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Aufenthalte am goldenen Horn, die eigentliche Reisebeschreibung des Verfassers. Im Gegensatze zu dem durch zahlreiche Citate aus anderen Schriftstellern ausgezeichneten vorstehenden Reisewerke hat Herr Dr. Petermann sich darauf beschränkt, nur eigene Beobachtungen und Reise eindrücke wiederzugeben, hauptsächlich sein Augenmerk richtend auf Sprache, Sitten und religiöse Secten der Bewohner. Die Reise ward schon 1851 gemacht; ein 7wöchentlicher Aufenthalt in Damaskus, wohin er über Smyrna, Rhodus, Cypern und Beirut gelangte, gab dem Verfasser Gelegenheit, über die Maroniten und Drusen, besonders letztere, verlässliche Kunde einzuziehen. Die neulich im Leontes-Thale und in Damaskus vorgefallenen Blutscenen wurden Veranlassung zur Publication dieses äusserst lehrreichen Reiseberichtes, dessen vorliegender erster Band aufserdem noch einen zweimonatlichen Aufenthalt in Jerusalem, die Reise in Palästina mit einem wiederholten Ausflug nach Cypern und nach Cilicien schildert. Der Verfasser hatte von Sr. Majestät dem König von Preufsen einen Credit von 1000 Thlr. zum Ankauf alter Handschriften erhalten und theilt das in verschiedenen Klosterbibliotheken Aufgefundene mit, weshalb dies Werk auch von bibliographischem Interesse ist. Die zubehörigen Noten werden im zweiten Bande nachfolgen; nur eine sehr ausführliche Mittheilung über die Drusen ist bereits dem Schlusse dieses Theiles beigegeben. Die Illustration zeigt einen Drusen und seine Frau. Auch über die Samaritaner giebt der Verfasser interessante Aufschlüsse. S.

Reisen in die Felsengebirge Nord-Amerika's bis zum Hoch-Plateau von NeuMexico, unternommen als Mitglied der im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten ausgesandten Colorado - Expedition. Von Balduin Möllhausen. Mit 12 Bildern in Farbendruck, 1 Karte und zwei Briefen Alexander v. Humboldt's in Facsimile. Leipzig 1861. (H. Costenoble). 2 Bde. 455 und 406 S. 8.

Eine gährende Welt eröffnet sich in diesen Briefen im Gegensatze zu der starren Unveränderlichkeit des Orient's. Die blasirteste Gewissenlosigkeit und raffinirteste Speculation befördert den Reisenden, nachdem ihr so eben erst auf der gesunkenen „Central-Amerika“ 500 Menschenleben zum Opfer gefallen, auf gleich fehlerhaften Schiffen an den Isthmus von Panama und hüben und drüben dieselbe von Panama nach San Francisco. Aber San Francisco ist seit 1854 schon alt geworden, der Schwerpunkt des westlichen Eldorado ist schon weiter in's Innere gerückt. Entschieden aber documentirt sich der Verfall in der Jesuiten - Mission San Fernando bei Pueblo de los Angelos; äusserst heruntergekommen an Indianern, Pferden und Rindvieh gehört sie jetzt dem mexicanischen General Pico, der sie von der Vereinigten - Staaten - Regierung kaufte. In dem Tulare- (Binsen-) Thale dagegen, jenseits des Tejon - Passes, wird die Farm eines Mr. Bishop besucht, eines speculativen Schafpächters, der am sanften Abhange eines Berges sein Wohnhaus errichtet hat, um von dort aus in der viele Quadratmeilen grofsen Thalmulde sein weidendes Vieh durch das Fernrohr in beständiger Aufsicht zu haben. Gerade er hat auch die Winter-Verpflegung eines ganzen Assortiments von Kameelen und Dromedaren übernommen, welche die Regierung

