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Sunt homines trini, Domini, veteres, peregrini,
Qui commendantur quamuis mendacia fantur.

Groffen Herren | frembden vnd den alten

Pflegt man ein Lügen für gut zu halten. (Bl. Dd7*)

Sunt indiuifa fimul & Papa & fua Roma.

Der Bapst hat Rom bey fich allzeit |

Wo die Herten feyn | da ist der Hoff nicht weit. (Bl.Db7*)

Sunt noua grata tria, medicus, meretrix, melodia.

Månniglich liebet diese drey |

Neuw lieb neuw artzt neuw Melodey. (Bl. Dd7*)

Sunt pluuiae mirae monachis pergentibus ire,

Iftas horribiles nam polus odit aues.

Wan Monche ziehen auf der Straffen

Pflegt es gerne vom Himmel zu nassen |
Für folchen Vögeln vngeheuwr

Entfetzt fich Himmel Lufft vnd Fewr. (Bl. Dd7a)

Annweiler.

J. Franck.

Sitzungen der Berliner Gesellschaft

für das

Studium der neueren Sprachen.

Hr. Brockhaus erwirbt sich das

130. Sitzung vom 13. Novbr. 1866. Hr. Goldbeck machte, nach einer Uebersicht über den socialen, politischen und literarischen Zustand des heutigen Amerika's und besonders Südamerika's, nähere Mittheilung über den südamerikanischen Roman Amalia von Joseph Marmol in spanischer Sprache, erschienen in der Bibliothek spanischer, portugiesischer und italienischer Klassiker von F. A. Brockhaus, deren Bedeutung hervorgehoben wurde. Verdienst, Paris einen Theil seiner überseeischen Beziehungen zu rauben und dieselben Deutschland zuzuwenden. Hrn. Brunnemann's Hinweisung auf die Literatur der Conquistadores in Peru und Chili wies Hr. G. zurück, da jene verhältnissmässig unbedeutend sei und mit der, der dieses Buch angehöre, und die erst zwischen 1810 und 1830 entstanden, in keinem Zusammenhange stehe. besprach: Diderot's Leben und Werke v. Rosenkranz. Leipzig, Brock

haus 1866.

Das Werk ist die

Hr. Märker

Frucht eines äusserst langen und

mühseligen Studiums, und löst in der Darstellung eines universellen besonders schwierige Aufgabe. Hr. Scholle machte

Geistes eine

ganz

behufs Berichtigung der von Hrn. Märker in der 105. Sitzung (am

10. Jan. 1865)

an einzelnen Stellen Nisard's geknüpften Behaup

tungen Mittheilung von einem Aufsatze Janet's in der Revue des deux Mondes (L'esprit de discipline en littérature à propos de l'histoire), worin derselbe dem Nisard'schen Prinzip der Verkehrung der Vernunft in die Disciplin, der Unterwerfung des sens propre unter den

der Literatur, wie Descartes, Bossuet, Racine, Corneille, in keiner dens commun entschieden entgegentritt, nachweist, dass die Heroen Weise der uniformen Disciplin sich gefügt, auch dass Nisard selbst bei seinem Urtheile über dieselben in Widersprüche geräth, so wie dass er bei seinen Urtheilen über andere, wie Montesquieu und J. J. Rousseau sehr ungerecht sei. Der Vortr. legte gegen das Aussprechen allgemeiner Urtheile über Völker-Charaktere nach Aeusserungen

einzelner Individuen Verwahrung ein; wogegen Hr. Märker glaubte auf seinen früher ausgesprochenen Behauptungen beharren zu müssen.

