Daß sie zum Aufenthalt, der dich verschleufst, mich füh, Schiebeler..
ren:
Durch keine Thränen lässt ihr hartes Herz sich rühren. Nur einen, dessen Brust gelindre Triebe hegt, (Heil ihm! er sterb' ein Christ!) hat meine Quaal bes wegt,
Verzagter! dieses Blatt vor deinen Blick zu bringen! O möchte für dein Heil mir Müh' und Wunsch gelins gen!
Als dich, ein weinend Kind, des Segensboten Hand
Bon Sünden rein gemacht, mit deinem Gott verband, Hub dich mein Arm empor. Ich sprach mit tausend Zahren,
Laß ihn, Allgütiger! laß ihn dich treu verehren, „Den Sohn, den du mir gabst! Herr! meine ganje Bruft
,, Erfüllet dein Geschenk mit nie empfundner Lust, Doch sollt' er je die Würd', ein Christ zu seyn, verken: nen,
„Und nicht für deinen Ruhm, sein Blut zu opfern brennen,
"
„O so entreiss' ihn jeßt, Herr, jeßt entreiss' ihn mir, Und preisen will ich dich, und danken will ich dir.“ Du blühtest auf, es war des zarten Geistes Kräfte Zu bilden, meine Lust, mein süsfestes Geschäfte. Ich lehrte dich dein Heil, und sah vergnügungsvoll Der Wahrheit Frucht an dir, die täglich dir erscholl. Wie oftmals hört ich dich der Water Muth in Leiden, Im tausendfachen Tod, bewundern und beneiden! Und nun erzitterst du, da dir ein Engel schon Den Palm entgegen hålt, der Ueberwinder Lohn? Glühst du nur fern vom Streit, von edlen Heldentries ben?
Und ist dies Leben werth, daß wir so sehr es lieben? Boa deinen Feinden lern', Kleinmüthger deine Pflicht. Was litt nicht Regulus! Wie froh starb Cato nicht, Dem Vaterland zum Wohl, sich Nachruhm zu erwers
ben!
Schiebeler. Dir winkt ein schönrer Ruhm, und du, dubebst zu sterr
ben?
Für den, der dir zum Heil der Himmel Thron verließ, Der Erde Bürger ward, die er entstehen hieß; Berspottet und verfolgt vom Frevler, der ihn haffte, In Martern ohne Zahl für dich am Kreuz erblafste. Ich weiß es nur zu wohl, was deinem schwachen Geist Den Tod so furchtbar macht, zum Staub ihn nieder reift;
Frene fah mit dir die längst gewünschte Stunde, Die frohe Stunde nahn, bestimmt zu eurem Bunde, Da stürzte der Tyrann, der unsrer Quaalen lacht, Dich, deine Braut, und mich, in tiefer Kerker Nacht. Die füssen Hoffnungen, die eure Bruft erfreuten, Bedeckt Ein Augenblick mit grausen Dunkelheiten, Und statt des heilgen Bands, das euch nun bald ums gab,
So will es unser Gott, vereinigt euch das Grab. Verehre sein Geheiß, und dank ihm mit Entzücken, Daß er dein Blut begehrt, da deinen frohen Blicken Am liebenswürdigsten des Lebens Aussicht schien. Der Opfer größestes, ist es zu groß für ihn?
Auch ich empfand den Schmerz, der eure Brust bes wegte,
Als man euch mir entriß, und uns in Fesseln legte; Doch stark durch jene Kraft, die Schwache stets erhöht, Wenn ihr aufricht'ger Wunsch darum zum Himmel fleht,
Bezwang ich diesen Schmerz, erstickt' ich alle Klagen, Um das gehoffte Glück, den Rest von meinen Tagen Bei euch entfliehn zu sehn, und mich durch euch vers jungt
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In Pfändern eurer Gluth, Von ihnen einst umringt, Die fast erstarrte Hand für euch zu Gott zu heben Und dann in eurem Arm den Geist sanft aufzugeben. Sohn, sechzig Lenze sind, seitdem ich bin, verblüht, Wo sind die Freuden hin, wovon ich einst geglüht? Die Zeit, mit der gelebt, die sich mein Herz erkoren, Die jest der Himmel hat, mit der, die dich gebor
ren?
Früh
Früh eilte sie von mir hinauf zu Gottes Ruh: Wie manchem theuren Freund drückt ich die Augen zu?