in Egypten auswählen und aufkaufen liefs. Die Thiere haben bereits auf der Landreise von Texas bis hierher ihre ausgezeichnete Brauchbarkeit für den Kriegstransport durch Sand- und Felsenwüsteneien bewährt. Denn es sieht kriegerisch aus im äussersten Westen: der Mormonen-Staat ist aufsätzig und intriguirt unter bekannten und selbst kaum dem Namen nach bekannten Indianerstämmen. Die Colorado-Expedition erhält daher schliefslich den Hauptzweck, die Brauchbarkeit des Stromes zu einer Kriegsstrafse zu erforschen. Ein kleines eisernes Dampfboot, eigends für die Expedition in Philadelphia erbaut, in Stücke zerlegt nach San Francisco befördert, wird von dort mit der nöthigen Ausrüstung auf einem Schooner um Cap St. Lucas herum an die Mündung des Colorado gesandt, wo es zusammengesetzt werden soll. Im Fort Yuma, am Zusammenflusse des Gila und Colorado sollen dann die Land-Expeditionen, welche von zwei californischen Küstenpunkten aus in verschiedenen Forts Packthiere und Trainknechte engagiren werden, wieder über Land mit dem Dampfboot und dem Reste der Reisegesellschaft zusammentreffen. Wasserlose Sandwüsten, die Stromfahrt über Sandbänke und zwischen Klippen und Felsen, die ungeheuren Plateau's bis zur Höhe von 9000 Fufs in senkrecht abgestuften Terrassen sich aufbauend, verlassene Indianerstädte, Strafsen räthselhafter Völkerwanderung, Indianerfeindseligkeiten unter einander und Politik der Regierung in Behandlung der einzelnen Stämme, amerikanische Milizen und mexicanische Pater, Idyllen der Wildnifs, Jagd- und IndianerAbentheuer, Reiseerlebnisse, Thierleben sind der vielfarbige Inhalt dieses glänzend ausgestatteten, elegant erzählenden Reisewerkes. Bis zum Rio de la Virgin erwies der Colorado sich schiffbar, es gelang sodann weiter aufwärts noch einmal vom Hochplateau zu ihm hinabzuklimmen; ein zweiter Versuch schlug fehl. Ueber Neu-Mexico kehrte der Verfasser an den Missouri zurück. Vielfach nimmt Herr Möllhausen auf seine früher in umgekehrter Richtung gemachte Expedition und auf seine Streifzüge als Begleiter des chevaleresken, jüngst verstorbenen Herzog Paul von Württemberg westwärts vom Missouri Bezug; einzelne äusserst interessante Episoden daraus mittheilend. Die Illustrationen, namentlich die Indianerabbildungen und Berglandschaften, verdienen alles Lob. Kurzum dies Werk ist eine Bereicherung gelehrter Bibliotheken zugleich und eleganter Salons. S.

Forschungsreisen in Arabien und Ost-Afrika, nach den Entdeckungen von Burton, Speke, Krapf, Rebmann, Erhardt und Anderen. In zwei Bänden bearbeitet von Karl Andree. Erster Band. Nebst 4 Tonbildern und zahlreichen eingedruckten Holzschnitten. Leipzig (H. Costenoble) 1861.

Auf nahezu 400 Seiten hat der Bearbeiter den fast vierfach so umfangreichen Inhalt der beiden Reiseberichte Burton's,, Personal Narrative of a Pilgrimage to El Medinah and Meccah“ und „First Footsteps in East Afrika, or an Exploration of Harar" zusammengedrängt und in äusserst anziehender Weise deutschen Lesern wiedergegeben. Die erste Reise ward von Richard Burton (Capitain in der ostindischen Armee) bekanntlich im Jahre 1853 über Alexandrien, Suez, Yambo, Medina, El Suwayrkiyeh, Mekka und Dschidda in der Verkleidung eines persischen, später afghanischen Pilgers ausgeführt und zwar ohne weitere europäische

Begleitung. Die zweite Reise ward im October 1854 von Aden aus und zwar combinirt mit den Expeditionen der beiden Lieutenants Stroyan und J. H. Speke unternommen, nachdem Burton noch im Herbst 1853 von Suez aus wieder nach Bombay zurückgekehrt war. Burton erreichte wirklich Härrär am 3. Januar 1855 und kehrte am 9. Februar desselben Jahres schon nach Aden zurück. Weniger erfolgreich, dennoch aber nicht unglücklich, waren die Expeditionen Stroyan's und Speke's. Unglücklicher verlief eine zweite, im April 1855 von Burton in Gemeinschaft mit den Lieutenants Speke, Herne und Stroyan nach Berbera unternommene Expedition; sie kostete dem Letztgenannten durch einen räuberischen Ueberfall der Somali's das Leben. Ueberaus launig und lebendig ist die Darstellung der Reiseereignisse: namentlich der Seefahrt von Suez nach Yambo und von Aden nach Zeyla, ferner des Verkehrs mit Scheich Mohammed dem Kräuterhändler in Kairo, die Besichtigung der Heiligthümer im Gotteshause zu Mekka und der ergreifenden religiösen Ceremonie, welcher Burton beiwohnte, endlich der wunderlichen Reisebegleitung auf dem ersten Ausfluge in das Somali-Land. Die Tonbilder stehen im Allgemeinen hinter den recht guten Holzschnitten zurück. Eine kurze Einleitung des Bearbeiters liefert den historischen Rahmen für dieses Doppelgemälde, das füglich selbst zur populären Unterhaltungslectüre gerechnet werden kann. S.

Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin

vom 5. Januar 1861.

Der Vorsitzende, Herr Prof. Dove, eröffnete die Sitzung durch Ueberreichung der Geschenke: 1) Meinicke, Leitfaden für den geographischen Unterricht. 3. Aufl. Prenzlau 1860. 2) Pitschner, Der Mont Blanc. Text und Kupfer. Berlin 1860. 3) Société de géographie de Genève. Mémoire et Bulletin. T. I. 1. Genève 1860. 4) Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. N. F. Bd. IX. Heft 4. Berlin 1860. 5) Archiv für wissenschaftliche Kunde von Rufsland. Bd. XX. Heft 1. Berlin 1860. 6) Petermann's Mittheilungen. 1860. Heft 11. 12. Gotha. 7) Preussisches Handelsarchiv. 1860. No. 51. 8) Jaettnig und Kraatz, Topographische Karte der Umgegend von Berlin und Potsdam. Berlin 1859. M. 1:90,000. 9) Zehn in Kupfer gestochene Segmente zu einem von Lowitz in den Jahren 1754-63 unternommenen, aber nicht fertig gewordenen grofsen Erdglobus.

Herr Prof. Dove knüpfte an einige dieser Geschenke Bemerkungen an. Ausführlich sprach er über die Höhe der Radaune-Seen, welche 500 Fufs beträgt, und die damit verbundene locale Temperatur-Erniedrigung.

Herr Barth las einen Brief des Prinzen Adalbert vor, wonach dieser das Protectorat der Carl Ritter-Stiftung angenommen und einen jährlichen Beitrag von 10 Frd'or. bewilligt hat. Derselbe theilte mit, dafs erst jetzt die authentischen Materialien der von d'Abadie bestimmten Längen und Höhen nach und nach bekannt werden, während dies bei den früher im Resumé erschienenen An

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gaben nicht der Fall war. Nach einer weiteren Mittheilung desselben Vortragenden ist der Baron v. d. Decken im Begriff, über Zanzibar in das Innere von Afrika einzudringen: diese Nachricht ist ihm durch den britischen Consul am letzteren Orte zugegangen. Derselbe Brief berichtet, dafs die Mörder Roscher's ihre Strafe erlitten haben, erwähnt des grofsen Wasserreichthums des NyassaSee's und der bedeutenden Ausfuhr von Elfenbein und Sclaven über Zanzibar. Zuletzt sprach Herr Barth über die verschiedene Gestalt der Alpen und der Pyrenäen, mit Bezug auf die Eisenbahnen, welche dort bereits in Angriff genommen sind oder deren Bau später bevorsteht, zum Theil nach eigener früherer Anschauung. Die Pyrenäen bieten gröfsere Schwierigkeiten dar, als die Alpen, weil sie steiler als diese ansteigen; aus demselben Grunde ist der Bau auf der spanischen Seite schwieriger, als auf der französischen. Die Gletscher sind bei den Pyrenäen begrenzter, als in den Alpen. Zum Schlufs macht der Vortragende auf die schwer zu überwindenden Pässe in den Pyrenäen aufmerksam.

Herr Dr. Hartmann, welcher nach seiner Rückkehr aus Aethiopien in der Gesellschaft anwesend war, berichtete über seine eigene und des Freiherrn v. Barnim Krankheit, ferner über eine dort gehörte Sage, dafs Vogel vielleicht nicht todt sei, sondern als Rathgeber des dortigen Königs in Wadai gefangen gehalten werde, sowie über den Einfall der Mongrebin in Darfur, welcher wahrscheinlich durch Intriguen der ägyptischen Regierung veranlafst worden sei.

Herr v. Olberg las einige Briefe vor, welche ihm vom Lieutenant Herrn v. Brandt, dem Attaché der Gesandtschaft nach Japan, zugegangen sind.

Herr Ehrenberg berichtete nach einem Briefe des Herrn Richard Schomburgk aus Australien, sowie nach einer mitgesandten Zeichnung über Stuart's Expedition von Süden gegen Norden durch diesen Erdtheil. Derselbe zeigte einen neuen Apparat zu Tiefenmessungen des Meeres und zum Heraufbringen von Grundproben vor, welchen ihm Herr Lieutenant Brook in Amerika zugesandt hat, und besprach dessen Einrichtung. Bis zu 12,000 Fuss hält Herr Brook die ermittelten Tiefen für sicher, während von da ab Schwankungen eintreten. Die letzte Messung einer Tiefe von 19,800 Fufs wird für sicher gehalten; aus einer Tiefe von 7800 Fufs sind bei der neuesten Sondirung des Meeresbodens für die Legung des transatlantischen Telegraphen-Cabels Seesterne lebendig heraufgebracht worden, so dass in dieser Tiefe grössere Formen als lebend nachgewiesen sind.

