Aufstande derselben natürlich bedeutend verschlimmert hat, zu mildern und ein gerechteres Urtheil anzubahnen, erinnert Oberst Sykes in einem Vortrag vor der Königl. Asiatischen Gesellschaft an die vielen guten Eigenschaften, welche die Indier neben ihren Fehlern und Schwächen besitzen. Nachdem er die gewöhnliche Ansicht von ihrem starren Festhalten an althergebrachten Sitten, Einrichtungen und Religionsanschauungen durch mehrfache Beweise vom Gegentheil widerlegt hat, führt er zahlreiche spezielle Beispiele von Religiosität, Ehrgefühl, Selbstaufopferung und Treue, persönlicher Anhänglichkeit, Dankbarkeit, Menschlichkeits- und Mildthätigkeitssinn, Sorge für Eltern und Verwandte unter den Indiern aus älterer und neuester Zeit, zum Theil aus seiner eigenen Erfahrung, an. Dieser an sprechenden Charakterzügen reiche Ehrenkranz, von einem Manne wie Colonel Sykes, dem gründlichen Kenner Indiens, geflochten, ist eben so anziehend als belehrend und ehrt den Verfasser nicht minder als die Indier. Wir nehmen Gelegenheit, hier zugleich auf die klare Darlegung der Indischen Finanz-Verhältnisse in einem Vortrag des Oberst Sykes vor der Statistischen Gesellschaft zu London aufmerksam zu machen; diese Darlegung ist am besten geeignet, eine richtige Einsicht in die so viel und auf so verschiedene Weise besprochene wichtige Frage zu gewähren.

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7. Die detaillirten Tabellen über den Schiffsverkehr und Handel von Shanghai in den beiden Semestern des Jahres 1859 weisen nach, dass während dieses Jahres Waaren für 15.124.920 Pfd. Sterling in den Hafen von Shanghai eingeführt und für 13.330.055 Pfd. Sterling ausgeführt wurden. Die Ausfuhr an Seide betrug 75.652 Ballen im Werth von 7.301.788 Pfd. Sterl., die an Thee 55.328.731 Pfund im Werth von 3.795.054 Pfd. Sterl. Zahl und Tonnengehalt 1) der angekommenen und 2) der abgegangenen Schiffe waren:

Britische.

Amerikanische. Versch. Nationen. Chines. Boote v. Ningpo. 1) 310 v. 138,845 T. 114 v. 72.223 T. 183 v. 61.418 T. 319 von 14.614 Tonnen. 2) 317 v. 146.853 116 v. 75.174 185 v. 52,867 321 von 14.815 Summe 1) 926 von 287.100 Tonnen. 2) 939 von 289.709 Tonnen. 8. Seit einer Reihe von Jahren mit einem grösseren Werk über Japan beschäftigt, das vier Bände umfassen und in den nächsten Jahren erscheinen soll, veröffentlicht Herr Pagès als erste Frucht seiner hierauf bezüglichen Studien eine Liste der Werke, Schriften und Karten, die seit Marco Polo bis zum Jahre 1859 über Japan publicirt worden sind. Der Katalog umfasst 672 Nummern, wobei verschiedene Ausgaben eines Werkes nicht besonders gezählt und die einschlägigen Schriften in Journalen und Sammelwerken unter der betreffenden Nummer des Journals u. s. w. zusammengefasst sind. Lässt schon diese Zahl auf seine Reichhaltigkeit schliessen, so zeigt sich bei näherer Einsicht und Vergleichung eine sehr anerkennenswerthe Vollständigkeit, die nur durch eifriges Nachsuchen und mit Hülfe zahlreicher Gelehrten, wie namentlich der Konservatoren von Bibliotheken und der Vorsteher von Missionen, zu erzielen war. Das Verzeichniss, das chronologisch geordnet und mit einem alphabetischen Index versehen ist, wird daher allen denen, die gründlichere Studien über Japan machen wollen, ausserordentlich zu Statten kommen. Nicht um zu makeln, sondern um dem in der Vorrede ausgesprochenen Wunsch des Verfassers nachzukommen und seinem Werke zu nützen, erwähnen wir einige, uns gerade beifallende, Auslas