Schnell, wie ein Hauch, verfliegt das größte Glück hienieden. Wir wünschen uns ein Gut, empfangens, und ermäs den
In dem Besitz von ihm. Der Durst, der uns erfüllt, Der heisse Durst nach Ruh, wird nur in Gott gestillt. Erroth! Irene, sie vom zårtlichern Geschlechte, Dem Schwachheit eigen ist, gieng in des Grabes Nächt
te
Mit heiterm Blick hinab. Ich lag im Schlaf vers hüllt;
Mir schuf ein heilger Traum des offnen Hummels Bild,
Ich hörte Harmonie von Engellauten klingen, Hört unsrer Båter Schaar mir froh entgegen sing gen,
Als einer Stimme Ruf zu meinen Ohren drang, Die meinen füssen Traum mich zu verlassen zwang. Frenens Stimme wars. Ein Schwarm der Frevler führte
Die Heldin hin zum Kampf, indem sie triumphirte, »Froh eil ich in den Tod, mein Glaube hat gea. fiegt;
Klemens! stürbe doch dein Sohn auch so vers gnügt."
Dieß sprach sie. O wie wird sie dann, mein Sohn, dich lieben, Dich segnen, daß du Gott im Sterben treu geblies ben, Wenn dein enthüllter Geist mit jauchzendem Ges fang
Der Erde sich entschwingt, und sie dir zum Ems pfang,
Die Kron auf ihrem Haupt, im weissen Siegeskleide Entgegen eilt, erfüllt mit namenloser Freude! Erwäge deine Pflicht, Sohn, ich beschwöre dich Bei deiner Liebe für Irenen und für mich.
Beisp. Samml. 6. V.
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Schiebeler. Zu niedrer Gegenstand! Nein, Jüngling, ich bes Eschenburg.
schwöre
Bei unserm Gotte dich, bei seiner heilgen Lehre, Bei unsrer Våter Blur, das ihm zum! Ruhme floß, Bei unsrer Brüder Blut, die aus des Himmels Schooß
Auf dich hernieder schaun, und dir zu kommen win, ten!
Laß in das offne Grab mich ohne Kummer sinken; Geh hin in Quaal und Tod durch keine Furcht ents ehrt,
Sei deinem Gott getreu und deines Vaters werth!
brachte,
Vom Dankgeber, das ich vor Gottes Thron jezt Der, als man mich gebar, für meinen Tod schon wachs te,
Mir dich zum Vater gab, erheb ich weinend mich, Und danke nun auch dir, und rühm' und segne dich. Schon wollten Wankelmuth und Zagheit mich verfüh
ren,
Des Mårtrertodes Ruhm, die Krone zu verlieren, Der ich erst voll Vertraun mein Haupt entgegen bot; Nun schien der Liebe Glück mir mehr als Mariter
Tod;
Und schwerer ward es mir, für Gott ein kurzes Leben, Eschenburg. Als für Irenens Hand ein ewig's hinzugeben.
Da sprach ein Engel nein! da sprach selbst Gott durch dich, Ergrif mein wankend Herz, und straft und stårkte mich.
Nun scheint der Tod mir Pflicht, und jede Furcht Vers brechen,
Nun ist kein Zweifel mehr, der, meinen Muth zu schwächen,
Mich ängstlich zitternd macht; kein blendend irdisch Glück
Ruft von des Himmels Bahn mich auf die Welt zus rück.
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Und sie, für die allein ich diese Welt begehrte,
Sie, deren Blick und Herz mich einst die Liebe lehrte, Auch sie lehrt mich den Tod, und leidet ihn mit mir;
Wie stumpf sein Stachel sei, das lernt mein Herz von ihr. Dank sei dir, der mir den Muth
"
Jest wünsch ich
gegeben!
Mit ihr zu sterben, mehr, als sonst mit ihr zu leben. Was wünscht ich sonst? Der Schmach des Todes zu entgehn,
Und in Frenens Arm des Lebens Glück zu sehn. Doch welches Glück? Von dir, Religion geschieden, Von meinem Gott getrennt, da hofft' ich Glück und Frieden?
Zwar, der mich hier verschloß, er hätte mich geschont, Und mit der Erde Glück mein feiges Herz belohnt; Irene war mein Wunsch; sie wäre mir gegeben; Doch, ohne Gott ists Fluch, auch mit Irenen leben. Ein innrer Vorwurf, tief in unsrer Brust gehört, Wie hårt' er den Genuß der Zärtlichkeit gestört! Dein Schatten, Water, selbst hått' uns dann aufgefus chet,
Und uns, und jenen Tag, der uns verband, verflus chet,
Und uns den Lohn gesagt, der Kämpfer dort beglückt, Und uns das Weh gesagt, das dort Verzagte drückt.
น่า
„Ich
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