Herr Pitschner zeigte die einzelnen Karten seines Werkes über den MontBlanc vor, während Herr Barth einige rühmende Worte über dieses Werk hinzufügte.

Sitzung vom 2. Februar 1861.

Der Vorsitzende, Herr Prof. Dove, übergab nach der Eröffnung der Sitzung die an die Gesellschaft eingegangenen Geschenke, welche ihm theilweise Gelegenheit zu einigen Bemerkungen gaben: 1) Report of the Commissioner of Patent for the Year 1858 and 1859. Agriculture. Washington 1859. 60. 2) Kongl. Svenska Fregatten Eugenies Resa omkring Jorden. Zoologie. Hft. IV. Stockholm 1860. —

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Sitzungsbericht der Berliner geographischen Gesellschaft.

3) Edlund, Meteorologiska Jagkttagelser i Sverige. Bd. I. Stockholm 1860. 4) Statistische Nachrichten von den preufsischen Eisenbahnen. Bd. VII. Berlin 1860. 5) Reyer, Descripcion geográfica del territorio de la República Oriental del Uruguay. Montevideo 1859. 6) Transactions of the Bombay Geographical Society. Vol. XV. Bombay 1860.

7) Dove, Ueber die periodischen Aenderun

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8) Ziegler, Die Mineralquelle

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10) Pe

11) Zeitschrift für das Berg-,

gen des Druckes der Atmosphäre. Berlin 1860. Pfäffers. Winterthur 1861. 9) v. Schlagintweit (Hermann, Adolph und Robert), Results of a Scientific Mission to India. Extract. Mit Karten. termann's Mittheilungen. 1861. Heft 1. Gotha. Hütten- und Salinenwesen in dem preufsischen Staate. Bd. VIII. Lief. 4. Berlin 1860. 12) Preufsisches Handelsarchiv 1860. N. 52. 1861. N. 1 4. - 13) Lange, Atlas von Sachsen. 2. Lief. Leipzig 1860.

Herr Barth berichtete über die neuen Beiträge für die Carl Ritter-Stiftung. Herr Wagener zeigte eine neuere Karte von Canada und zwei Ansichten der Hauptstadt Ottawa vor, und hielt einen ausführlichen Vortrag über den Flufs gleichen Namens, sowie seine und seiner Nebenflüsse Wichtigkeit für den Handel und die Industrie von Canada. Der Vortragende gab hierauf eine kurze Geschichte der Hauptstadt Ottawa und zeigte, zum Theil durch Angabe von Zahlen, wie schnell und bedeutend sich dieser Ort gehoben, und welche günstigen Aussichten derselbe für die Zukunft habe.

Herr Grimm sprach über mehrere vorgelegte Proben von Marmor (rosso und verde antico), welche aus den Brüchen herrühren, die auf der Insel Tinos und in der Maina von dem Prof. Siegel wieder aufgefunden worden sind. Diese Marmorbrüche versprechen für die Zukunft eine reiche Ausbeute und eine ergiebige Erwerbsquelle, namentlich für die Bewohner des Taygetos zu werden.

Herr R. v. Schlagintweit hielt einen Vortrag über sein und seines Bruders Hermann grofses Reisewerk, wovon der erste Theil, ein Atlas und mehrere Karten, vorgelegt waren. (Vergl. den Aufsatz in dem 10. Bande unserer Zeitschrift S. 115 ff.)

Herr Barth sprach über die Bemühungen der Franzosen in der neuesten Zeit zur Hebung von Algier und anderen Colonien, und deren günstigen Erfolg. Während gegenwärtig das Bestreben, eine directe Verbindung von Algier mit dem Senegal herzustellen, mehr in den Hintergrund tritt, besprach der Redner mehrere von dem letzten Punkte aus angestellte Expeditionen, deren Resultate zwar noch unvollkommen gewesen sind, aber doch die Kenntnifs des Landes wesentlich bereichert haben.

Herr Wolfers sprach über den bisherigen Verlauf des gegenwärtigen Winters in Berlin, und verglich denselben mit früheren ähnlichen, woraus er auf den wahrscheinlichen weiteren Verlauf schlofs. Herr Dove fügte einige allgemeine Bemerkungen hinzu.

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