sungen. Wir vermissen vor Allem die Englischen Seekarten und Pilots über Japan, sodann wäre das Durchsehen Deutscher und Russischer Zeitschriften, in denen sich so mancher nicht unwichtige Beitrag befindet, wünschenswerth gewesen, endlich nennen wir noch einige einzelne Schriften, die der Vollständigkeit wegen mit aufgeführt sein sollten Karl Fr. Neumann, ,,Das Reich Japan und seine Stellung in der westöstlichen Weltbewegung", 1857; Asa Gray's Arbeit über die Flora des nördlichen Theils von Japan; P. Zwehtkoff,,,Denkwürdigkeiten eines Chinesen über Nangasaki" in den ,,Arbeiten der Russischen Gesandtschaft zu Peking", Bd. I; Capt. Foote,,,Visit to Simoda and Hakodadi in Japan" 1857 im,,Journal of the Shanghai Literary and Scientific Society", No. I, June 1858; Dr. Williams, ,,Lecture on Japan", und Dr. Pompe van Meerdervoort, ,,On the study of the natural sciences in Japan", beide im ,,Journal of the NorthChina Branch of the R. Asiatic Society", No. II, May 1859. Aus neuester Zeit wären hauptsächlich nachzutragen: ,,Sherard Osborn, ,,A Cruise in Japanese Waters"; Oliphant,,,Narrative of Lord Elgin's Mission to China and Japan"; W. Heine's,,Japan und seine Bewohner"; auch der treffliche, die Geschichte der Vertragsabschlüsse zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, Russland, Holland, England, Frankreich behandelnde und manche wenig bekannte Details enthaltende Aufsatz K. Fr. Neumann's ,,Japan und sein Eintritt in die Völkerbewegung" in Heft 34 von ,,Unsere Zeit, Jahrbuch zum KonversationsLexikon". Die zunächst zu erwartenden ferneren Schriften Léon Pagès' sind laut ausgegebenem Prospectus ein Japanisch-Französisches Wörterbuch, nach dem 1603 zu Nangasaki gedruckten und von JesuitenMissionären verfassten Japanisch-Portugiesischen Lexikon, so wie eine Französische Bearbeitung der Japanischen Grammatik von Donker Curtius und Dr. Hoffmann.

9. Die kurz vor Abgang der Preussischen Expedition nach Japan beendete Schrift Heine's über jenes Reich bildet gleichsam die Einleitung zu seinen beiden grösseren Werken:,,Reise um die Erde nach Japan" und,,Expedition in die See'n von China, Japan und Ochotsk unter Ringgold und Rodgers", denn während diese den Hergang bei der Wiedereröffnung Japans durch die Amerikaner und deren nächste Folgen schildern, finden wir in dem vorliegenden Buch eine historische Zusammenstellung über die früheren Beziehungen der Seemächte zu dem Ost-Asiatischen Inselreich. Es sind kürzere und längere, meist wörtliche Auszüge aus einigen der wichtigsten Reiseberichte, so aus denen von Marco Polo, Pinto, Kämpfer, Titsingh, Golownin u. s. w., mit biographischen Notizen und verbindendem erklärenden Text. Hierdurch wird allen denen, welchen Gelegenheit oder Zeit zum Studium der Originalschriften mangelt, ein leichtes Mittel in die Hand gegeben, sich in der Geschichte Japans zu orientiren und die Eigenthümlichkeiten jener Reisenden und ihrer Werke kennen zu lernen; mehr darf man von dem Buche nicht erwarten, einen wissenschaftlichen Werth kann und will es nicht beanspruchen.