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er

131. Sitzung vom 27. November 1866. Herr Brunnemann besprach Ploetz, Formenlehre und Syntax der neufranz. Spr. mit steter Berücksichtigung des Lateinischen für die obern Klassen etc. Berlin 1866. Er wies an einzelnen Beispielen nach, dass der Verf. seinem eigenen Princip, wonach eine Schulgramm. nur Wesentliches enthalten und möglichst präcis sein müsse, nicht immer getreu geblieben sei und sich weder vor Weitschweifigkeit (z. B. in den Abschn. über de und à) noch auch vor Unbestimmtheit in Fassung der Regeln genugsam gehütet habe. Hr. Rudolph ging bei seinem Vortrage über die Aussprache des G im Deutschen davon aus, dass bei dem Mangel einer massgebenden Autorität in diesem Punkte, wie es die Kanzel oder die Bühne sein könnte, als Richtschnur der Gebrauch der Dichter im Reime dienen müsse. Nachdem er im Anschlusse an R. Benedix, „der mündliche Vortrag" drei Laute des G unterschieden, das weichhauchende, dem Jod verwandte in Sieg, Weg, das harthauchende in Augen, Bogen und das anschlagende, dem K sich nähernde, in gut, Gott, glatt, zeigte er an Reimbeispielen aus Schiller, Göthe u. (z. B. durch Burg, Zweig gleich, nach -Tag, steigt reicht), dass der weichhauchende Ton des G im Auslaut der richtigere sei. In der sich anknüpfenden Discussion erinnerte Hr. D. Müller, dass die Aussprache der Oberdeutschen (Tak, Siek) in Uebereinstimmung stehe mit dem Gesetze unserer Sprache, wonach die media im Auslaut als tenuis gesprochen wird (Kint, Hant). Hr. Brunnemann erklarte die aufgestellten Unterschiede des G-Lautes für subjectiv. Hr. Scholle macht darauf aufmerksam, dass die niederdeutsche Aussprache des G sich auch in Mitteldeutschland immer mehr Bahn breche. Hr. Goldbeck hebt die pädagogische Wichtigkeit der Sache hervor, es komme etwas darauf an, welcher Gewohnheit die Schule folge, denn aus der Gewohnheit werde Gesetz. Hr. Michaelis findet, dass zuviel Gewicht auf den Reim gelegt werde; der physiologische Vorgang bei Bildung der media und der tenuis sei ein verschiedener; die media im Auslaute werde nicht vollkommen als tenuis gesprochen. Hr. Gallenkamp vermisst unter den Beispielen des Vortragenden solche, die das ng im Auslaute betreffen.Hr. Giovanoly las über das Leben und die Werke Scarron's. Obwohl durch einen unglücklichen Zufall gänzlich gelähmt, wusste er doch im Bunde mit seiner geistreichen Gattin sein Haus zum Sammelplatz aller hervorragenden Persönlichkeiten des damaligen Frankreichs zu machen. Er ist ein literarischer Ausläufer der Fronde, in der Poesie nur ein Dichter zweiten Ranges, aber in Prosa durch kräftigen Styl, der selbst an J. J. Rousseau erinnert, ausgezeichnet. Der Vortragende begründete sein Urtheil durch eine nähere Besprechung der sämmtlichen poet. wie pros. Schöpfungen Scarron's. Hr. Goldbeck begründete einen An

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trag auf Bildung eines Comités zur Formulirung von Vorschlägen behufs Unterstützung der Morris'schen Ausgaben englischer Texte," über welchen in der nächsten Sitzung Beschluss gefasst werden soll.

132. Sitzung vom 18. Decbr. 1866. Hr. Goldbeck sprach über die aristotelische xávagois. Nachdem die Frage in ihrer einfachsten Gestalt nach dem aristotel. Texte aufgestellt, gab er eine historischkritische Uebersicht über die gesammte Behandlung derselben seit Lessing, bei dessen Ansicht er namentlich hervorhob, wie er in seinem complicirten Schema die Frage ungelöst lasse, was denn aus der gegenseitigen Reinigung, z. B. unsrer Furcht durch die tragische Furcht, entstehe. Eingehend beleuchtete der Vortr. die Ansicht von Bernays, welcher durch Vergleich mit einer Stelle der Politik, wo eine erziebende, eine reinigende und eine erholende Wirkung der Musik unterschieden wird, dahin kommt, xávagois als ein Erleichtert werden mit Lust, eine hedanische Entladung der betr. Empfindungen zu erklären, womit die Vorstellung von der Reinigung als einem sittlichen Prozess hin fallig wird. So weit erklärt der Vortr. Bernays beistimmen zu müssen sein Fehler liege nur in seinem acharnirten Zufeldeziehen gegen die Anhänger der Sittlichkeitstheorie: doch sei ein Hinausschiessen über das Ziel bei Aufstellung neuer Wahrheiten fast unvermeidlich. Als Erklärer der aristotel. Ansicht sei Bernays unanfechtbar. Der Vortr. ging nun auf die bisher ungelöste Frage ein: was sind dem Ar. Mitleid und Furcht, oder mit andern Worten: woher hat Ar. seine Definition genommen? Er muss sie entweder 1) aus einer vergleichenden Betrachtung der ihm vorliegenden Dramen haben, oder 2) aus allgemeinen psychologischen Ideen. (Ob Ar., und warum er nicht aus diesen Quellen geschöpft, untersucht der Vortr. für jetzt nicht, denn) 3) hat in beiden Fällen Ar. seine Definition auf seine Erkenntniss des griechischen Volkscharakters gebaut. Der Vortr. versucht zu zeigen, wie das moderne Mitleid dem tragischen Helden gegenüber gar keinen Platz finden könne: dasselbe würde den Dichter bewegen, seinem Drama lieber einen komödienhaften Ausgang zu geben, Furcht und Mitleid im modernen Sinne hätten keinen Platz in der Tragödie. Namentlich die Anwendung führe zu Absurditäten, wie bei Kotzebue. Die modernen Gefühle von Mitleid und Furcht gehören für uns nicht zu unsren Empfindungen bei der Tragödie. Wir verlangen auch keine Reinigung von Affekten, sondern sittliche Erhebung und Verklärung. Dennoch hat Ar. Recht, aber nur für seine Zeit. Für uns hat sein Satz keine Geltung mehr, weil er nur aus dem griechischen Volksgeiste und für ihn schrieb. Die Eigenschaften im griech. Charakter, welche den Ar. darauf führten, sind aber 1) Grausamkeit und 2) Leidenschaft. Für die erstere verwies der Vortr. auf den Verkauf von 5000 Athenern in die Sklaverei durch Perikles, weil sie sich als Nicht-Vollbürger erwiesen und Aehnl. Die letztere begründete er durch Verweis auf die bei den Griechen häufig erscheiArchiv f. n. Sprachen. XL.