10. Rascher, als wir zu hoffen gewagt, ist auf die erste Lieferung von L. v. Schrenck's ,,Reisen und Forschungen im Amur-Lande (s.,,Geogr. Mitth." 1860, Heft V, S. 202, Nr. 5) die zweite gefolgt, ein Quartband von 350 Seiten. Sie enthält der Hauptsache nach die Beschreibung von 190 Vogel-Arten, welche von L. v. Schrenck und zum Theil auch von R. Maack im Amur-Lande beobachtet wurden und unter denen sich nur Eine neue Species, Salicaria (Calamodyta) Maackii, Schrenck, befindet. Auch hier sind wie bei den Säugethieren die Fundorte und, wenn möglich, die Verbreitungsbezirke sorgfältig angegeben und häufig interessante Notizen über Sitten und Anschauungen der Eingebornen, die sich auf die Vögel ihres Landes beziehen, eingestreut. In den ,,Schlussfolgerungen" am Ende des Bandes werden zunächst die von Schrenck und Maack nicht bemerkten, von Pallas dagegen für Daurien namhaft gemachten 46 Arten aufgeführt, von denen 22 wahrscheinlich auch dem Amur-Lande nicht fehlen; ferner werden noch weitere 65 Arten genannt, die zwar bisher in keinem Theile des Gebietes beobachtet wurden, deren, wenn auch nur periodisches, Vorkommen daselbst aber aus dem Grund angenommen werden kann, weil man sie sowohl in Ost-Sibirien, am Stanowoi-Gebirge, am Ochotskischen Meer und bis nach Kamtschatka, als auch in China und Japan angetroffen hat oder weil sie quer durch die ganze Alte Welt verbreitet oder von den Küsten Kamtschatka's, der Kurilen und aus dem Ochotskischen und Japanischen Meere bekannt sind und daher mit Wahrscheinlichkeit auf Sachalin vermuthet werden können. In der nun folgenden Charakteristik der Vogelfauna des Amur-Landes wird dargethan, dass der bei weitem überwiegende Theil derselben aus Europäisch-Sibirischen Formen

besteht, dass sich aber dazu solche Arten gesellen, die nach den bisherigen Erfahrungen ausschliesslich dem Süden und Südosten der Alten Welt (China, Japan, dem Himalaya, Ost-Indien, den Philippinen, Molukken, Sunda-Inseln, ja sogar Neu-Holland) angehören. Die Einmischung dieser Formen unter die allbekannten Europäischen und Sibirischen ist es, welche der Fauna des Amur-Landes ein eigenthümliches, von dem Sibirischen abstechendes Gepräge giebt; es kommen jedoch dort nur etwa 10 Süd-Asiatische Vogel-Arten auf 10 Nord-Asiatische oder Europäisch-Sibirische. Besonders bemerkenswerth ist das Vorkommen von Zosterops chloronotus, der im Amur-Land eine Afrika, dem südlichen Asien und vorzüglich Neu-Holland eigenthümliche Gruppe repräsentirt, und von Pericrocotus cinereus, der einer Gruppe angehört, die sonst nur Bewohner der Tropen zählt, und in ihr die einzige in nördlichere Breiten vordringende Art abgiebt. Ferner finden sich, wie unter den Säugethieren, so auch unter den Vögeln einige Species, die im Westen der Alten Welt bis in das südliche Europa vorkommen, Sibirien aber ganz fehlen und erst im Amur-Lande wieder auftreten, wie Columba risoria, Ciconia alba, Ardea alba, Accentor alpinus, Pica cyana. Obwohl alle diese südlicheren Formen vorzugsweise für den südlichen Theil des Amur-Landes charakteristisch sind, so dringen doch manche im Thal des Hauptstroms weit nach Norden vor; noch bei Nikolajewsk traf L. v. Schrenck Emberiza personata und Muscicapa cinereo-alba an, bis in die Nähe der Amur-Mündung kommen Anas galericulata und vermuthlich auch Ardea virescens vor, noch im Mündungslaufe des Stroms zwischen Mariinsk und Nikolajewsk lassen sich Caprimulgus Jotaka und Salicaria Aëdon sehen u. s. w.; den Amur aufwärts kann man einige bis zum oberen Lauf desselben, so Caprimulgus Jotaka, andere bis nach Daurien verfolgen, wie Salicaria Aëdon und Pastor sturninus. Nach der allgemeinen Charakteristik der Vogelfauna des Amur-Landes werden in den ,,Schlussfolgerungen" die einzelnen Abschnitte des letzteren nach den ihnen vorzugsweise eigenthümlichen Arten unterschieden, sodann das morphologische Verhalten der Species, ihre klimatischen Veränderungen betrachtet, die Standvögel von den Zugvögeln abgesondert und die Zugzeiten der letzteren zusammengestellt. Dabei zeigt sich die überraschende Thatsache, dass das um 9 Breitengrade nördlicher als die Amur-Mündung gelegene Jakutsk seine Zugvögel ziemlich um dieselbe Zeit, ja oft sogar etwas früher als Nikolajewsk erhält, was jedoch eine genügende Erklärung in den grossen, während des Winters im Küstenlande sich anhäufenden Schneemassen und dem sehr späten Eintritt des Frühlings daselbst zu finden scheint. Schliesslich wird noch die ebenfalls sehr späte Brutzeit einiger Vögel im Amur-Land angeführt und eine Erklärung der auf 7 kolorirten Tafeln beigegebenen Abbildungen hinzugefügt.

11. Neben den Arbeiten von L. v. Schrenck und C. J. Maximowicz nimmt das schon im J. 1859 publicirte, uns aber erst kürzlich zugänglich gewordene Werk von Richard Maack seinem Umfang wie seiner Bedeutung nach in der Literatur über das Amur-Land einen rühmlichen Platz ein. Maack, als Lehrer der Naturgeschichte in Irkutsk lebend, wurde bekanntlich im J. 1855 von der dortigen Geographischen Gesellschaft nach dem Amur gesandt, um naturwissenschaftliche Untersuchungen anzustellen, und so war er einer der Ersten, die einen Blick in die Naturbeschaffenheit des neu eröffneten Gebietes werfen konnten. Sein Werk zerfällt in zwei Abtheilungen, einen über 300 Quart-Seiten starken Reisebericht und einen wissenschaftlichen Theil mit einer geognostischen Beschreibung des Amur-Thales (57 Seiten), der systematischen, zum Theil von Ruprecht, Gerstfeld und anderen Fachgelehrten vorgenommenen Bearbeitung der botanischen und zoologischen Sammlungen (146 SS.) und einem Vokabular der Tungusischen Sprachen am Amur. Als Frontispice ist dem Werke das Portrait des Grafen Murawjew-Amurski, des Begründers der Russischen Herrschaft am Amur, vorgeheftet, ausserdem gehört aber zu ihm ein grosser schöner Atlas von 17 landschaftlichen Ansichten, Tafeln mit ethnographischen Abbildungen, namentlich auch Portraits von Eingebornen, 10 Tafeln mit botanischen Zeichnungen, einer Karte des Amur mit pflanzengeographischen Angaben, einer geognostischen Karte desselben, einem Plan von Aigun oder Sachalin-ulahoton und einem Plan des alten Albasin mit dem gegenüberliegenden Chinesischen Lager. Die Tafeln sind fast alle vortrefflich ausgeführt und grösstentheils höchst luxuriös auf Chinesischem Papier gedruckt, so dass sich dieser Atlas neben seinem grossen wissenschaftlichen Interesse auch als Prachtwerk in weiteren Kreisen empfiehlt. Leider entspricht dieser luxuriösen Ausstattung der Text in so fern nicht ganz, als er meist ohne allgemeinere wissenschaftliche Anschauung und Kritik geschrieben ist.]

(Geschlossen am 10. Januar 1861.)

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