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nenden ekstatisch-pathologischen Zustände, z. B. in Athen, bevor menides aus Kreta zur Reinigung der Stadt geholt wurde. Das fühl nun, dass jeder unter jenem Hang zur Grausamkeit zu le habe oder leiden könne, äussere sich im Wehruf leidenschaftlicher Kl und das sei der eos, er sei ein solcher ekstatisch-pathologischer stand, der das Herz zusammenpresse, und sich zu entladen drä dazu gebe die Tragödie Gelegenheit, und zwar die äschyleische euripideische mehr als die sophocleische, in der die Leidenschaften schönen Masse herabgedämpft seien. Die Furcht aber stamme der stets gegenwärtigen Idee des Schicksals. Wie der Grieche g sam sei, so sei er tyrannisch; der Tyrann erscheine ihm selig. Tyrannen Eigenschaft ist die "Bois, und diese räche das Schick nur die Furcht vor diesem dränge die Neigung zur ßois im G chen zurück. Diese Last durch Entladung zu erleichtern, sei das der Tragödie. Wir kommendagegen, wie gesagt, schon durch äst tische Motive gedrängt, in's Theater: wir wollen durch das Schaus erhoben und verklärt werden. Hr. Bollmann erinnerte, dass ja al dings andre Motive als M. und F. in der Tragödie sich geltend ma ten, z. B. Bewundrung, Heroismus, Grausamkeit, wenn man sie Griechen vorwerfen wolle, keinen anderen, ja noch mehr den moder Völkern nachgewiesen werden. Uebrigens liege der Unterscheid von Grausamkeit und Leidenschaft ein falsches principium divisi zum Grunde. Auf den ersten Punkt (Heroismus) erklärt Hr. in einem zweiten Vortrage kommen zu wollen; in Bezug auf letzten giebt er zu, dass Grausamkeit in Leidenschaft schon begri sei. Hr. Beneke berichtet behufs Betheiligung der Gesellschaft dem Unternehmen der Early English Text Society über die verdie volle Thätigkeit der letzteren, und es wird ein aus den Hrn. Goldbe Beneke, Muret, Mahn, v. Muyden bestehendes Comité zur Berath von Vorschlägen erwählt.

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133. Sitzung vom 8. Jan. 1867. Der Schriftführer machte M theilung über das Einlaufen zweier Concurrenzarbeiten um das am Nov. vor. J. ausgesetzte Reisestipendium, und stellte einen Antrag Veröffentlichung der Aufforderung durch die Zeitungen behufs grösse Verbreitung, sowie Hinausschiebung des Termins bis zum 15. Mä Der Vorschlag wurde zum Beschluss erhoben. Hr. Bollmann spra über die neue Hypothese des Hrn. Goldbeck über Furcht und Mitl bei Aristoteles. Er zeigte zunächst an einem Gleichniss, dass die v Hrn. G. als unverständlich bezeichnete Erklärung Lessing's hinsichtl der Kreuzreinigung wohl eine verständliche Deutung zulasse, gab da eine kurze Kritik der Bernays'schen Ansicht, und nachdem er Ansicht des Hrn. G. entgegengetreten war, dass Mitleid für die m derne Tragödie gar keine Bedeutung habe, wandte er sich zu de eigentlichen Thema, der Hypothese, dass Furcht und Mitleid bei A aus dem griechischen Volkscharakter abgeleitet seien, dessen Grun

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